Casino Royale  ~ Nero und Anna ~ 

Ort: Casino in Las Vegas

"Also eigentlich trete ich in genau 3 Wochen meine Stelle als Lehrer an."
Amüsiert registrierte ich wie die Augen des jungen Dings neben meinem Stuhl sich weiteten, aber ich behielt mein geheimnisvolles Mienenspiel bei. "Ich hätte nie gedacht, dass Sie Lehrer sind.", sagte sie dann verblüfft, aber wieder mit derselben ihrer Meinung nach wahrscheinlich erotischen Stimme, mit der sie mich gerade angesprochen hatte.
Wie kann man nur so klischeehaft dumm als Blondine sein?, schoss es mir in den Sinn, obwohl ich dem Mädchen wahrscheinlich unrecht tat. In dem Anzug, in dem ich eben noch am einem der vielen Tische gesessen hatte, machte ich wirklich nicht den Eindruck eines Lehrers. Ich hob ein wenig die Schultern und nippte an dem schweren Glas undefinierbaren Inhalts, aber das was drin war, war af jeden Fall nicht zu verachten. Aus den Augenwinkeln nahm ich wahr, wie die Blonde mich musterte und setzte schnell ein höfliches Lächeln auf, dass zu meinem Anzugauftreten passte. Auch wenn es mich selbst verblüffte, ich hatte echt keinen Nerv für kleine naive Blondchen, denen ihr Vorderbau aus dem Kleid zu fallen drohte und die alles, was Hosen trug, mit ihren Blicken auszogen. "Entschuldigen Sie mich.", murmelte ich und schob mich an ihr vorbei Richtung Spieltisch. Götter...es war ein Fluch, gut auszusehen. Jedenfalls, wenn man in einem Casino in Vegas war.

Die Stadt, die niemals zur Ruhe kam. Ja ... das passte wirklich wie die Faust ins Gesicht. Um mich herum blinkten die Reklamtafeln der Casinos in ihren grellen Farben, erpicht darauf, die Besucher anzuziehen wie das Licht die Motten. Leise wie ein Schatten glitt ich durch die Straßen und betrat schließlich das Gebäude, über dessen Eingang in grellen, neongrünen Lettern Casino Royal blinkte. Wie erwartet, war der Innenraum überfüllt von sich amüsierenden Menschen. Ich ließ meinen Blick schweifen. Gott, wenn meine Mutter erfuhr, wo ich mich herumtrieb, würde es eine Standpauke nach der anderen regnen, aber ich hatte es im Hotel nicht mehr ausgehalten und war schließlich ausgebüchst. Und nun stand ich hier - auf einem anderen Kontinenten in einem Casino und ließ mich von der Magie dieses Ortes umschmeicheln, ließ mich von dem Strom zur Bar treiben und bestellte mir dort einen Coktail. Genüsslich am Strohhalm schlürfend bannte ich meinen Weg durch die Menge zu einem der Spieletische, mir der Blicke, die mir folgten nur zu deutlich bewusst. Aber es störte mich nicht, nein, vielmehr erheiterte mich dieser Umstand und ich heizte das ganze Spiel ein wenig an, in dem ich mein Veelacharme freiließ.

Leise seufzend stand ich neben dem Pokertisch und linste aus den Augenwinkeln dem fetten Mann mit Glatze vor mir ins Blatt. Oh...Fail. Schadenfroh grinsend drehte ich mich um und machte automatisch einen Schritt zurück, um die brünette Schönheit vor mir nicht umzurennen oder ihr meinen Drink überzukippen. "Verzeihung, die Dame.", sagte ich automatisch und grinste das Mädchen charmant an.
Sie war jung...um einiges jünger als ich und magisch. Veela, wenn ich mich nicht irrte.
Ich grinste ein wenig. Das war ja mal interessant. Und vielleicht war sie ja ein Gespräch wert.
"Ganz alleine hier?", fragte ich und sah die Brünette mit leicht zur Seite geneigtem Kopf an.

