Schulleiterbüro

"Klein?" Beinah in kindlicher Empörung riss ich den Mund auf, rief mir aber gleich wieder ins Gedächtnis, dass ich kein 18 Jähriger mehr war sondern ein pflichtbewusster Lehrer.
Das Verb "sein sollte" hätte zwar besser gepasst, aber naja. Die Schüler waren ja noch nicht mal anwesend, also kein Grund zur Sorge. Ich folgte wachsam Elijahs Bewegungen, bis er am Fenster stand und seltsam ernst sagte, dass eine Bedrohung nahen würde.
Ich sah kurz zu Ken und senkte meinen Blick dann zu Boden. Nach dem Massaker, dass ja noch gar nicht so lange her war, war es eine bemerkenswerte Leistung, dass das Lost Souls überhaupt noch offen und nicht von der Regierung geschlossen worden war.
Natürlich kam die Vermutung nahe, dass die Schule nicht sicher genug war aber ich vertraute auf Elijah. Hatte ich eigentlich schon immer. "Mach dir keinen Kopf...die Schule hat bis jetzt alles überstanden und das wird sie auch weiterhin. Und wir stehen alle voll und ganz hinter dir."
Ich klappte den Mund zu und grinste. Hah, das klang pervers...egal.

"Du bist süß, weißt du das?" lachte ich leicht und schüttelte den Kopf. "Wenn du hinter mir stehst ist ja alles gut Kleiner." ich drehte mich um und zwinkerte ihm kurz zu.
Ok ja, ich war schon immer ein wenig vernarrt gewesen in den Süßen, aber flirten ging ja bis jetzt nicht.
Tja, bis JETZT. Und wer mich kannte das ich es liebte zu flirten.
"Ich mach mir keine Sorgen, ich bin nur wachsam. Dies ist ein Unterschied. Das wirst du noch lernen Kleiner wenn du so alt bist wie ich."
Hoffentlich wurde er es.
Hoffentlich würde er den bevorstehenden Krieg überleben.
Denn er würde Opfer fordern...

14. September 2020 || Montag || 9:00 Uhr

"Auf mich kannst du dich immer verlassen, das weißt du doch", sagte ich mit ernster Stimme. In den zwölf Jahren, die ich nun den Posten des Stellvertreters inne hatte, hatte ich stets die mir übertragenen Aufgaben pflichtbewusst erledigt. Wohl ein Tribut meiner Erziehung. Und auch sonst würde ich Elijah nicht enttäuschen, ich mochte ihn, er war ein guter Freund. Außerdem liebte ich die Soul und die Schule lag mir wirklich am Herzen. Anderenfalls hätte ich den Posten als Lehrer auch niemals angenommen. Ich war niemand, der sich aus Geldnot oder ähnlichem an jedem Strohhalm klammerte, auch ließ ich mich nur sehr, sehr selten zu etwas zwingen. Geld hatte ich ja genug und es waren auch schon mehr als 300 Jahre her, dass ich mich zu etwas hatte zwingen lassen, und das ja auch nur, weil ich als Jugendlicher Angst vor meinen Vater hatte, die mir die Kehle zugeschnürt und mich gefügig gemacht hatte. Mittlerweile hatte ich keine Angst mehr, Respekt ja, aber ich ließ mich nicht mehr von meinen Erzeuger herumschubsen und die Drecksarbeit erledigen. Wenn er mir mit der Masche ankam, erlebte er, was es hießt, einen Dämon wütend zu machen. Was mein Temperament anbelangt, kam ich ganz nach meiner Mutter und wenn man mich zur Weißglut trieb, gingen schon mal das eine oder andere Zimmer in die Luft oder wurden bis zur Unkenntlichkeit demoliert. Mittlerweile hatte auch Kieran Ceiteach kapiert, dass ich kein Kind mehr war, sondern auf eigenen Beinen stand. Dass er mir seine ganzen Ämter übertragen hatte, war wohl seine Art zu zeigen, dass er es kapiert hatte. Okay, gut, der andere Grund war seine damalige Verletzung gewesen und die Tatsache, dass es eine Weile gar nicht gut um ihn stand, aber nachdem er genesen war, hatte er dennoch keines der Ämter zurückgefordert, auch wenn ich es ihm angeboten hatte. Aber er meinte, er wolle sie gar nicht wieder haben und ich tue meine Sache eh gut. Okay, die Ämter und der Titel brachten Verpflichtungen mit sich und auch wenn diese oft nervten und mir keine Freude bereiteten, ich tat das für meine Familie. Für meine Mutter, für Kat, für Kyra, für meine Kinder und ja auch für meinen Vater. Und mich zwangt ja auch keiner wirklich dazu, okay der Titel vielleicht, aber diesen "Zwang" klammerte ich mal aus, der zählt für mich unter Pflichtbewusstsein und Ehre. Ich tat es für meine Familie und ab und zu hatte ich Spaß daran. Dass ich den Posten als Lehrer angenommen hat, war aus dem Grund geschehen, dass ich Geschichte und Musik bereits als Schüler geliebt hatte, es besser als meine beiden alten Lehrer (die wirklich einfältig und öder als ein Stück Schwarzbrot gewesen waren), machen wollte und außerdem Spaß am Unterrichten hatte, meine Kinder hatte ich auch eine Zeit lang privat unterrichtet. Natürlich mit der Unterstützung anderer Privatlehrer, denn in den Naturwissenschaften und Mathe war ich einfach kein Vorbild. Und als Elijah mir vor zwölf Jahren anbot, sein Stellvertreter zu werden, habe ich zugestimmt, weil mir die Schule noch mehr ans Herz gewachsen war, seit ich selber am bzw. hinter dem Lehrerpult stand und nicht mehr die Schulbank drückte.

