At midnight in Munic - Lorcan und Jelisaweta

Wo? In München
Wann? Ende August, kurz vor Mitternacht
Wer? Lorcan Scamander und Jelisaweta Bobrow

Endlich.
Heute war wieder mein freier Tag.
Ein Tag, an dem mir Azrael erlaubt hinzugehen, wohin ich will.
Zwar wurde ich trotzdem noch beschattet, aber ich hatte das Gefühl fast schon frei zu sein. Ich saß nicht zuhause in einem damastenen Käfig und starrte an die samtene Wand.
Einmal im Monat gestattete mir mein Vater das Haus zu verlassen und hinzugehen, wohin ich wollte.
Frei zu sein....

Ich schlang meine schwarze Lederjacke enger um meinen Körper, als ich durch die Gassen streifte und mir München anschaute. In wenigen Tagen sollte ich hier in der Nähe aufeine Akademie für magische Wesen gehen.

Fast lautlos landete ich in einer Seitengasse und erhob mich geschmeidig. Den Blick immer noch starr auf mein neues Opfer gerichtet das seit einer Viertelstunde vergeblich versuchte vor mir zu fliehen.
Ein junges dummes Ding. Ich hätte es schon lange töten können um etwas von ihrem Blut zu bekommen, etwas was ich zwar nicht zwingend brauchte, mich allerdings stärkte.
Aber ich spielte zu gerne um es so schnell zu Ende zu bringen.
Eine leichte Bewegung meines Handgelenks reicht aus und die Schatten um mich herum stürzten sich auf das Mädchen das wimmernd aufschrie.
"Shhh... wir wollen doch nicht das uns jemand hört." schnurrte ich leise und schnipste ein Staubkorn von meiner geliebten Lederjacke.
Die Schatten um mich herum lachten leise und schmiegten sich eng an mich wärend ich lässig und ohne Eile weiter auf das Mädchen zuging das sich wiederaufrappelte um weiterzu laufen.
Dummes Ding... wusste sie den nicht, dass das für mich nur ein Spiel war? Sie hatte schon verloren als sie mich in diesem Club angelächelt hatte.

Ich hörte Wimmern und Schreien und eine kalte, herzlose Stimme, sowie das altbekannte Zischen von Schatten.
Ein grausames Lächeln huschte über meine Lippen und ich bog die nächste Seitengasse ab, als ein Mädchen auf mich zugestürzt kam.
Sie schrie etwas, von wegen ich sollte abhauen und krallte sich in meine Lederjacke.
Genervt packte ich ihren Kopf und brach ihr in einer flinken Bewegung das Genick.
"Dein Spielzeug?" fragte ich den Jungen, der ihr langsam nach schlenderte und deutete auf den leblosen Körper vor mir.
Meine kalten, blauen Augen huschten über seine Gestalt und ich zog meine Augenbraue hoch. Hmm....Nicht schlecht.

"Du hast es kaputt gemacht." stellte ich trocken fest als ich meine Beute in den Armen eines hübschen Mädchens entdeckte. Naja, was solls dachte ich mir und zog das leblose Ding zu mir. Wenigstens ihr Blut sollte noch warm sein. "Auch einen Schluck? Schließlich hast du sie erlegt." lächelte ich als ich die ersten Schlucke getrunken hatte.
Nicht schlecht... vielleicht etwas alkoholisch aber nicht schlecht. Zufrieden leckte ich mir das rote Gold von den Lippen und hielt die Kleine meiner Mitjägerin fragend hin wärend ich sie in aller Ruhe musterte.
Süß...
Und einer von uns. Ein kühles Lächeln zuckte über meine blutverschmierten Lippen. Kein Reinblut, aber nicht schlecht...