Als eine äußerst männliche Stimme an mein Ohr drang, löste ich meinen Blick von der jungen Dame, auf die meine Aufmerksamkeit gefallen war und ich drehte mich um. Vor mir stand ein junger Mann ... Lichtgeist, wenn mich nicht alles täuschte. Er sah älter aus, doch das musste nichts bedeuten. Alter war nur eine Zahl. Ich selbst sah aus wie fünfzehn, hatte aber beinahe schon 300 Jahre auf den Buckel.
"Sieht so aus", ich schenkte ihm ein charmantes Lächeln und wickelte eine Strähne um meinen Finger, das Licht im Innenraum des Casinos brach sich in meinem Lapislazuli-Ring, der mir als Sonnenschutz diente und denn ich nie ablegte, es sei denn, ich verlor ihn, aber selbst dann war ich durch die Kette und das Armband geschützt.
"Und ich nehme an, du auch?", fügte ich hinzu und lehnte mich gegen die Kante, nahm den Strohhalm des Coktails zwischen meine Lippen und saugte daran.

Korrigiere: Vampirgene. Ich schob mir grinsend meine Sonnenbrille in die Haare, die ich auch hier drinnen nicht abgesetzt hatte und schenkte dem Mädchen fast automatisch ein charismaverströmendes Lächeln. Veela waren schon faszinierende Wesen. Wenn ich mich recht erinnerte, war meine erste Freundin eine gewesen. Wenn auch keine ganze. Ich dachte einen Moment nach, aber ihr Name wollte mir partout nicht einfallen. Naja, im Laufe der Jahre hatte ich auch eine beträchtliche Anzahl an Partnern und One Night Stands gehabt. Bevor ich mit den Gedanken abdriftete, konzentrierte ich mich wieder auf das Mädchen vor mir. Wie alt war sie? Sie sah aus wie 16, höchstens 18, aber bei Vampiren war das Alter ja immer so eine Sache.
"Korrekt...bei dir fällt es nur mehr auf." Ich hatte Recht. Hier tummelten sich hauptsächlich Menschen ab 20 Jahren aufwärts, die Brünette und ich waren die einzige, die magischen Blutes waren. Ich grinste ein wenig. Ein Mädchen, dass für normale Menschen 15 sein konnte, fiel hier auf.

Ich saugte an meinem Strohhalm und genoss das Gefühl des Alkohols, der angenehm in meinem Inneren brannte. In meinen Rücken spürte ich zahlreiche Blicke, doch sie ließen mich kalt. Ich wusste, was die Meisten hier dachten. Entweder ...Was macht so ein junges Mädchen hier drin? oder aber Wie bekomme ich sie bloß rum?, die Menschen waren einfach zu einfach zu durchschauen. Anders als der Lichtgeist vor mir. Wie alt mochte er sein? Älter als achtzehn auf jeden Fall.
"Ich bin Anna und du?", stellte ich mich dann einfach vor, stieß mich von der Kante ab und trat auf ihn zu. Schlecht sah er nicht aus und ich war heute mit dem Vorhaben hergekommen, ein wenig Spaß zu haben und mich abzulenken. Und ein potenzieller Partner stand direkt vor mir. Also why not? Bei seinen nächsten Worten musste ich lachen, glockenhell hallte es durch den Raum und noch mehr Blicke richteten sich in unsere Richtung Ich senkte die Stimme zu einem Flüstern.
"Alter ist nur eine Zahl, wenn sie wüssten, wie alt ich wirklich bin ...", schmunzelte ich und wickelte noch eine Strähne um den Finger.

Ich zog den Kragen meines schlichten, aber dennoch eleganten Anzugs zurecht und nahm meine Sonnenbrille ab. "Nero...", sagte ich und fuhr mit meinem Ärmel über die dunklen Gläser während ich mein Gegenüber unverwandt ansah. Ein flüchtiges Lächeln huschte über mein Gesicht und ich schob mir meine Brille wieder in die Haare zurück. "Du ziehst zu viel Aufmerksamkeit auf dich, Anna...", bedeutete ich ihr leise und sah kurz durch den Saal. Gut die Hälfte der Gäste hatte sich in unsere Richtung gedreht. "Verlässt du dich so sehr auf deine Gene....was ein fauler Trick.", bemerkte ich und ein laszives Grinsen umspielte meine Lippen. "Ich will es gar nicht wissen...also shht."
Ich legte mir einen Finger an die Lippen und wippte kurz mit den Augenbrauen in Annas Richtung ehe ich mir von einem vorbeieilenden Kellner ein Glas schnappte. Mit Alkohol machte doch alles mehr Spaß.

