1. Gang

"Fall langsam, dann hast du mehr davon." meinte Calvin lachend. Dann streckte ihm die Hand aus, um ihm aufzuhelfen. Dass jemand beim Bücken einfach umfiel.. das hatte er auch noch nicht erlebt. Calvin kam aus dem Lachen kaum noch heraus.

Ich nahm seine Hand und ließ mir aufhelfen. Beschämt lief ich im Gesicht rot an. Das war recht peinlich... "Mir passieren immer die dümmsten Dinge", gab ich kleinlaut zu. Beim Bücken hinfallen... Noah, da hast du wieder etwas Unglaubliches hinbekommen.

"Ja, ich denke davon kann ich mir jetzt ein Bild machen." meinte Calvin und beruhigte sich langsam wieder. "Wenigstens ist kein Obst dabei zu Schaden gekommen." meinte Cal mit gespielter Sorge.
"Hast du ein Gleichgewichtsproblem oder sowas?" erkundigte er sich dann ernster. In diesem Falle durfte man sich natürlich nicht darüber lustig machen.

"Ach, das Obst ist wichtiger? Und was ist mit mir?", erwiederte ich mit gespielter Traurigkeit. "Naja, wenn ich mich zu schnell nach unten bücke, dann wird mir schnell schwindelig oder ich verliere einfach mal den Halt. Gleichgewicht halten ist, sagen wir mal, nicht meine Stärke", antwortete ich und kratzte mich leicht am Hinterkopf.

"Ach, du siehst aus, als könntest du ganz gut auf dich selbst aufpassen." meinte Calvin beruhigend mit einem Zwinkern. "Na wenn das so ist, dann solltest du dich vielleicht besser irgendwo festhalten." schlug er dann mit einem Lächeln auf den Lippen vor.

"Gut gerettet." Ich musste kurz lachen. "Hm, du könntest recht haben...", sagte ich und hielt mich dann an Calvin fest. "So besser?" Ich könnte mir ein chamantes Lächeln nicht verkneifen.

"Du fasst ständig die falschen Stellen von mir an." meinte Calvin mit gespielter, engelsgleicher Unschuld und lachte dann. "In welches Haus wurdest du gesteckt?" erkundigte er sich dann, um den Gespräch neuen Wind zu verleihen.

"Ach wirklich? Wo soll ich denn lieber anfassen?", erwiederte ich zwinkernd.
"Ich wurde bei den Füchsen eingeteilt. Wo hat es denn dich hinverschlagen?" Bei meinem Pech würde er wohl in einem anderen Haus sein.

"Ich denke da finden wir schon was." meinte Calvin und zwinkerte erneut. Beobachter dieser Szene würden sich sicher inzwischen fragen, ob er vielleicht an einem nervösen Augenleiden litt.
"Ich bin bei den Falken. Ich weiß nur noch nicht, ob das gut oder schlecht ist." Eigentlich gefiel es ihm. Falken waren echt anmutige Tiere. Und sie waren frei.

"Da bin ich ja mal gespannt", gab ich mit einem Lächeln zurück.
"Ein Falke also. Ich frage mich auch, ob die Einteilung einem irgendetwas sagen soll. Für irgendetwas müssen die Häuser ja stehen." Mir wurde bewusst, dass ich immer noch nicht von ihm abgelassen hatte. Ich hoffte, nur, dass das nicht unangenehm wurde.
"Kennst du eigentlich schon welche, die in deinem Haus sind? Ich habe nämlich keinen bei mir, den ich irgendwie kennengelernt habe."

"Naja wenn du ein Fuchs bist.. Füchse sind doch schlau. Und listig. Und weich. Trifft das auf dich zu?" fragte Calvin lachend. "Und bevor du zu schlau ja sagst - denk an dein kleines Missgeschick von eben." fügte er lachend hinzu.
"Ich habe ein paar Leute kennengelernt, aber die waren nicht in meinem Haus. Ich glaub die waren sogar Füchse." stellte er fest. "Wenn dem so ist, dann hast du auf jeden Fall ein paar nette Leute bei dir im Haus. Ich bin ja auf die Falken mal gespannt.."