"Tut mir Leid. Ich hasse es, wenn man meine Klamotten dreckig macht." antwortete ich ihm lächelnd und warf ihm den Körper förmlich in die Arme und fegte mir demonstrativ Dreck von meiner Jacke.
"Nein, danke. Bin bedient. Außerdem stehe ich eher auf heiße Typen, als dreckige Schlampen."
Deutsch....Was für eine Sprache. Bei Englisch hatte ich mittlerweile keinen russischen Akzent mehr, doch wenn ich Deutsch sprach, hörte man in jeder Silbe meine Herkunft heraus.
Ich musterte den Nachtschatten vor mir und leckte mir über die Lippen, als ich auf seine blutverschmierten Lippen sah.

Ich zuckte nur mit den Schultern. Wer nicht will der hat schon, und trank gierig weiter. Die Schatten schmiegten sich schon fast Schnurrend an mich, als ich stärker wurde. Nicht das diese kleine Verfolgungsjagd mich sonderlich angestrengt hätte. Nicht mal meine Frisur war irgendwie durcheinander. Aber in den letzten Tagen war ich auf bitten von Ly zuhause geblieben. Ihm gings nicht sonderlich gut und ich würde ihn NIE im Leben alleine lassen wenn er krank war.
Nach dem es ihm heute besser ging hatte er mich nach draußen geschickt um zu jagen.
Als ich das Mädel ausgetrunken hatte schupste ich ihre Leiche in die Gasse und leckte mir den Rest Blut aus dem Mundwinkel.
"Du kommst nicht von hier." stellte ich ruhig fest und mein Blick lag weider auf der Dämonin. Mein Deutsch war inzwischen so gut wie akzentfrei. Ich hatte es schon in Hogwarts gelernt, da die meisten Bücher über uns in dieser Sprache verfasst waren.

Ich lehnte mich an eine Backsteinmauer und betrachtete meine Fingernägel, während der Typ fröhlich vor sich weiter trank.
Der Typ ist komisch..Geh da weg. Ich verdrehte die Augen. Schnauze.
Da war sie wieder. Die fast schon harmlose, keiner Fliege was zuleidetuende Jelisaweta in mir drin.
"Du hast recht. Ich komme nicht von hier. Ich bin das erste Mal hier in München." antwortete ich und beobachtete ihn.
"Und du?"

"Ich wohne hier," erklärte ich wärend ich sie erneut musterte. Halbblut. Hielt ich eigentlich nicht viel von aber sie war ganz hübsch und schien nicht sonderlich verweichlicht.
Ein großer Pluspunkt.
"Was führt dich in die magschische Hochstadt?"
Die Laternen an der Straße störten mich etwas, so das ich sie kurzerhand flackern und schließlich erlöschen ließ.
Tiefe Dunkelheit umgab uns. Etwas was in München leider nicht häufig vorkam.
Aber es war schon viel angenehmer.
Außerdem konnte ich sie jetzt besser sehen.

"Nett." antwortete ich beiläufig, mit einem Blick, der das klare Gegenteil zeigte. Ich mochte es hier nicht. Ehrlich gesagt....mochte ich es nirgendwo. Nicht einmal zuhause war ich glücklich.
Bei diesem Gedanken zischelte etwas hinter mir und der Schatten, der von meinem Vater befehligt wurde, ließ wieder von sich blicken.
"Ich sehe mich um. Nicht mehr. Und nicht weniger." antwortete ich langsam. Außerdem genoss ich die Fast-Freiheit, die mir mal wieder zuteil wurde.
"Wie alt bist du?" fragte ich ihn dann und hob meine Augenbraue, als er das Licht ausmachte. Augenblicklich sah ich mehr und mir war nicht mehr so unwohl zumute. Obwohl ich nur ein halber Dämon war, war Licht mir verhasst.

Ein Zischeln drang an meine Ohren und ich hob den Blick. Es hörte sich fast so an wie Mein Schatten.
Der Schatten der mich nie verließ. Nicht mal wenn ich in der prallen Sonne lag. Im Moment hatte er sich um mein Handgelenk gewickelt, direkt über meinen Puls.
Sie sah sich also um... irgendwie fiel es mir schwer ihr zu glauben.
"Ich bin 18, du?"
Locker lehnte ich mich gegen die Mauer und krammte nach einer Zigarette. Zwar hasste ich Feuer wie die Pest.
Aber rauchen war angenehm und entspannend...

