Nachdem ich Noah am Königssaal abgeliefert hatte und kurz der Ansprache zuhörte, verzog ich mich nach hier unten um mir selbst etwas zu essen zumachen. Ich konnte die vielen Stimmen und Eindrücke und Menschen jetzt einfach nicht verarbeiten. Das war zu viel nach so langer Zeit der Einsamkeit. Ich benutzte mein Nanbrot als sogenannte Tasche für mein Curry und starrte gedankenverloren ins Nichts wärend ich aß. Vieles ging mir im Kopf herum und meine Ohren zuckten immer wieder nervös. Das taten sie immer wenn ich überfordert war oder nachdachte.
Auf seiner Erkundungstour durch die Akademie landete Calvin schließlich in einem Raum,der wohl die Schulküche darstellen sollte. Na immerhin ist es hier echt sauber dachte er, während er sich umsah. Aus Ungeschicklichkeit stieß er vor einen Essenswagen, bei dem offenbar ein Rad fehlte, sodass er augenblick unter ohrembetäubenden Lärm umfiel. Calvin säufzte Laut und ging schließlich in die Hocke, um das Besteck, welches nun auf dem Boden vertreut lag, wieder einzusammeln.
Als es plötzlich unglaublich laut krachte, erlitt ich einen halben Herzinfakt und sprang mit einem Satz auf und drehte mich um, so das mein Rückrat gegen den Tisch knallte. Heißer Schmerz jagte durch meinen Rücken aber ich biss die Zähne zusammen. Ich hatte in den Ferien schon schlimmeres erlebt. Hecktisch sah ich mich um und entdeckte schließlich Calvin. Oh nein. Mein Karma musste mich wirklich hassen. Was hatte ich nur falsch gemacht? Hatte ich noch die Möglichkeit zu flüchten? Ich sah mich verzweifelt nach einem Fluchtweg um.
Calvin war gerade dabei, einige Gabeln zurück auf den Essenswagen zu legen, als er Schritte hörte. "Oh, Louis, na sieh mal einer an." bemerkte er trocken, aber lächelnd und beugte sich zu einer weiteren Gabel herunter. Dann entdeckte er das fehlende Rad des Essenswagen, das unter ein Regal gerollt war. Er kramte es heraus, legte den Essenswagen auf die Seite und setzte sich schließlich auf den Boden, um die Halterung des Rades mit einer Messerkante wieder festzuschrauben.
Ich zuckte erneut zurück. "Ca... Cal... Calvin..." stotterte ich leise und mit vor Schreck und Angst geweiteten Augen. Er versperrte mir meinen Fluchtweg... Ich konnte hier nicht weg. Ich beobachtete jede seiner Bewegungen. Blieb angespannt. Hatte ich sonst eine Möglichkeit hier heraus zu kommen? Nein... es gab nur diesen einen Ausgang. Andere waren momentan nicht zu erreichen. Oder besser gesagt nicht betretbar.
Calvin stellte den Wagen wieder richtig hin, nachdem die Reperatur beendet war, und stand auf. Was hatte Louis nur für ein Problem? Er hatte schon im Zug so merkwürdig auf Calvins Anwesenheit reagiert. War es, weil er einfach spurlos verschwunden war, nachdem sie eine Nacht zusammen verbracht hatten? Denn das konnte sich Calvin ebenfalls bisher nicht erklären. Er hatte nach Louis gesucht, tagelang. Er hatte Sorge, dass er auf der Straße leben und wieder an schlechte Leute geraten würde. Aber die Suche war erfolglos geblieben. "Hey.." meinte Calvin beruhigend, als er das Stottern hörte, und trat näher an Louis heran. "Ganz ruhig. Du weißt doch, ich bin dein Freund. Vor mir hast du nichts zu befürchten, okay?" flüsterte er schon fast, während er mit seinem Handrücken Louis Wange streichelte.