"Wer weiß", ich schenkte ihm ein Grinsen, das dem seinen in Laszivität um nichts nachstand und wickelte mir eine braune Strähne um den Finger. Das Licht im Casino brach sich in meinem Ring. Die Blicke der anderen Gästen waren mir nur zu deutlich bewusst, doch es machte mir nichts aus.
"Hm ... Nero ... ist ein schöner Name", ich ließ ihn mir auf der Zunge zergehen wie heiße Schokolade und zog an dem Strohalm. Enttäuscht stellte ich fest, das der Alkohol in meinem Glas zur Neige ging.

"Unfair...", sagte ich trocken und rührte mit einer aufgespießten Olive in meinem Glas herum. "Ich bin nicht gerne der Verlierer...aber wer kommt schon gegen Veelacharme an?"
Ich seufzte einmal leise ehe ich einen Schluck nahm und grinsend feststellte, dass sie meinem Namen mochte. "Nach dem Kaiser Roms...dessen sich alle Historiker schämen."
Naja...was sich meine Eltern nur bei dem Namen gedacht hatten. Ich sah Anna wieder an und schnappte ohne hinzusehen ein Cocktail von einem vorbeigehenden Kellner und hielt ihn ihr mit einem charmanten Grinsen und einer angedeuteten Verbeugung hin. "Mit Alkohol macht doch alles mehr Spaß, nicht wahr, Anna?", fragte ich dunkel grinsend.

Ich lachte. Leise und glockenhell, versetzt mit Veelacharme hallte es von den Wänden wider und langsam bildete sich eine Traube an Menschen um uns herum, die sich von ihrer Neugier, was es mit den zwei seltsamen Gästen auf sich hatte, umhertreiben ließen. Es waren vor allem Männer, jeglichen Alters. Ich seufzte leise auf und ignorierte unsere Beobachteter.
"Ich verliere auch nicht gerne", schmunzelte ich und wickelte wieder eine Strähne um den Finger, trat einen Schritt vor, entging so der Hand, die sich in Richtung meines Hinterns bewegt hatte. Es war schon schön, schnelle Reflexe zu besitzen, auf Betatschen von fremden Männern, wenn ich es nicht wollte und die noch dazu Schwabbelhände besaßen, hatte ich keine Lust. Doch durch die Veränderung meiner Position trennte mich nur noch wenige Millimeter von Nero.
"Ach, lass die Historiker reden, es ist nur ein Name, wenn auch ein wohlklingender", ich sprach leise, für menschliche Ohren nicht verständlich. Als Nero mir ein Glas mit Coktail hinhielt, strahlten meine Augen. Wie recht er doch hatte und ich mochte Alkohol, jedenfalls ab und zu. Langsam wurde es mir doch mit den ganzen Beobachtern zu eng und das Geräusch der schlagenden Herzen, die das Blut durch die Adern pumpten, ließ mich nervös werden. Ich war ewig nicht jagen, so kam es mir jedenfalls vor. und der Typ, der mich betatschen wollte, stank erbärmlich nach Fisch und er kam mir näher. Aber wo sollte ich ausweichen? Vor mir stand der sexy Typ, hinter und mich herum die Menschen.

"Das hab ich mir schon fast gedacht.", sagte ich, meine Augen auf Anna gerichtet, doch ich nahm nur zu gut, die Traube Menschen um uns herum wahr. An dem Tisch, an dem ich lehnte, hatten sich fast alle zu uns umgedreht und sahen Anna mehr oder weniger dumm an. Ein schwaches Grinsen im Gesicht sah ich in mein Glas und leerte es, schielte dabei von unten zu Anna, die einem der Männer auswich, die so töricht gewesen waren, den ersten Annäherungsversuch zu machen.
Dumm von ihnen. Niemand nahm Nero Lacroix sein Mädchen weg. Erst Recht nicht, wenn sie eine Veela war. Als der Typ wieder näher rückte stellte ich in aller Seelenruhe mein Glas ab und überbrückte das letzte bisschen Entfernung zwischen Anna und mir und senkte meine Lippen auf ihre. Dumpfes Gemurmel aus der Menschentraube drang an meine Ohren während ich die Veela vor mir küsste und die Menge zerstreute sich ein wenig. Irgendwann, nachdem ich entschieden hatte, dass wohl nun der letzte Depp begriffen hatte, dass dieses Mädchen zu mir gehörte, löste ich mich und richtete mich grinsend auf. Sie hatte nach ihrem Cocktail geschmeckt, ich hatte die genaue Sorte ihre Getränks herausgeschmeckt. Und irgendwie...würde ich es gerne noch einmal schmecken. Aber ich sagte nichts sondern beugte mich nur noch einmal kurz zu ihr runter und raunte ihr ins Ohr: "Gern geschehen."

