Hauptbahnhof am Bismarckplatz

"Einer von den Schlauen also..." Ich musterte Taylor mit meinen kühlen Augen, die eigentlich nur wenn ich mit Lyna alleine war, irgendeine Spur von Gefühl zeigten. "Hufflepuff..", sagte ich dann und deutete auf uns beide, verkniff mir dann ein kleines Grinsen und sah Taylor an.
"Lyanna.", sagte ich fast gleichzeitig mit meiner Schwester und zuckte dann die Schultern.
"Ich hab nur auf dich gewartet. So wie's aussieht, geht's zu Fuß zur Akademie."
Auch eine Umstellung, wenn man die Kutschen gewöhnt war.

"Joa...", gab ich darauf hin zurück und lächelte. "Ah, ihr wart also beide im selben Haus?" Meine Blicke blieben kurz in Ares' Augen gefangen, dann gab ich mich Lyanna wieder hin: "Tut mir leid, ich... Ich wusste nicht, dass das nur ein Spitzname ist... Ich konnte doch nicht wissen..." Ich brach den Satz ab. Ich wollte nicht zu viel sagen. Sie schien etwas aufgebracht und weiter reizen wollte ich sie auf keinen Fall.
"Da man die Akademie aber schon von hier aus erkennen kann, haben wir vielleicht Glück. Womöglich dauert es nicht lang bis dorthin."
Etwas nervös nach diesem blamierenden Auftritt von mir, schenkte ich den beiden Geschwistern ein Lächeln. Ich hoffte, ich würde mich nicht weiter ins Unglück stürzen...

"Schon okay", ich schaffte es, ein schwaches Lächeln auf die Lippen zu bannen, als ich seine Nervosität bemerkte. Er hätte es ja nicht wissen können, aber ich konnte mir nicht helfen. Immer, wenn mich jemand anderes außer Ares Lyna nannte, spürte ich diesen Zorn in mir. Niemand außer meinen Bruder durfte mich so nennen, es erinnerte mich zu sehr an meine Eltern, die mich oft so gerufen hatten. Ihr Tod lag nun schon sieben Jahre zurück und doch hatte ich ihn nie verarbeitet oder gar überwunden. Es verging kein Tag, an dem ich mich nicht nach meinen Eltern sehnte.
"Dann lass uns gehen", sagte ich zu den beiden Jungen und ließ mir nichts anmerken, was ich dachte. Mein Blick glitt über die Massen und ich verzog kurz die Miene. Schrecklich ...

Ich sah dem Typen, der Anna angerempelt hatte, augenverdrehend hinterher. Das war doch die Krönung.
"Ich hoffe nur, die haben nicht vor, sich hier auf ewig einzuquartieren." sagte ich auf die neuen Hogwartsschüler bezogen, die überall wuselten, wie die Maden. Schrecklich. Schrecklich, schrecklich, schrecklich - nichts konnte den Auftakt dieses Schuljahres treffender beschreiben, als dieses Wort.

"Wieso müssen die überhaupt uns auf die Nerven fallen? Wir sind immerhin eine übernatürliche Schule und das sind nervige Sterblichen", man hörte nur zu deutlich meinen Frust heraus, an sich fand ich Menschen nicht schlimm, aber die Hogwartsschüler nervten mich jetzt schon extrem.
"Können die nicht nach Durmstrang oder Beauxbaton verschwinden?", brummte ich weiter und holte die Schachtel mit den Zigaretten heraus, um sie in meinen Fingern hin und her zu drehen.

"Oh Merlin, ja!" meinte ich zustimmend und war schon dabei, meine zweite Zigarette anzuzünden. Die Menschenmassen stressten mich und wenn ich gestresst war, rauchte ich mehr als an normalen Tagen. Wer achtete schon auf seine Gesundheit?
"Ehrlich, keine Ahnung, wieso die hier sind. Aber wenn mir einer dumm kommt, ich schwöre bei den Göttern, ich werde ihnen alle das Leben zur Hölle machen."
Jahaaa, man merkte mir kaum an, dass ich ziemlich genervt von der ganzen Hogwartsgeschichte war.

"Zwillinge eben.", sagte ich knapp und sah Taylor kurz verständnislos an. Was schaute der denn so?
Ich beließ es bei einem Stirnrunzeln und lächele kurz auf Lyna runter, ich wusste genau, woran sie gerade dachte, wahrscheinlich, weil ich das jedes Mal selbst tat, wenn ich sie Lyna nannte.
Aber einen anderen Namen gestattete ich mir nicht. Ich durfte nicht vergessen, wie Mum und Dad sie immer so genannt hatten und vor allem durfte ich nicht vergessen, was danach passiert war.
Ich krampfte kurz meine Hand in der Jackentasche zusammen, atmete innerlich dann aber tief durch und setzte wieder meinen distanzierten Blick auf. "Los gehts...bevor wir hier noch totgetrampelt werden.", sagte ich und schob mich durch die Massen, darauf achtend, dass Lyna direkt neben mir war.

tbc: Akademie, Eingangshalle oder Königshalle..?