Ich begann zu zittern als er näher kam und meine Finger verkrallten sich noch mehr in dem Tisch hinter mir. Konnte ich seinen Worten glauben schenken? Als er mir über die Wange strich zuckte ich vor Schreck zusammen als hätte er mich geschlagen. Trotzdem war die Berührung nicht schlimm. Gar nicht schlimm... Es ist nur Calvin! versuchte ich mich zu beruhigen. Aber was hieß hier "nur"? Ich hatte diesem Jungen so viel mehr geschenkt als er sich jemals vorstellen könnte. Und er wollte doch seine Bettgeschichten nicht mehr sehen! Wieso stand er jetzt vor mir? Ich verstand das alles nicht! Ich fühlte mich völlig überfordert!
Calvin sah Louis etwas geschockt an. Er war zusammen gezuckt. Hatte er etwa Schmerzen erwartet? Was nur mit diesem Jungen los, dass er so in Angst leben musste? Und dabei war es so naiv, gutmütig und einfach lieb. Das weckte wohl Calvins Beschützerinstinkt, wie es schon damals in dieser Seitengasse und anschließend in der Hotellobby in München der Fall gewesen war. Das erinnerte Calvin daran, dass es irgendwo da draußen noch einen Mann gab, der wohl mit ihm eine Rechnung offen hatte. Sollte er doch kommen, Calvin war bereit dafür. Um sich abzulenken und um die Situation etwas zu lockern nahm Calvin wieder etwas Abstand von Louis und setzte sich auf einen Tisch. "Erzähl mal,wie ist es dir so ergangen?" erkundigte er sich freundlich.
Als er einen Schritt zurücktrat entspannte ich mich etwas. Trotzdem blockierte er meinen Fluchtweg. Nervös huschte mein Blick von ihm zur Tür. Wie lange würde ich wohl brauchen? Zu lange... eindeutig... "Gut... ich bin wieder... zuhause..." Und war davor noch wo anders. Aber das war egal. Er sollte es nicht wissen. Calvin war... war mir suspekt...
Calvin atmete tief durch. Das war wohl doch nicht so einfach wie erhofft. "Okay, hör zu. Wir werden jetzt ein Spiel spielen. Du mags doch Spiele, Spiele sind lustig. Und zwar geht das Spiel so: Du sagst mir alles, was dir gerade durch den Kopf geht, eine Minute lang. Danach sage ich dir alles, was durch meinen Kopf geht. Ich nenne dieses Spiel einfach mal.. das Aussprech-Spiel. Bist du bereit?" fragte Cal und setzte sich in den Schneidersitz.
Ein wenig unsicher sah ich Calvin an. Ein Spiel? Ja... ich mochte Spiele... aber... was sollte das für einen Sinn haben? Schüchtern nickte ich, blieb aber stehen, immer noch bereit einfach zu laufen wenn ich musste. "Ich... ich habe an mein Zuhause gedacht und daran, dass der Haushalt völlig verkommen wird wenn ich nicht dabin. Wer soll den die Wäsche waschen oder putzen oder kochen? Sir und Lady werden sicher sehr abgehungert oder sehr aufgedunsen sein wenn ich zurück komme. Sie wissen doch gar nicht wie man sich gesund ernährt! Oder wie man kocht, oder wäscht oder putzt oder oh Gott das wird eine Katastrophe ich sollte zurück!" endete ich schließlich und holte tief Luft. Na gut, ganz die Wahrheit war es nicht. Ich hoffte einfach nur er würde es nicht merken... Aber ich war ein mieser Lügner gegenüber Calvin.
Calvin zog gerührt die Augenbrauen zusammen. Über das alles machte der Junge sich Gedanken? Ein 15jähriger sollte andere Sorgen haben. Der Typ hatte ja nen riesigen Komplex. Cal sah ihn gerührt an. "Sie werden schon zurecht kommen." meinte er aufmunternd. "Was denkst du?" fragte er und musterte den kleinen Neko sorgfältig. Da war noch etwas, das konnte er sehen. Und er war mit diesem Spiel wohl auf dem richtigen Weg, den Jungen endlich dazu zu bringen, Klartext zu reden.