Ich war in Gedanken versunken und das Gespräch der anderen beiden rauschte nur so an mir vorbei. Es war nicht schlimm, meine Schatten würden mich warnen, wenn ernsthafte Gefahr bestünde.

Ich ließ das Kleiner und das Süß widerstandslos auf mir sitzen, war ja nicht das erste Mal, dass ich so was hörte. Schon gar nicht das erste Mal aus dem Mund von Männern, die um einiges älter waren als ich. Was war schon Alter... eine dumme Zahl. Ich grinste ein wenig und sah dann zu Ken, der geistig wohl gerade komplett woanders war. Naja besser für ihn, diese Art der Unterhaltung musste nicht das ganze Kollegium mitbekommen. "Wirst du das in deiner Ansprache erwähnen und so den Hogwartsschülern einen ordentlichen Schrecken einjagen?", fragte ich neckisch und hob eine Augenbraue. Ich wusste nicht, wie ich das fand, dass direkt in meinem ersten Schuljahr so eine Flut an neuen Schülern über das Lost Souls kam.
Hoffentlich waren die einigermaßen diszipliniert, ich hatte wenig Lust in Notfällen andere Saiten aufzuziehen.

Als Nero sich zu Wort meldete, schreckte ich aus den Gedanken auf. Äußerlich merkte man mir jedoch nichts an, die fast schon 400 Jahre hatten mich geschult, meine Maske, hinter der ich jegliches Gefühl zu verbergen wusste, perfekt zu beherrschen. Dennoch konnte ich die Neugier nicht aus meinem Blick verbannen, die sich bei Neros Frage hinein geschlichen hatte. Auf Elijahs Antwort war ich nun mehr als gespannt und ich musste zugeben, ich konnte kaum erwarten, die Gesichter der Hogwarts-Schüler zu sehen, wenn diesen Kindern endlich bewusst wurde, dass die Lost Soul ein komplett anderes Territorium war, als das, was sie bisher gewohnt waren und hier ganz andere Musik gespielt wurde und ein ganz anderer Ton die Tagesordnung anführte. Vor allem, was Lijahs Fach anbelangt. Soweit ich wusste, hatte Hogwarts sich immer geweigert, seine Schüler in der dunklen Magie zu unterrichten. Einfach nur lächerlich. Was brachte einem die Verteidigung, wenn man keine Ahnung von der anderen Medaille der Magie hatte? Es gab nicht nur Schwarz und Weiß wie die Menschen gerne zu glauben pflegten. Weiße Magie musste nicht automatisch gut sein und Schwarze nicht schlecht. Mit beiden Arten der Magie konnte man sowohl Nutzen erzielen als auch Schaden anrichten. Ich lehnte mich etwas zurück und nahm wieder meine Tasse, aus der ich den Rest des mittlerweile warmen Kaffees austrank.

