Hurt

Wer: Nathaniel Elija McGrath & Jeremy Monroe
Wo: Villa der Monroes
Wann: Kurz vor/wärend der Sommerferien

~*~

"Wo bringst du mich hin? Was soll das? Lass mich los?" ich zerrte an dem eisernen Griff mit dem mein Stiefvater mich festhielt.
Er hatte mich mitten in der Nacht aus dem Bett gezerrt und war appariert. Ich hatte keine Ahnung wo wir hier waren oder was das sollte.
Aber ich hatte Angst...
Verdammt Große Angst...
Was wollte er von mir? Vor einer Villa blieben wir stehen und er klingelte.
Als geöffnet wurde stieß er mich zu Boden, auf die Knie.

Eine der Hauselfen, gekleidet in einem grünen Wolltuch, öffnete die schwere Holztür und verneigte sich vor dem großgewachsenen Mann und den Jungen, der soeben auf den Boden gestoßen wurde.
"Der Herr erwartet Sie bereits, Sir", piepste die Elfe und wank die beiden hinein.

Mein Stiefdad schleifte mich über den Boden, hinter sich her und ich hatte keine Ahnung was er wollte!
Ich versuchte mich zu wehren, kassierte aber nur einen Tritt in die Rippen.
Vor einem Mann mittleren Alters blieben wir stehen.
Ich sah zu ihm auf und langsam bekam ich echt Panik.
Klar hatte ich schon gehört was mit anderen Nekos geschehen war, aber ich dachte immer das wären die Anderen, nicht ich!

"Ach Meldana, dass du dein Wort hälst, hätte ich nicht erwartet", ich erhob mich aus dem Sessel, nachdem eine Hauselfe meinen Besuch hinein geführt hatte. Mein Blick fiel auf den Nekojungen und musterte ihn geringschätzig. Er sah nicht schlecht aus und würde sich sicherlich nützlich machen. Und er hatte Angst, das spürte ich. Gut so ... er sollte bloß nicht den Fehler machen und mich unterschätzen, nur weil ich ein Mensch war.

Ich zitterte noch mehr, aber der Freund meiner Mutter lachte kalt auf. "Natürlich halte ich mein Wort, die Bezahlung!" abwartend streckte er die Hand aus.
Er hatte mich verkauft... er hatte mich wirklich verkauft! "Du mieser Dreckskerl!" schrie ich auf und erhielt einen Schlag.
"Sei still... denk an Ria, wenn du nicht mitspielst..." er ließ seinen Satz offen. Aber ich konnte mir vorstellen was er sagen wollte.
Nein... ich musste stark bleiben für sie. Ihr durfte nichts passieren.

Amüsiert beobachtete ich, wie das Nekojungen aufschrie und von seinem schleimigen Stiefvater einen Schlag kassierte. Ich rief nach einer Hauselfe und ließ sie das Kuvert mit dem Geld bringen. Nathaniel war ein teures Neko, aber ich war bereit diesen Preis zu zahlen, der Junge gefiel mir.

Wimmernd rollte ich mich am Boden zusammen und mein Fuchsschweif legte sich über meine Augen. Mein Stiefvater nahm das Geld und ging ohne mir noch eines Blickes zu würdigen.
Zitternd blieb ich am Boden liegen.
Meine Füße würden mich nicht tragen.
Was würde dieser Mann mit mir machen?
Würde er mir auch ein Halsband anlegen und eine Leine?
Würde... würde er mich foltern? Mich benutzen...?

Endlich war dieser Schleimbeutel weg. Lächerlich. Er hinterließ seine ekelhaften Spuren überall wo er nur auftrat.
"Steh auf, Junge", herrschte ich das wimmernde Etwas am Boden an und trat an die Bar, wo ich mir Whiskey eingoss und einen großen Schluck nahm, der Alkohol brannte angenehm in meiner Kehle.

Taumelnd versuchte ich auf zu stehen, aber meine Beine trugen mich nicht. Ich stürzte erneut und blieb schluchzend liegen.
Er hatte mich verkauft...
Aber ich musste Ria beschützen.
So versuchte ich wieder mich auf zu richten. Aber wieder knickten meine Beine weg.
Zitternd blieb ich schließlich liegen.