"Nein, Nein, Nein das werden sie nicht. Schon das letzte mal war eine Katastrophe ich habe eine ganze Woche gebraucht damit der Boden wieder glänzt und es wieder nach Frühling riecht." ich schüttelte energisch den Kopf. "Du weißt gar nicht wie schwer es ist Blutflecken aus einem Kleid zu bekommen. Aber es muss perfekt weiß sein. Wie neu gekauft!" Ich musterte ihn kurz, bevor ich erneut den Kopf schüttelte. "Du musst auch fair spielen! Ich habe eine Minute erzählt, jetzt bist du dran!" ernst sah ich ihn an und verschränkte schützend die Arme vor meinem Körper. "Wenn du nicht fair spielst will ich nicht mehr!"
Calvin seufzte. Anschließend legte er allerdings sofort wieder ein Lächeln auf. "Du hast recht" gab er zu. Er musste sein eigenes Spiel mitspielen. Vielleicht würde Louis dann das sagen, was ihm tatsächlich auf der Seele brannte. Cal überlegte kurz. "Also ich bin neu auf der Akademie, find es recht beeindruckend hier, wenn auch nicht so beeindruckend wie Hogwarts. Die Ansprache des Rektors hat mich ein wenig verwirrt, das schwirrt noch immer in meinem Kopf rum. Ich frage mich, wer den Essenswagen kaputt gemacht und anschließend das Rad unter das Regal gekickt, statt den Wagen zu reparieren hat. Ich bin ziemlich pappsatt von dem Essen, das mir übrigens recht gut geschmeckt hat, und jetzt fleht mein Magen mich praktisch an, mich nicht zu bewegen aber ich bin neugierig. Ich frage mich, warum du so eigenartig reagierst, wenn wir uns sehen. Erst im Zug und nun hier. Gleichzeitig bin ich aber auch erleichtert, dass es dir gut geht und dass es dir in der Zeit, in der wir uns nicht gesehen haben, gut ergangen ist, wie du sagst. Dennoch weiß ich genau, dass da irgendetwas in deinem kleinen süßen Köpfchen herumschwirrt, dass du mir nicht sagen willst und ich frage mich, was das wohl sein möge und warum du es mir nicht sagen willst. Ich finde es süß, dass du dir Gedanken um deine Familie machst und befürchtest, dass sie ohne dich nicht zurecht kommen. Das zeigt, dass sie dir wichtig sind. Andererseits finde ich es bedrückend, dass ein kleiner, lieber Junge wie du sich so viele Sorgen machen muss und ich frage mich, warum du als Neko geboren wärst. Wenn du ein Mensch wärst, hättest du ein so viel schöneres und besseres Leben. Aber auch als Neko kannst du es dir schön machen. Ich habe dir gesagt ich will dir zeigen, was Freiheit bedeutet. Und dieses Versprechen gilt noch immer. Ich frage mich, warum du hier in der Schulküche sitzt und trübsal bläst, obwohl es bestimmt eine Menge Jungs da draußen gibt, die es kaum erwarten könnten, dir zu zeigen, wie schön die Welt ist. Aber es ist.. schwierig, mit dir zu reden. Ich weiß einfach nie, was du als nächstes tun oder sagen wirst. Und deshalb das Spiel. Vielleicht verstehe ich ja dann mal endlich, was in deinem kleinen Köpfchen alles so vor sich geht." beendete Calvin den Monolog mit einem Lächeln und räusperte sich. "Ich glaube ich habe die Minute etwas überzogen." lachte er.