Ich legte meine Fingerspitzen aneinander und lächelte so ruhig, das es schon wieder beängstigend war. Meine scharfen Eckzähne funkelten leicht und meine Augen wirkten noch ein wenig dunkler als sonst.
"Worauf ihr Gift nehmen könnt, als würde ich mir SO einen Spaß entgehen lassen..."
Jeder Schüler der mich kannte wusste: Sollte ich ganz ruhig werden hieß es lauf oder du stirbst.
Ich schrie selten und wenn hielt sich dann meine Wut aber noch in Grenzen. Sollte ich ganz ruhig und still sein, dann wurde es gefährlich.
Mit Jähzorn konnte man wenig erreichen. Man handelte nur übereilt und unbedacht.
Hass dagegen war eine mächtige Waffe, genau wie Liebe.
Nur beides zerfraß einen innerlich und konnte einen zerstören wenn man zulange damit lebte. Da sprach ich aus eigener Erfahrung.
Genau wie Rache etwas war, womit mit man vorsichtig sein sollte. Etwas was ich meinen Schülern versuchte bei zu bringen.
Rache konnte vieles zerstören...

"Wenn du dir diese Gelegenheit durch die Finger gehen lässt, dann würde ich mir ernsthaft Sorgen um dich machen", meinte ich trocken und beobachtete, wie Elijah lächelte. Etwas beinahe Sanftes lag darin, doch ich ließ mich nicht täuschen, dafür kannte ich meinen Vorgesetzten und Kumpel mittlerweile einfach zu gut. Wenn er so ruhig drauf war, dann hießt es Lauf oder du stirbst! Das war eine einfache Devise, die den Schülern der Lost Soul ins Blut übergegangen war. El schrie nur selten, doch wenn er zu ruhig war, dann brodelte immer ein Vulkan von Zorn in ihm. Ich stellte die leere Tasse ab und schloss kurz die Augen, die Schatten kuschelten sich an mich.

First Post

Shelly klopfte nervös an die schwere Schulleitertür.
Sie musste sich immerhin aus den Ferien zurückmelden. Geduldig wartend strich sie ihre Kleidung glatt. Heute trug sei ein langes, rosafarbenes Kleid, das auf die meisten Menschen wohl zu sommerlich für diese Jahreszeit wirken würde. Aber immerhin war sie eine Veela und somit von Natur aus warm. Ein wenig angespannt betrachtete sie ihre Fingernägel, während sie darauf wartete, dass die Tür geöffnet wurde.

Ich grinste Elijah an und sah kurz zu Ken rüber. "Da stimm ich dir zu, hätte mich gewundert, wenn nicht.", sagte ich und legte meine Finger aneinander. Allein bei seinem bedrohlichen Grinsen würde die Hälfte der Unterstufler sich doch in die Hose machen. "Armes Hogwarts.." Ich seufzte ein wenig und setzte mich in meinem Stuhl auf. Hier würden andere Saiten aufgezogen sein als in ihrem feinen britischen Schloss. Als es klopfte, drehte ich mich um und sah erwartungsvoll auf die schwere Tür.
Jemand Neues? Oder Jemand, der mich noch aus der Schulzeit kannte und bei meinem Anblick als Lehrer in Ohnmacht fallen würde?

Als es klopfte bedeutete ich einem meiner Sklaven die Tür zu öffnen. "Guten Morgen Shelly." lächelte ich die junge Veela freundlich an.
"Ich hoffe du hattest schöne Ferien?"
Immer mehr Lehrer waren hier, perfekt... und bald würden die Schüler ankommen.
"Hogwarts wird sich noch umsehen. Hier wird es kein Zuckerschlecken für sie und ich werde dafür sorgen!"
Das hier war keine Schule an der mich sich ausruhen konnte um sich ein Schönes Leben zu machen.
Nein, mit Sicherheit nicht.
Meine Schüler waren keine zahmen Hauskätzchen.
Aber das wäre auch langweilig.

