Schulleiterbüro

"Ja, das hast du wohl recht" lachte Shelly und entsinnte sich nochmal an die Zeiten, in denen sie ihn unterrichtet hatte. "Du hast es mir aber auch oft nicht leicht gemacht." meinte schließlich und zog die Lippen zu einem Schmollmund und sah ihn dabei lieb an.
Sie war gespannt, wie er sich wohl als Lehrer schlagen würde.

Ich sah grinsend Ken hinterher, der an eins der Fenster getreten war und uns nun den Rücken zuwandte. "Tut mir aufrichtig Leid.", sagte ich schuldbewusst und schob die Unterlippe ein wenig nach vorne. "Glaub mir, die Schüler werden es bei mir auch nicht leicht haben.", sagte ich unheilvoll lachend und faltete zufrieden meine Hände ineinander.
Es reizte einen schon, seinen Lehrerposten einmal ordentlich auszutesten.
Immerhin konnte ich mir von jetzt an eine Menge erlauben und jedem, der mir auf den Sack ging, Nachsitzen aufbrummen.

14. September 2020 || Montag || ca. 11:00 Uhr

Noch immer blieb mein Blick auf den Spitzen der Bäume des Nebelwaldes geheftet und ich versank in Gedanken, dennoch hörte ich mit einem Ohr dem Gespräch hinter mir zu und musste leicht schmunzeln.
Die armen Schüler ...
So arm sind sie jetzt auch wieder nicht, innerlich verdrehte ich die Augen. Elijah war immer so moralisch und um alles und jeden besorgt.

"Sei lieb zu ihnen." ermahnte Shelly Nero lächelnd.
Sie selbst war immer der Auffassung gewesen, dass ein paar strenge Worten reichten. Und wenn das mal nicht der Fall war, dann schickte sie die Schüler zu Elijah, der dann die Bestrafung unternahm. Sie wusste nicht genau, was er tat, aber das wollte sie auch gar nicht. So blieb ihr Gewissen rein. Die Schüler schreckte es jedenfalls meist davon ab, nochmal auffällig zu werden.
Viele Schüler mochten und respektierten Shelly für ihre lockeren Methoden. Doch manche nahmen sie auch nicht ernst. Da musste der Rektor dann Abhilfe schaffen.
Shelly sah auf die Uhr. "Die Schüler kommen jeden Moment in der Stadt an." bemerkte sie.

"Ich bin doch immer lieb, Shelly.", sagte ich und klimperte mit den Wimpern, brach dann in Lachen aus und nickte. "Vielleicht hätten wir so ein Willkommen liebe Hogwartsschüler Schild basteln müssen...", sinnierte ich und schob mir meine Sonnenbrille in die Haare.
Als Lichtgeist liebte ich natürlich die Wärme und den Sommer, trotzdem sah man mich nie ohne meine Sonnenbrille. Ich grinste bei dem Gedanken an die Zeit, in der ich sie sogar im Unterricht auf der Nase gehabt hatte.

14. September 2020 || Montag || ca. 16:00 Uhr

Ich konnte mir nicht helfen, aber bei Neros Worte musste ich leise lachen. Die Vorstellung, dass einer der Lehrer mit einem Begrüßungsschild am Hauptbahnhof aufkreuzte, um diesen Hogwartsschülern den Weg in den Untergang ... pardon in die Akademie zu weisen, war einfach zu amüsant. Ich drehte dem Fenster und somit auch dem Ausblick auf die Nebelwälder, die sich an die Schule anschlossen und eine geheimnisvolle Aura abstrahlten, den Rücken zu und sah zu meinen drei Kollegen, wobei ich das Gefühl nicht loswurde, dass El gedanklich schon längst jenseits dieses Raumes war. Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass wir uns schon seit Stunden hier befanden, wie schnell doch die Zeit verfliegen konnte, dachte ich bei mir.

Ich grinste Ken gut gelaunt an und stand dann in einer fließenden Bewegung auf. "Los, gehen wir den Schülern das Leben zur Hölle machen.", sagte ich euphorisch und ließ meine Sonnenbrille auf meine Nase kippen. Ich rieb kurz die Hände aneinander und beugte mich dann zu Shelly runter, ein galantes Grinsen im Gesicht. "Darf ich?", fragte ich schelmisch und bot ihr meinen linken Arm an, damit sie sich einhaken konnte.

Schmunzelnd verdrehte ich über Nero die Augen. Das war mal wieder so typisch für den Lacroix-Erben.
"Ja, lass uns gehen", gab ich von mir und holte aus meiner Hemdtasche eine schwarze Sonnenbrille heraus, die ich mir sogleich aufsetzte und zur Tür ging, wo ich auf meine Kollegen wartete.

Shelly stand auf und strich sie die Kleidung glatt. "Seid nicht zu hart zu ihnen." lächelte sie ein wenig müde und begab sich ebenfalls in Richtung Tür. Irgendwie war sie aufgeregt. Aber so war sie eben. Sie war vor der ersten Unterrichtsstunde eines Schuljahrs immer so aufgeregt wie die Schüler selbst, oder vielleicht sogar noch mehr. Aber sie würde das schon irgendwie hinbekommen. Das tat sie immer.

Gut gelaunt hielt ich die Tür auf und schloss sie als alle durch waren. Ich fuhr mir kurz durch die Haare und folgte dann den anderen als Schlusslicht. Es würde komisch sein, jetzt vorne am Lehrertisch zu sitzen. Nicht mehr unten bei den Haustischen und Essen durch die Gegend zu schmeißen. Innerlich seufzend dachte ich daran, dass ich das jetzt nie wieder machen durfte.
Verdammtes Erwachsenwerden..


tbc; Königshalle

Shelly folgte Nero. Sie war gespannt auf die neuen Schüler. Hoffentlich würde ihr vorbereiteter Unterricht ihnen wenigstens ein bisschen Spaß machen. Im Endeffekt wünschten sich doch die meisten Lehrer, dass auch den Schülern der Unterricht gefiel. Immerhin sollten sie hier ausgebildet werden. Ein breites Grinsen zierte Shellys weiche Lippen. Sie konnte es kaum erwarten.

tbc: Königssaal

Ich folgte den anderen aus dem Büro und die Treppen nach unten. Da wir alle mit übernatürlichen Sinnen, Stärke und Schnelligkeit gesegnet waren, waren wir schon recht bald unten angekommen.

Tbc: Königssaal || Erdgeschoss || Akademie