"Verstehe", antwortete ich nur ebenfalls knapp und folgte den Beiden.
Ich wusste noch nicht, wohin uns das führen sollte, aber vielleicht
würde ich jetzt etwas Glück haben. Außerdem wäre etwas zu essen
nach der Zugreise nicht verkehrt. Naja, desweiteren war da noch Ares,
aus dem ich noch nicht ganz schlau wurde, aber er reizte mich irgendwie,
positiv natürlich...

tbc: Akademie Of Lost Souls - Akademie - Erdgeschoss - Königssaal

14. September 2020 || Montag || ca. 16:00 Uhr

Ich folgte Sashas Beispiel, nahm eine zweite Kippe aus der immer leerer werdenden Packung und seufzte genervt auf, als mein Feuerzeug seinen Geist aufgab. Das hatte mir gefehlt! Ich knurrte leise auf und spürte wie ich kurz vorm Explodieren stand, meine Augen mussten bereits rot lodern, was man aber dank der Sonnenbrille nicht sah.
"Kannst du mir Feuer geben?", bat ich Sasha, eigentlich bat ich nicht gerne, aber das hier war eine absolute Notfallsituation.

Ich kicherte leicht als er mich durch die Gegend drehte und klammerte mich an ihm fest. "Keine Sorge, so lange dauert es nicht mehr. Wir müssen dann nur noch hochlaufen." grinste ich und kniff ihm leicht in die Seite. "Meine Vorräte sind bis dahin noch nicht ganz aufgebraucht, hoffe ich. Und bis es essen gibt... hm... keine Ahnung. Was möchtest du den machen?" fragte ich ihn lächelnd.
Fragend sah ich zu ihm auf.

14. September 2020 || Montag || ca. 16:00 Uhr

Ares schien zu wissen, woran ich dachte. Eigentlich wundert mich das nicht, er kannte mich am besten, was auch kein Wunder war, immerhin war er mein älterer Bruder, mein Zwilling, meine bessere Hälfte. Bei dem Schatten, der kurz in seinen grünen Augen aufblitzte, legte ich ihm kurz beruhigend eine zierliche Hand auf den Arm und lächelte leicht. Ich war ihm nicht böse, auch wenn er es hasste, schwach zu sein, wie er dachte. Doch in meinen Augen war er alles andere als schwach, er war der stärkste Mensch, den ich kannte. Ein anderer hätte niemals den Mut aufgebracht, sich gegen Jonathan aufzulehnen oder einen Mordversuch zu starten, um unser erbärmliches Leben zu retten, ein anderer hätte resigniert, ich hatte resigniert, doch nicht Ares. Ares war ein Kämpfer, mein Held, mein Vorbild. Ich warf Taylor kurz einen Blick zu. Sein Blick schien regelrecht an Ares zu heften und kurz blitzte Eifersucht in mir auf. Zwar wäre ich froh, wenn mein Bruder jemanden fand, der ihn um seinetwillen liebte und ihn nicht abstieß, sollte er die Wahrheit erfahren, aber dennoch nagten leise Zweifeln an mir, die mir einflüsterten, dass mein Bruder mich dann vergessen und ich alleine sein würde. Es war nur eine dumme Angst und ich wusste, dass Ares eher sterben würde, als mich alleine zu lassen (mir ging es ja nicht anders) und doch begleitet mich diese Furcht oft wie ein Schatten. Ich schüttelte den Kopf, versuchte die Gedanken wegzubekommen und nickte auf den Vorschlag hin, ehe ich mich an Ares' Seite auf den Weg machte. Welcome to new School, dachte ich bei mir und richtete den Blick in die Richtung, wo ich die Schule erkannte.

Tbc: Königssaal || Akademie

FIRST POST

Ich schaffte ein paar wacklige Schritte aus dem Zug heraus ohne den Kopf zu heben. Meine Kapuze hatte ich tief ins Gesicht gezogen und die Sonnenbrille verbarg nicht nur meine dunklen Augenringe.
Aleryn hatte es sich in meiner Bauchtasche bequem gemacht, da ich mich weigerte etwas an zu ziehen was meine Arme zeigte.
Zusätzlich trug ich einen Schal der das Halsband verbarg, auch wenn mir so unglaublich heiß war, ja sogar mir als Gestaltwandler konnte heiß sein.
Ich sah nicht auf sondern hatte meinen Blick nur starr auf meine Füße gerichtet. Meine Krücken hatte ich nicht bei mir. ER meinte das käme wohl sehr erbärmlich herüber, weshalb ich versuchte so zu laufen. Etwas was mir nicht sonderlich leicht fiel.
Nervös leckte ich mir wieder über die aufgesprungene Lippe. Hoffentlich erkannte mich niemand.