Aus dem Augenwinkel nahm ich war, wie der fette nach Fisch stinkende Kerl einen erneuten Versuch unternahm und wappnete mich für den nächsten Schritt, der mich nur noch näher an den Lichtgeist treiben würde, als besagter schon sein Glas abstellte.
Was er wohl ..., doch bevor ich den Gedanke auch nur zu Ende denken konnte, spürte ich leicht raue Lippen, wie sie sich an meine schmiegten, konnte seinen Geruch einatmen, die Wärme seines Körpers spüren. Jedes andere Mädchen wäre wohl ausgetickt, doch ich tat nichts dergleichen, im Gegenteil, ich erwiderte den Kuss und musste leise schmunzeln, als das Raunen durch die Menge ging. Nach einer Weile löste sich Nero von mir und ich holte Luft. Meine Wangen glühten rot und ich schmunzelte. Wow! So wurde ich schon ewig nicht mehr geküsst ... ich sah auf seine Lippen.

Lässig grinsend nahm ich mein Glas wieder auf und lehnte mich wieder zurück, ließ es mir wieder auffüllen und prostete dem fetten Kerl, der Anna angraben hatte wollen, höflich zu, meine Augen blitzen dabei jedoch wie Eis auf. Eingeschüchtert wandte der Kerl sich ab und machte das er weg kam. Zufrieden grinsend sah ich Anna wieder an und hob, eine Augenbraue angehoben, auch in ihre Richtung mein Glas.
"Auf uns, würde ich sagen.", meinte ich und nahm einen Schluck meines Getränks.
Wärme breitete sich in mir aus und der Alkohol hinterließ ein Kribbeln auf meiner Zunge. Vielleicht war es aber auch nur die Nachwirkung von dem Kuss.

Endlich verschwand der Gestank um mich herum und ich strich mir das Haar nach hinten.
"Auf uns", ich prostete Nero zu und nahm einen Schluck des dunklen Coktails,
Mhm, Mandarine lecker ... ich leckte mir über die Lippen und genoss die Wärme, die durch mich floss. Die restlichen Menschen zerstreuten sich nach und nach, Neros Blick schien sie einzuschüchtern. Ich nahm noch einen Schluck und musterte Nero. Der Anzug stand ihm echt, das konnte ich nicht bei allen behaupten.

"Frag dich jetzt, was du getan hättest, wenn ich nicht dagewesen wäre.", sagte ich leise und drehte das Glas in meiner Hand während mein Blick auf Anna ruhte.
"Hättest du dann die Feurigkeit der Veela unter Beweis gestellt?"
Ich grinste ein wenig, amüsiert von meinem eigenen Witz und allgemein der ganzen Situation hier.
Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass der Abend noch so amüsant werden konnte.
Wie sehr ich mich doch da geirrt hatte.
Aber ich war doch irgendwo sehr erfreut über diese positive Wende.

"Vielleicht", grinste ich zurück und leckte mir kurz über die Lippen.
"Eine Veela plant nie, sie liebt es spontan", ich lachte amüsiert und musste feststellen, dass Nero ein angenehmes Lachen besaß. Nicht so ein ekelerregendes, wie manch anderer Mann, der bis jetzt in den 280 Jahren meinen Weg gekreuzt hatte. Wenigstens hatte das Blut in den meisten Fällen geschmeckt, auch wenn mich das Lachen abgestoßen hatte. Nur in wenigen Ausnahmen war der Geschmack des Lebenssaftes genauso würgreizauslösend. Aber ich hatte nicht vor, Nero zu beißen. Erstens war er wie auch ich übernatürlich und zweitens hatte ich heute auch kein Verlangen nach Jagd und Mord. Außerdem war mir der Mann vor mir sympatisch und der Abend nahm eine überraschende, wenn auch positive Wendung an. Hätte ich nie erwartet, als ich über die Schwelle des Casinos getreten war. Doch langsam wurde mir hier die Luft zu knapp und ich sah meine neue Bekanntschaft kurz fragend an.
Ob er wohl hier bleiben wollte?, fragte ich mich und biss mir auf die Lippe, spürte den Geschmack des Blutes in meinem Mund und leckte es schnell ab.