"Ja danke, meine Ferien waren toll." lächelte Shelly und trat ein. "Hi Nero" begrüßte sie den Jungen, den sie in der Vergangenheit bereits unterrichtet hatte.
Noch immer ein wenig nervös setzte sie sich auf einen Stuhl und lächelte in die Runde. "Mach es ihnen aber nicht zu schwer. Sie werden es ohnehin schon nicht leicht haben, wenn sie sich in eine neue Schule eingewöhnen müssen. Und dann noch in so eine." betonte sie weiterhin lächelnd.

Ich sah zur Tür, als es klopfte und die Sklaven meines lieben Vorgesetzten eben diese auf seinen Befehl hin öffneten. Wer es wohl war? Als ich die Blonde erkannte, lächelte ich leicht und sah dann, wie sie Nero begrüßte und Platz nahm.
"Guten Tag, Shelly", begrüßte ich sie höflich wie es meiner Erziehung angemessen war.

Ein breites Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus als niemand anderes als die gute Shelly durch die Tür kam. "Hallöchen Shelly.", sagte ich grinsend und wandte mich um als sie zu uns an den Tisch kam. "Reizend, dich wiederzusehen." Beinah hätte ich aufgelacht, hielt mich aber zurück und sah zu Elijah rüber.
Da kam seine sadistische Ader zum Vorschein, aber das war schon in Ordnung so. Manche Schüler konnte man ja anders nicht unter Kontrolle halten, erst recht nicht, wenn sie reine und junge übernatürliche Wesen waren. So wie ich.
Ich fuhr mir kurz durch die Haare, mit den Gedanken bei meiner Schulzeit.
Irgendwie vermisste ich es ein wenig...ich hatte damals einfach nicht genug wertgeschätzt, was ich gehabt hatte.

"Ich? Nein wie kommst du darauf?!" ich setzte mein bestes Unschuldslächeln auf und kraulte kurz eine kleine Katze die mein Sohn mir zum "aufpassen" überlassen hatte.
"Ich bin ganz lieb und harmlos. Sie werden nur lernen müssen das hier andere Spielregeln herrschen als in ihrem versnobten England. Hier ist nichts mit Regenbögen und Zuckerwatte und hach und tralala ist das Leben nicht schön. Wir haben hier zu 80% Mörder an der Schule. Die Lehrer noch nicht mal dazu gerechnet. Hogwarts ist verweichlicht und ich bin mir sicher sie werden an unseren Methoden erstmal zu beißen haben."

Um nicht mit den Augen rollen zu müssen grinste Shelly noch ein wenig breiter. Sie glaubte noch immer nicht an all die schlechten Dinge, die über diese Schule erzählt wurden. Und sie unterrichtete gern hier. Da sie das schon seit 4 Jahren tat, kannte sie Elijah und wusste, dass er sich gern mal mit seinen unkonventionellen Bestrafungsmethoden rühmte.
"Hey Kenneth" holte sie die Begrüßung nach. "Ich hab dich glatt übersehen." lachte sie ehrlich. Und dabei war er eigentlich gar nicht zu übersehen.
Schließlich wandte sich Shelly allerdings neugierig an Nero. "Sag mal, was machst du eigentlich hier? Hast du deinen Abschluss nicht schon?" erkundigte sie sich charmant lächelnd. Das war das schöne daran, eine Veela zu sein. Neugier lies sich so leicht überspielen.

"Gnädig wie immer.", erwiderte ich trocken, lachte und wandte mich wieder Shelly zu. Bei ihrem charmanten Lächeln musste ich natürlich gleich mit einem ebenso charismasprühenden Grinsen kontern. "Oh, ich bin in meiner Sehnsucht nach dir wieder hierhergekommen.", sagte ich ernst und zwinkerte der Blonden zu. "Als Lehrer...damit's nicht so auffällt. Verwandlung und Flugunterricht.", rückte ich dann doch mit der Wahrheit raus und legte meine langen Finger aneinander.
Das würde ein Spaß werden.