Ich nahm einen Schluck aus dem kristallenen Glas, in dem der Whiskey gegen die Ränder schwappte. Angenehm brannte der Alkohol in meiner Kehle und vertrieb ein wenig die schlechte Laune. Wie ein Wind die Wolken wegpustet, schoss es mir durch den Kopf und meine Hand verkrampfte sich. Nein! Ich durfte jetzt nicht an Jolena denken und daran, wie oft sie diesen Satz gebraucht hatte. Langsam drehte ich mich um und beobachtete wie das Nekojungen sich auf die Beine kämpfte und sofort den Halt verlor. Gerade hatte ich nicht die Nerven mich weiter mit ihm zu beschäftigen, deswegen rief ich eine Hauselfe und trug ihr auf, sich um Nate und seine Wunden zu kümmern und ihn angemessene Kleidung zu besorgen sowie ein Halsband umzulegen. Das kleine Wesen nickte, verbeugte sich und tapste zu Nate, stupste das zitternde Etwas auf meinem Teppich an.
"Kommen Sie Sir", piepste sie.

Schwach kroch ich mit den Hauselfen mit. Wie erbärmlich...
Ich bekam nur am Rande meines Bewusstseins mit wie sie mich wuschen, versorgten und neu einkleideten.
Dann spürte ich wie sich etwas um meinen Hals legte. NEIN.
Erneut wimmerte ich auf und meine Finger ertasteten das Halsband um meinen Hals.
Mein Blick fiel auf den Spiegel.
Um meinen Hals lag ein Halsband mit Glöckchen und Namensplakette.

Nachdem der Nekojunge weggebracht worden war, ließ ich mich in den Sessel fallen und streckte die Beine aus. Da ich alleine war, gestattete ich mir, meine Maske abzulegen. Sofort sah man mir die Erschöpfung an und ich strich mir durchs Haar und übers Gesicht. Der kurze Gedanke an Jolena hat mich ziemlich aufgewühlt. Eine Hauselfe erschien an der Tür und zögerte kurz, doch ich wank sie herein.
"Was gibts?"
"Die Befehle wurden auf Meisters Wunsch hin ausgeführt, Sir", piepste die Elfe.
"Gut, gibt den Jungen was zum Essen und lass ihn diesen Tag in Ruhe", ordnete ich an.

Ich würgte ein paar Bissen herunter, wusste das ich essen musste um stark für das kommende zu sein.
Aber ich schaffte einfach nicht mehr.
Man führte mich in ein großes Schlafgemach und bedeutete mir mich auf den Boden zu setzten, wie es sich für ein unwürdiges Haustier gehörte.
Den nichts anderes war.
Unwürdig...
Ein einfaches Haustier...
So wartete ich auf meinen... Besitzer...

Nach einer Weile ließ ich mein Glas auf dem kleinen Beistelltisch zurück, stieß mich aus dem Sessel ab und kam auf die Beine. Ich war müde, ein Blick auf die große Standuhr im Wohnzimmer verriet mir auch, dass es eine späte Stunde war. Müde strich ich mir durch mein braunes Haar und ging dann in mein Gemach. Wie erwartet saß Nate mit gesenkten Kopf auf dem Boden vor dem Bett. Ich seufzte auf. "Steh auf Junge. Noir bring ihn in seine Kammer", das Wort entsprach nicht der Wahrheit, eigentlich handelte es sich bei der Kammer um einen mittelgroßen Schlafzimmer mit einem Bett, einem Schrank, Buchregal, Tisch samt Stuhl und Zugang zu einem kleinen Bad. Das einzige Merkmal, dass diesen Raum von den anderen unterschied war das Gitter, das ans Fenster angebracht worden war, aber durch Magie von außen nicht zu sehen war. Noir nickte eifrig und ich ging mit dem Worten: "Gute Nacht Nate", ins Bad. Ich mochte ihn zwar gekauft haben, aber momentan hatte ich keinen Grund, dem Jungen etwas anzutun.

Ein wenig verunsichert sah ich ihm hinterher, ließ mich allerdings von Noir in meine "Kammer" führen.
Besagte "Kammer" war größer als mein Zimmer.
Ob es immer so gut war bezweifelte ich.
Aber erstmal legte ich mich in mein Bett und schloss erschöpft die Augen.
Ich war müde, zu müde um mir Sorgen zu machen.
Ich spürte regelrecht dass dies hier ein Gefängnis war.
Aber ich war zu kaputt um mir Gedanke darüber zu machen. Ich schlief einfach ein.