Der riesige Schatten schlängelte sich über meine Schulter und angewidert versuchte ich auf Abstand zu bleiben. Ich wusste, dass der Junge vor mir für meinen Vater ein gefundenes Fressen darstellen würde. Und der Schatten hinter mir wusste es auch. Mein Blick huschte wieder über den Jungen und blieb an einem Schatten an dessen Handgelenk hängen. Er hatte also auch Begleitung. Auch, wenn sein Schatten ihm wahrscheinlich helfen würde, anstatt ihn zu erwürgen, wie es meine Begleitung wohl tun würde, wenn sie dürfte.
"Siebzehn." antwortete ich. Jedenfalls würde ich mich als Siebzehnjährige ausgeben.
"Krieg ich auch eine?" fragte ich, als er eine Kippe rausholte.
Du solltest nicht rauchen....Das ist schlecht. - Ich kann tun, was ich will!
Aber...was ist mit den gelben Zähnen? Den Pickeln? - "Ich bin ein unsterblicher Dämon, also wird mich das schon nicht aufhalten!" entfuhr es mir knurrend und ich biss mir auf die Lippe, als ich spitzbekam, dass ich das gerade laut gesagt hatte.
Super gemacht! Da hast du den Salat. - Entschuldige...
Ruhe in meinem Kopf. Endlich...

Ein lachen kam über meine Lippen und ich reichte ihr die Schachtel. "Du solltest aufhören mit ihnen zu reden. Das kann anstrengend sein."
Das sagst ausgerechnet du?
Ah wie auf Befehl. Ich hab schon gewartet. Habt euch ja ordentlich Zeit gelassen.
Wenigstens hatte ich nicht zwei Persönlichkeiten... so weit ich wusste.
"Wer ist dein Schatten?" ich sah das Ding an das sich um sie wand.
Er schien nicht so harmlos zu sein wie meiner.
Wieso hatte sie ihn noch nicht getötet?

{bin kurz essen :*}

"Ich korrigiere. Es ist anstrengend." knurrte ich düster und nahm mir eine Zigarette.
Der Schatten hinter mir zischte sauer und ich spürte förmlich die Missbilligung meines Vaters, ob meiner Tat.
Doch er konnte nichts tun. Einmal im Monat stand es mir frei, zu tun, was ich wollte. Einmal im Monat.
Weißt du....schonmal überlegt, was unser Bruder sagen würde, wenn er dich jetzr hier sähe?
Er ist MEIN Bruder. Nicht deiner. Außerdem würde er mitrauchen.
Wenn du meinst...
"Das....ist ein Schatten, der mich tot sehen will, weil ich ihn total nerve und er kein Babysitter für mich spielen will. Nur leider hat er da keine andere Wahl."
Mehr würde sie nicht sagen. Der Schatten, der ihren Hass auf ihn spürte, wandte sich um ihren Hals.
Als ob nichts wäre, zündete sie sich die Kippe an und sog den giftigen Rauch ein.
63 Jahre lebte sie mit diesem Schatten und mittlerweile war sie seine Drohungen gewöhnt.

"Wieso bringst du ihn nicht zu erst um?" fragte ich sie kühl und gelangweilt wie ich eben immer klang.
Ich hätte keine Lust mich Babysitten zu lassen.
Meine Eltern hatten das aufgegeben als unser letzer Babysitter auf tragische weiße ums Leben kam, nach dem er Ly geschlagen hatte, weil der ihr ihre Perlen geklaut hatte.
Natürlich war das auf meinem Mist gewachsen.
Aber was hatte die Person auch gedacht wer sie wäre?
Niemand, absolut NIEMAND legte ungestraft Hand an meinen Bruder!
Die Schatten um mich herum wurden nervös als ich schon bei dem Gedanken so wütend wurde.