Amüsiert lauschte ich dem Gespräch meiner Kollegen und nickte Shelly dann zu, als sie die Begrüßung nachholte.
"Weil du es bist, will ich mal nicht beleidigt sein", grinste ich und sah dann wieder zu meinem Kumpel.
"Wo sind denn die anderen werten Kollegen?", fragend legte ich den Kopf schief. Irgendwie war der Raum mit vier Lehrern ziemlich knapp besetzt.

"Oh das ist aber süß von dir." meinte Shelly zu Nero und musste noch breiter Grinsen. Den Charme und die Schlagfertigkeit hatte er schon als Schüler besessen. "Na dann sag ich mal: Herzlich Willkommen im Team." strahlte sie. Sie war sich recht sicher, dass Nero einen guten Lehrer abgeben würde.
"Das ist nett von dir, Kenneth." meinte sie schließlic auf die Verzeihung hin. "Das ist eine gute Frage. Die Schüler werden sicherlich bald schon auf dem Weg sein, also sollten sich die Kollegen besser nicht allzu viel Zeit lassen."

"Das hab ich heute schon zu oft gehört...", sagte ich und schenkte Elijah einen kurzen Blick, grinste dann aber Shelly wieder an und nickte dankend. "Oh, ich werde mit Sicherheit eine Bereicherung sein.", sagte ich unheilvoll mit den Augenbrauen wippend. Bei der Frage nach den Kollegen schwieg ich und sah nur zwischen den drei hin und her. Ich war gespannt, wen ich aus dem Kollegium noch kannte und wer wie ich neu war. Vielleicht sogar jemand, der mit mir Schüler gewesen war.
Ich schielte von der Seite zu Shelly und grinste sie verschlagen an, endlich durfte ich mit Lehrern flirten ohne das es verboten war. Gut, dass hatte mich auch damals nicht wirklich davon abgehalten, wenn ich so drüber nachdachte.

"Ich bin mir sicher, dass du das sein wirst." meinte Shelly darauf hin weiterhin lächelnd und begann, mit einer blonden Haarsträhne zu spielen. Sie schlug die Beine übereinander und lies sich einen Milchshake erscheinen, an dessen Strohhalm sie auch gleich zu Saugen begann. "Und was hat dich dazu inspiriert, genau diese Fächer zu unterrichten?" erkundigte sie sich dann und lenkte ihre Aufmerksamkeit nun vollständig auf Nero.

Ich hob nachdenklich die Augenbrauen und lehnte mich, geräuschvoll die eingeatmete Luft aupustend in meinem Stuhl zurück. Gute Frage, was hatte mich dazu bewegt, Verwandlung und Flugunterricht zu geben. "Letzteres vermutlich, weil ich's kann. Und Verwandlung..." Ich sah Shelly kurz an und grinste dann. "Weil es ein ganz erträgliches Fach ist, in das Schüler meistens ohne Vorurteile hineingehen....jedenfalls war das bei mir so.", gab ich zu und zuckte ein wenig die Schultern. Ich hatte zwar alle Fächer grundsätzlich nicht gemocht, aber mehr, weil das für mich hieß, still zu sitzen und die Klappe zu halten.

Ich ließ den Blick zwischen Nero und Shelly hin und her wandern und musste innerlich schmunzeln. Nero wie er lebt und leibt. Schon als Schüler hatte er keine Hemmungen gehabt, mit Lehrern zu flirten, und nun konnte er es auch offiziell tun, ohne, dass es verboten war. Amüsiert lehnte ich mich zurück, schlug die Beine übereinander und betrachtete eine Weile meinen Ring, der mir als Sonnenschutz diente. Auch wenn ich mehr kühlere Tage bevorzugte, wollte ich mich doch nicht verkriechen müssen, wenn die Sonne schien. Besonders im Sommer wäre das eine Tortur für mich, ich hasste es, eingesperrt zu sein.