"Hey!", schmollte ich ein wenig. "Ich bin vielleicht jetzt nicht gerade listig oder schlau gewesen, aber immerhin bin ich kuschelig", fügte ich hinzu stieß ihn leicht an.
"Oh, das wäre beruhigend, wenn dem so wäre, aber wenn nicht, gibt es ja doch noch jemanden, zu dem ich laufen kann." Daraufhin zwinkerte und lachte ich ein wenig.

"Kuschelig? Na das ist doch mal eine Eigenschaft, für die es ein Haus geben sollte." lachte Cal. "Also wenn du zu demjenigen läufst, dann versuche aber, dich nicht dabei zu bücken." meinte Calvin und musste schon wieder lachen, weil er den Sturz vor eben wieder vor Augen hatte. Was ein merkwürdiger Vogel, dieser Junge.

"Du bist doof." Ich setzte wieder ein gespieltes Schmollen auf. Jetzt zog er mich natürlich damit auf. "Kannst du nicht diesem Sturz vergessen?" Leicht fuhr ich ihm durch die Haare und blickte ihn mit großen Augen an.

"Bisher gibt es nichts, was mich das vergessen lässt." meinte Calvin charmant und gähnte ausgiebig. Er hatte zwar gut im Hotel geschlafen, aber das hätte er auch noch ein paar Stunden länger, wenn es nach ihm gegangen wäre.

"Kann ich denn nichts dafür tun, dass du es vergisst?"
Ich überlegte, ob ich nicht etwas tun konnte. Das mit dem Sturz war mir recht unangenehm.
"Oh, du scheinst etwas kaputt zu sein. Muss man dich wieder auf Trapp bringen?" Ich schenkte ihm ein charmantes Lächeln. "Vielleicht einen Kaffee? Oder irgendetwas Anderes?"

"Ich weiß nicht, ob du das kannst." meinte Calvin weiterhin grinsend. Nach dieser Unterhaltung würde er wohl ein FaceLifting brauchen.
"Kaffee klingt." meinte er und gähnte erneut ausgiebig.

"Hm... Du lässt mir ja schon so gut wie keine Wahl mehr. Dann muss ich es eben herausfinden...", brachte nur noch hervor und küsste ihn sanft. Riskant war es allemal, aber hey, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. So war ich nunmal. Den Kaffee würde er ja immer noch bekommen können. Der läuft ihm ja nicht weg...

Calvin war sehr überrascht, als Noah ihn plötzlich küsste. Der Junge lies aber auch nichts anbrennen. Obwohl es noch viel zu früh für einen Kuss war, lies sich Calvin drauf ein. Der Junge sah immerhin gut aus und man lebte ja nur einmal. "Nicht schlecht." meinte er schließlich.

Ich lächelte nur und holte meine Thermoskanne aus meinem Koffer.
"Tut mir leid, aber das musste sein", sagte ich nur, während ich ihm eine Tasse Kaffee entgegenstreckte.
Ob es wirklich richtig war? Etwas nachdenklich lehnte ich mich dann zurück.

"So?" fragte Calvin interessiert und mit einem Lächeln.
Damit war der Tag wohl zumindest schon mal gerettet. Und die Zugfahrt wurde tatsächlich interessant. Und das ganz ohne Bananen!

"Ja, ähm, du hast es... förmlich darauf angelegt", antwortete ich lächelnd.
"Schmeckt der Kaffee? Nicht, dass du mir noch einschläfst." Ein kurzes Lachen könnte ich nicht zurückhalten. Ich war wirklich gespannt, wie die Zugfahrt wohl noch werden würde.

"Er ist super" meinte Calvin, der bei seinem Kaffee eigentlich recht wählerisch war. Aber der Kaffee, den Noah mit sich trug, war wirklich köstlich.
"Sollen wir uns dann mal langsam in einem Abteil einquartieren?" fragte Cal, während er seinen Kaffee genüsslich schlürfte.

"Das freut mich."
Ich schenkte ihm wieder ein Lächeln und sah ihm dabei zu, wie er seinen Kaffee trank. "Sehr gerne", antwortete ich. "Wo möchtest du denn hin? Ich folge dir einfach." Frech streckte ich ihm meine Zunge heraus.

"Ich weiß nicht, lass uns einfach mal schauen, was wir so finden." meinte Cal und stapfte zuversichtlich drauf los.

tbc: Abteil 6