"Hey!", stieß ich hervor und lachte.
Ihn so lächeln zu sehen machte mich irgendwie glücklich.
"Oh, ähm, ich weiß nicht... Was könnten wir beide denn noch so machen? Du kennst dich hier doch besser aus als ich." Ich kraulte ihm leicht hinter seinem Ohr. Ich mochte es irgendwie. Er war süß, musste ich zugeben. Ich war froh, dass wir Zeit zusammen verbrachten. Ebenfalls lächelnd sah ich tief in seine Augen.

Sofort erkannte Ria den Geruch und ließ von Kitty ab, um auf ihren High Heels zum Zug zu stürzen. Geschickt schaffte es die Blonde ihren Stiefbruder ausfindig zu machen. Mit bedachten Schritten kam sie auf ihn zu, zeigte ihre Hände so, dass er sie sehen konnte und sie als Ria erkannte, erst dann berührete sie ihn leicht, um ihn vom Zug weg zu helfen.
Mit einer leisen Stimme wisperte sie in sein: "Wo hast du deinen Krücken?"
Ihre Augen glänzten verräterisch, als sie Nate streiften und sie fühlte sich sofort geborgen und zuhause. Niemanden auf der Welt liebte sie mehr.

Als mich jemand berührte wollte ich zuerst zurückzucken, bis ich Ria erkannte. Meine kleine Prinzessin. "Hey..." krächzte ich heiser, etwas was vom schreien und weinen kam, was sie aber nicht wissen musste. Sie sollte sich keine Sorgen machen. Außerdem konnte ich so den Schal erklären.
Tief atmete ich ihren Geruch ein der mich so an Heimat erinnerte, an Sicherheit. "Nicht... dabei..." kurz stockte meine Stimme. Wie sollte ich ihr erklären das ich keine Krücken mehr hatte?
Das würde sicher nicht leicht werden.
Aber sie DURFTE einfach nichts bemerken! Oh man was für naives Wunschdenken...
Innerlich driftete ich schon wieder mit meinen Gedanken ab und musste mich förmlich zwingen ihr zuzuhören.

Von ihrem Vater war ihr eingetrichtert worden, Nate niemals nach seinem Verbleib zu fragen, niemals nach seinen Gründen für seine "Flucht", wie er es nannte.
Es lag ihr immer auf der Zunge und so hatte ihr Vater sie auf die Akademie geschickt, weit weg von Nate.
"Endlich bist du wieder bei mir! Ich habe dich so unendlich vermisst, dass glaubst du nicht!", meinte sie und sah ihn eindringlich an. Am liebsten hätte sie ihn umarmte und nie wieder losgelassen, doch sie wusste, wie er auf Berühren reagierte, darum bließ sie es bei einem Streichler über seinen Rücken.
"Warum hast du nichts gesagt, ich hätte dir im Zug geholfen?", erkudnigte sie sich.
Die Blicke der Jungs ignorierte sie, Nate durfte nicht wissen, was sie tat... wie sie es tat!
Er würde sie alle umbringen.

Zufrieden schnurrte ich vor mich hin als er mich kraulte und drückte den Rücken durch. "Uff... was könnten wir hier machen..."
Man kann hier einiges machen aber wir mussten ja auch noch hoch laufen.
Ich biss mir auf die Unterlippe und zog nachdenklich die Nase kraus.
Keine leichte Entscheidung.

"Ach so ein Schwachsinn, ich brauch keine Hilfe." es klang etwas abweisender als geplant und sofort tat es mir Leid. Ich wollte so nicht sein, nicht zu Ria. Den Blick immer noch starr zu Boden gerichtet biss ich mir auf die Lippe, die sofort wieder zu bluten begann.
"Tut mir Leid Prinzessin, ich hab dich auch vermisst." zwang ich ein Lächeln für sie auf meine Lippen.
Ich liebte Ria doch, sie war das letzte, das wichtigste was ich noch hatte.
Tief atmete ich durch, etwas was unangenehm in meinen Rippen zog.
Automatisch presste ich meine Hand auf meine Seite. Meine Fingernägel waren abgebrochen und blutig, aber das war mir selbst zu zu schreiben.
Daran war ich selbst Schuld.