Nächster Morgen

Die Nacht war viel zu kurz und von unruhigen Träumen geplagt gewesen. Dem entsprechend war meine Laune am nächsten Morgen deutlich unter dem Nullpunkt zu suchen. Brummend erhob ich mich aus dem Bett, zog mich an und ging anschließend nach unten, auf dem Weg dorthin beauftragte ich Noir mein Haustier zu wecken. Mal sehen ob der Kleine überhaupt nützlich sein konnte, in mein Arbeitszimmer stapelten sich die Dokumente und den letzten Assistenten habe ich feuer müssen, weil er sich als ein total unfähiger Flachwitz herausgestellt hatte, der mehr behinderte denn half.

Als ich geweckt wurde machte ich mich fertig und ließ mich dann nach unten führen. Heute ging es meinen Beinen schon etwas besser.
Ich fragte mich nur wie lange das halten würde.
Schüchtern kniete ich mich vor meinen Besitzer. "Guten Morgen Herr." wisperte ich leise.
"Was kann ich für sie tun Herr?"

Ich nahm soeben einen Schluck aus meiner Tasse, als sich die Tür öffnete und das Nekojunge flankiert von zwei Hauselfen eintrat, den Blick gesenkt. Vor mir ging er auf den Boden, die Knie sankten in den flauschigen Teppich ein. Ich nahm noch einen Schluck Kaffee, genoß wie sich der Koffein in meinem Inneren ausbreitete und meine Lebensgeister nach und nach wachkitzelte.
"Erheb dich und nimm dir was zu essen", sagte ich kühl und deutete auf den Platz mir gegenüber. Der Tisch war für zwei Personen gedeckt. Calvin schlief noch und auch sonst pflegte mein Sohn sein Frühstück in seinen Räumen einzunehmen, deswegen machte ich mir auch keinerlei Mühe auf ihn zu warten. Warum ich so freundlich zu den Jungen war? Ich wollte erst einmal herausfinden, wozu der Junge überhaupt zu gebrauchen war, wo seine Stärken und Schwächen lagen und das ging am besten in einem offenen, halbfreundlichen Gespräch, bei dem wir auf einer Augenhöhe waren. Ich schob den Jungen eine leere Tasse zu.
"Kaffee, Kakao, Tee ... bedient dich", dann deutete ich auf die frisch gebackenen Brötchen aus Weizen und Vollkorn sowie auf diverse Aufstriche. Mir selber schnitt ich eines der dunklen Brötchen auf und bestrich es mit einem Aufstrich aus Kartoffeln und Mais.

Ein wenig verunsichert sah ich ihn an, setzte mich aber und nahm mir etwas zu essen und zu trinken. "Vielen Dank Herr."
Genüsslich biss ich in meine Semmel. Ich hatte wirklich Hunger, trotzdem behielt ich den Mann immer im Blick.
Wer wusste schon wie er als nächstes reagierte.
Bis jetzt war er noch sehr sehr nett aber... naja...
Man konnte ja nie wissen.

Der Junge schien ausgehungert zu sein, auch wenn er niemals seine wachsame Haltung einbüßte. Kurz fragte ich mich, wann er das letzte Mal wirklich gegessen hatte, er wirkte für seine Größe recht dürr.
"Wo liegen deine Stärken?", verlangte ich von dem Neko zu wissen und biss erneut in mein Brötchen.

Calvin wollte eigentlich nur in die Küche gehen, um sich sein Frühstück zu holen. Eigentlich begann er jeden Morgen gleich. Er wachte auf, putzte sich die Zähne, machte ein paar Liegestütze, holte sich was zu essen und sah fern, während er allein in seinem Zimmer frühstückte. Anschließend ging es dann unter die Dusche oder joggen. Doch heute schien es anders. Auf dem Weg in die Küche hörte er seinen Vater mit jemandem reden. Calvin schnappte durch die Tür ein paar Gesprächsfetzen auf und schloss daraus, dass sich der Zaubereiminister nicht mit einem der zahlreichen Hauselfen unterhielt, die die Monroes besaßen. Calvin konnte die Hauselfen nicht leiden. Sie waren unterwürfig, hässlich und nicht selten dumm.
Schließlich betrat er den Raum, in dem sein Vater mit einem ihm unbekannten jungen Mann saß. Wenn Calvin das geahnt hätte, hätte er sich wohl mehr angezogen, denn im Augenblick trug er nur eine Boxershorts und seine Haare waren ziemlich zerzaust. "Morgen, Dad." murmelte er unbeeindruckt und musterte schließlich skeptisch den Unbekannten. "Wer ist denn das?" fragte er und kratzte sich am Hinterkopf.