Ihr Blick verhärtete sich.
"Könnte ich....." sagte ich langsam. Aber meine Hand gegen meinen Vater zu erheben, bedeutete meinen Tod.
Azrael war unter vielen Nachtschatten bekannt. Schon vor Jahrhunderten hatte er es sich zur Lebensaufgabe gemacht andere Dämonen mithilfe seiner beschworenen Schatten jegliche Kräfte abzunemen und sie so zu töten.
Du ignorierst mich jetzt, oder?-Es gibt wichtigeres als dich.-Autsch.
Seit wann bist DU der Zyniker unter uns beiden, hm?-Du wirst wieder gefühlsduselig, Schätzchen.
"Aber bringen würde es nichts. Er würde stärkere Schatten beschwören." Ich versuchte die Stimme in meinem Kopf zu ignorieren.
Weißt du...du bist gemein. - Ich weeeiß.
Ich nahm das nervöse Zischeln der Schatten um den Jungen herum wahr. Er schien wütend zu sein. Fragend hob ich eine Augenbraue.

"Du bist schwach." meinte ich leicht abwertend und versuchte wieder runter zu kommen. Ich wurde einfach viel zu schnell sauer.
Ly meinte mal Yoga würde da helfen. Ich hatte zur Strafe einen ganzen Tag sein Glitzerzeugs versteckt.
War lustig gewesen ihn hysterisch durch die Wohnung laufen zu sehen.
Sei nicht so gemein, wir haben eh keine Freunde!
Ach ne, überleg mal warum.
Na wegen mir sicherlich nicht! Ich bin ein Engel!
Wer hatte gleich noch mal einen ganzen Stadteil lahmgelegt weil es ihm zu hell war?
Eben es war zu hell!
Ich verdrehte die Augen und seufzte leise. Vollidiot!

"Schwach??" fragte sie ihn sauer. Drei weitere Schatten tauchten neben ihr auf, diesmal ihre eigenen.
"Wag es nicht, mich als schwach zu bezeichnen!" Die Schatten umhüllten sie und zischten wütend, ehe sie sie mit einer kleinen Handbewegung wieder hinter sich scheuchte.
Sei nicht gleich so sauer...So machst du dir keine Freunde...
Ich will keine Freunde.
Ich aber! Im Gegensatz zu dir, will ich mein Leben nicht allein verbringen...
Wer sagt, dass ich allein bin? Ich habe noch Alex.
Die Stimme schwieg wieder. Ich hatte meinen Zwillingsbruder und auch, wenn Azrael alles tun würde, um uns auseinander zu bringen, würde ich ihn unterstützen.

Ich lachte leicht. "Ja schwach. Du bist nicht mal ein Reinblut." oh es war einfach zu amüsant wie sie sich aufregte. Ich liebte es einfach zu sehr Menschen zu provozieren und sie zur Weißglut zu treiben.
Ich nahm einen weiteren Zug meiner Kippe.
"Oder willst du etwas anderes behaupten?" fragte ich sie kühl und überheblich lächelnd.
"Ein Fingerschnipsen meinerseits und das wars..."
Wie leicht sie in die Luft ging.
Scheinbar keine sonderlich gute Selbstbeherrschung.

"Halbblut...Aber wahrscheinlich älter als du und viel erfahrener. Also pass auf."
Zwar waren 67 Jahre für einen Dämon nicht viel, aber immerhin war ich trotzdem ein halbes Jahrhundert älter als der Typ vor mir und hatte wahrscheinlich viel mehr Tricks drauf.
Der Schatten meines Vaters bemerkte den Stimmungsumschwung und fühlte sich persönlich beleidigt.
Sollte er ruhig. Heißt, er würde mir helfen.
Ich schnippste die Reste der Kippe weg. Endlich hielt auch mal die andere Seite in mir die Klappe. Verkroch sich wahrscheinlich vor Angst irgendwo und machte keinen Mucks.