Sein Schnurren gefiel mir. "Wollen wir sonst schon zur Akademie gehen und dort zusammen Zeit verbringen?" Als er sich auf die Unterlippe biss, sah er noch etwas niedlicher aus und ich konnte mir ein charmantes Lächeln nicht verkneifen. "Ich würde mich jedenfalls sehr freuen", gab ich dann zu und zog ihn etwas an mich.

Ria schrack nicht zurück, als er so barsch wurde, sie kannte das schon von anderen, aber bei Nate wusste sie, dass es nicht so gemeint war.
Eingehend betrachtete sie Nate und hätte am liebsten angefangen zu heulen, dass war doch nicht normal! Er war so abgemagert, schwach und brauchte ihren Schutz. Doch wovor musste sie ihn beschützen? Das galt es heraus zu finden.
"Ist schon gut, Nate, ich weiß, dass du es nicht so meinst", lächelte sie und schob ihn vorsichtig durch die Menschenmassen, sie war ständig darauf bedacht, dass ihn niemand berührete.
"Was hast du da? Lass mich sehen Nate und keine Widerrede!", verlangte sie und deutete auf seine Seite. Seine Hände waren blutig und knorrig... Ihr wurde schlecht, schlecht vor Kummer.

Anstatt in mündlicher Form zu antworten, kramte ich mein Feuerzeug wieder aus der Hosentasche und entzündete Annas Kippe. Ich fragte nicht gerne nach Feuer und Anna schien es genauso zu gehen, aber wenn einen das gute alte Feuerzeug im Stich ließ, hatte man keine andere Wahl.
Das Feuerzeug wieder in der Tasche verstaut, nahm ich meine Zigarette zwischen die Finger und schnipste die Asche ab. "Machen die wieder eine Hektik." meinte ich genervt und deute zu den Schülern, die schon zur Akademie aufbrachen. Als würden sie sonst irgendwas wichtiges verpassen. Pffth.

"Gerne." lächelte ich ihn fröhlich an. "Dann kann ich dir alles zeigen..." erst als ich es ausgesprochen hatte wurde mir bewusst das ich exakt diese Worte auch zu Calvin gesagt hatte und mein Lächeln fiel etwas in sich zusammen. Kurz ging mein Blick sturr ins Leere.
Dann schüttelte ich schnell den Kopf um diesen Gedanken zu vertreiben.
"Vielleicht brauchen ja mehr neue Füchse Hilfe." murmelte ich etwas leiser.

"Hey... Keep smiling, mein Lieber..." Etwas überrascht und traurig sah ich ihn an. Ich zog seine Mundwinkel hoch und lächelte, während ich wieder tief in seine Augen blickte. Ich mochte seine Augen. "Schau nicht so betrübt... Du bist viel schöner, wenn du lächelst. Eindeutig noch schöner." Ich drückte ihn wieder etwas an mich. "Ich möchte von dir eine Privatführung, also bitte lass uns gehen. Und wenn es dir nicht besser geht, dann sorge ich dafür", fügte ich dann hinzu und lachte.

"Ach nichts. Das ist gar nichts!" wich ich ihr sofort aus und versuchte zusätzlich meine Finger wieder zu verstecken.
Sie durfte das unter gar keinen Umständen sehen.
Da war Kraztspuren und Hämatome ohne Ende. Ich wollte ihr das nicht antun. Mir war schon beim Gedanken daran zum kotzen.
Aber ich hatte nichts mehr was ich hochwürgen konnte. Hunger hatte ich keinen mehr.
Schon seit Tagen nicht mehr.
Das letzte mal hatte mir gereicht als ich was schlucken musste.
Ich schob meine Sonnenbrille noch ein Stück höher. Sie verdeckte eine Narbe an meiner Augenbraue, so wie die Kapuze ein eingerissenes Fuchsohr verdeckte.
"Du siehst hübsch aus." lächelte ich Ria dagegen an.
Das war nicht mal gelogen, meine hübsche kleine Schwester.

"Nach 'gar nichts' sieht das aber gar nicht aus", murrte Ria und schob ihn in eine Ecke, wo man beide nicht erkannte. Schnell holte sie eine Salbe aus ihrer tasche und schob das Shirt einfach hoch.
Kurz erschrack sie und ihr Gesicht wurde kalkweiß, als sie die Wunden sah. Doch tapfer schmierte sie alles ein und richtete sich dann auf. Ehrlich gesagt, war Ria einer Ohnmacht nah.
"Und jetzt die Hand", forderte sie mit fester Stimme, aber wenn man ganz genau hinhörte, dann zitterte sie.
"Danke Nate", lächelte sie und fasste mit einer hand an sein Gesicht.
"Du auch, denn der Charakter ist entscheidet, mein lieber lieber Nate."