Ich wollte antworten als ich unterbrochen wurde. Erschrocken sah ich den Jungen an der neu eintrat und sprang sofort auf, wobei ich mich an der Tischkante festklammern musste.
Ich saß sicher auf seinem Platz!
Ich ließ mich vor ihm auf die Knie fallen und senkte demütig den Kopf.
"Verzeihen sie Sir. Mein Name ist Nathaniel." wenn auch das sich nicht in dieser Nacht geändert hatte.
Das Glöckchen um meinen Hals klingelte leise als wolle es mir zustimmen.
Meine Fuchsohren zuckten nervös und mein Fuchsschweif fuhr unruhig über den Boden bevor ich ihn auf meinem Schoss fest hielt.
Ich wollte ja nicht den Boden kehren damit!
Außerdem machte es mich selbst ganz kirre!

Ich wartete auf die Antwort des Nekojungen, als die doppelflügige Tür, die das Esszimmer von dem weit gefächterten Flur abschimmerte, aufschwang und mein Sohn im Rahmen erschien. Ich hob nur eine Augenbraue, als ich seine Aufmachung sah und sah dann zu Nathaniel, als dieser erschrocken auf die Beine sprang, mit hin und her peitschenden Fuchsschweif und vor Calvin auf den Boden sank.
"Du bist schon wach, welch ein Wunder", kommentierte ich das frühe Auftauchen meines Sohnes und sah dann zu Nate.
"Das ist Nathaniel McGarth, er ist mein Neko", stellte ich unseren neuen Bewohner knapp vor und deutete mit einer Handbewegung an, dass sich der Junge vom Boden erheben und wieder Platz nehmen sollte.

Calvin wusste nicht recht, wie er reagieren sollte, als der Neuankömmling vor ihm auf die Knie fiel. Skeptisch sah er zu seinem Vater, den dieses Verhalten allerdings nicht zu beeindrucken schien.
"Dein Neko? Du hast einen Neko??" fragte Calvin geschockt. "Du weißt aber, dass das illegal ist, nicht wahr?" meinte er und bemühte sich, in keinen unangemessenen Tonfall zu verfallen.
Der Zaubereiminister hatte einen Neko. Wenn das an die Öffentlichkeit gelangen würde, würde es wieder für allerlei Furore sorgen. Calvin konnte es nicht fassen. Er wusste, dass Jeremy sich gern im Ruhm seiner Macht sonnte und seine Position ausnutzte, um andere für ihn arbeiten zu lassen. Aber dass er sich nun ein Menschenähnliches Wesen als Sklaven hielt.. der darüberhinaus noch ungefähr in Calvins Alter zu sein schien.. unfassbar.

Unsicher sah ich von dem Jungen zu meinem Besitzer. Der Junge schien nicht viel älter zu sein als ich. Scheinbar sein Sohn. Ob ich ein Geschenk war? Wohl eher nicht.
Ich biss mir auf die Unterlippe und kämmte unsicher durch das weiche Fell. Es war nicht mehr so verfilzt wie bei meiner Ankunft.
Was sollte ich jetzt tun?
Es kam mir falsch vor mich auf den Platz des Jungen zu setzten, es war schließlich sein Platz, darauf hatte ich kein Recht, vor allem nicht als Haustier.
Aber durfte ich mich meinem Besitzer so zu sagen widersprechen?
Ich war sichtlich hin und her gerissen.
Also entschied ich mich für auf dem Boden sitzen bleiben. "Schon in Ordnung, ich finde es hier auch in Ordnung." ich bemühte mich um ein Lächeln für meinen Herrn, was wohl etwas verrutscht wirkte.