"Naja kannst du im Unterricht ja endlich so viel quatschen, wie du willst. Und die Schüler sogar bestrafen, wenn sie dir nicht zuhören." lachte Shelly und spielte damit auf Neros Gewohnheit an, andere Leute mit seinen Kommentaren zu unterbrechen. So war das in der Schulzeit immer gewesen, und manchmal hatte Shelly es echt anstrengend gefunden, seinen Jahrgang zu unterrichten. Aber sie mochte ihn schon immer irgendwie und hatte es ihm deshalb stets nachgesehen. Nero war eigentlich dieser typischer Fall - Wenn er nicht so faul gewesen wäre, wäre er ein richtig guter Schüler gewesen.

"Naja, mal sehen, ob ich dazu in der Lage bin. Ich wills mir nicht sofort bei meinen Schülern versauen." Die meisten würden ihn wahrscheinlich noch von früher kennen und ihn sowieso kaum als Lehrer ernst nehmen. Fragte sich, ob ich das überhaupt wollte...
Andererseits wollte ich natürlich meinen Schülern etwas beibringen. Ich legte kurz nachdenklich die Stirn in Falten und lachte dann los als mir klar wurde, dass sie wohl auf mein Verhalten in ihrem Unterricht damals anspielte. "Als ob du mir hast böse sein können...", gab ich zurück und grinste breit.

Amüsiert lauschte ich dem Gespräch zwischen meiner Kollegin und meinem Ex-Schüler-Neu-Kollegen. Ach ja, Nero war als Schüler schon ein Fall für sich gewesen. Nur zu lebhaft erinnerte ich mich an seine Art, das Kollegium in den Wahnsinn zu treiben. Nero war kein Mensch bzw. Lichtgeist, der wirklich lange still sitzen konnte. Ständig hatte er gezappelt, als habe er ADHS und den Unterricht mit seinen Kommentaren verschönert. Sehr zum Leidwesen der Lehrer, aber ich wusste ihm zu kontern. Schwänzer und Ruhestifter hatten bei mir wenig zum Lachen, ich war niemand, der davor zurück schreckte, Folter einzusetzen, wenn diese von Nöten war. Die Soul war kein Ort, an dem man mit Samthandschuhen angefasst und Honig ums Maul geschmiert bekam. Wir waren ein strenger, aber auch gerechter Haufen an Wesen, die von der Außenwelt als irre abgestempelt wurden. Ich verdrehte die Augen. Diese Menschen waren viel zu einfältig und von mehr von sich selbst überzeugt, als es ihnen gut tun würde. Ich erhob mich und trat an eines der hohen Fenster, mein Blick streifte die Baumspitzen der Nebelwälder und meine Gedanken glitten zu den Hogwarts-Schülern. Diese werden hier wohl einen kleinen Schock erleiden, wenn sie auf dem harten Boden der Tatsachen ankamen und realisierten, dass die Lost Soul nicht Hogwarts war, wo man des öfteren die Augen zusammenkniff und so einiges durchgehen ließ, wie ich von meinen Kindern erfahren musste. Lächerlich. Und dann klagten die Lehrer dort über mangelnden Respekt gegenüber dem Lehrpersonal. Ja, ich hatte einmal solch ein Gespräch hautnah miterleben dürfen, als ich vor einiger Zeit Hogwarts einen Besuch abgestattet hatte. Meine Gedanken schweiften zu Jelena und Damon und ich lächelte leicht. Meine Kinder waren neben Kyra und Kat das Wichtigste in meinem Leben. Als ich an meine jüngere Schwester dachte, spürte ich den altbekannten Stich in der Brust. Noch immer war Katharina verschollen und ich vermisste sie jeden Tag mehr und mehr, auch wenn wir uns zuletzt vor fast 100 Jahren gesehen hatten. Da ich mit dem Rücken zu meinen Kollegen stand, sah niemand den dunklen Schatten in meinen Augen, als ich an Kat dachte. Ich atmete tief durch, die Schatten kuschelten sich an mich.

Lass doch die Trauer zu ..., oh man, das hat mir gerade noch gefehlt. Mein anderes Ich hatte echt lange geschwiegen und ich hatte gehofft, endlich Ruhe vor ihm zu haben.
Trauer macht schwach ..., sagte ich entschieden und drängte ihn zurück, sowie auch die Gedanken an Kat und die Gefühle, die damit verbunden waren.