Wärend seines Vortrags war ich ziemlich rot geworden und starrte jetzt verlegen auf meine nackten Füße. "Ist nicht schlimm..." murmelte ich nur als er meinte er hätte überzogen. Ich ließ mir alles was er sagte noch einmal durch den Kopf gehen. Er hatte sich Sorgen um mich gemacht? Wieso? Ich war doch nur einer von vielen! Aber jetzt war wohl ich wieder dran. Ich wusste nicht was ich ihm antworten sollte. Es war schwer... "Ich... sie haben mich gekauft. Es ist meine Aufgabe alll diese Dinge zu erledigen. Ich empfinde es als Ehre auf die Akademie zu gehen und zu lernen. Du weißt das ich nicht frei sein will. Ich finde es ok wie es so ist. Ich finde es ok ein Neko zu sein!" Wie konnte ich ihm das begreiflich machen? "Dort draußen gibt es keinen Jungen der mich sieht. Wieso auch? Ich bin nur ein Haustier, ein Spielzeug..." kurz stockte ich, "...einer von vielen." Energisch schüttelte ich den Kopf. Solche Gedanken waren dumm und nicht zu gebrauchen! Ich sollte sie verbannen aus meinem Denken. "Ich sitze hier weil es mir zu laut war und zu viel. Zu viele Wesen mit zu vielen Emotionen, Wünschen, Gedanken, Hoffnungen, Leidenschaften und viel zu lauten Stimmen." erklärte ich ein wesentlich einfacheres Thema was er möglicherweiße auch verstand. "Ich verstehe dich auch niciht. Du bist mir suspekt. Du sagst Dinge die du nicht so meinst. Du tust Dinge die untypisch für dich sind, die sich mit dem wiedersprechen was du fühlst... Du bist einfach krotesk!" Entschlossen sah ich ihn an. "Du bist ein sehr krotesker, mir suspekter Mensch den ich nicht verstehe." ich nickte wie zur Bestätigung. "Ich verstehe nie was du mir eigentlich sagen willst, was du willst das ich tue! Du lässt mich in deinem Bett schlafen und sagst du würde nicht MIT mir schlafen wollen, aber eine Nacht später... da schläfst du dann mit mir. Dann sagst du, du willst nicht das diese Leute bis zum Morgen bleiben, aber wenn ich gehe, da machst er du dir Sorgen! Das ist doch total dämlich!"
Calvin lächelte und stand schließlich auf, um das Besteck, das noch immer auf dem Boden lag, wieder einzusammeln. "Aber sie haben dich auf die Akademie geschickt. Das bedeutet doch, dass sie sich sicher sind, dass sie auch ohne dich zurecht kommen. Du solltest dankbar sein und dir keine Sorgen mehr machen." versuchte er, Louis aufzubauen. "Und du willst die Freiheit nur nicht, weil du nicht weißt, wie es ist, frei zu sein." erklärte Calvin. Sowas ähnliches hatte er schon mal auf dem Dach in New York zu dem Neko gesagt. "Und ich bin mir sicher, dass es viele Jungs da draußen gibt, die dich sehen, wenn du es nur zulässt." versicherte er. "Ich verstehe." meinte er schließlich ruhig und legte klirrend das Besteck zurück auf den Wagen und stand wieder auf. "Ich habe dich verwirrt. Das tut mir leid. Es ist nun mal so.. Ich folge meinem Herzen, Louis. Ich schätze.. das ist das, was mich groteskt und suspekt macht. Aber ich denke, dass es richtig ist, seinem Herzen zu folgen. Ich habe zuerst nicht mit dir geschlafen, weil ich nicht wollte, dass du es aus Pflichtgefühl tust. Ich habe es dir schon mal gesagt und ich sage es dir wieder - Du bist mein Freund, nicht mein Sklave." erklärte er und sah dem Neko tief in die Augen. "Deshalb hab ich es erst getan, als ich den Eindruck hatte, dass du es auch wolltest." ergänzte er. "Und eben weil du mein Freund bist habe ich mir Sorgen um dich gemacht. Und wenn ich dich nicht mehr sehen wollte, dann wäre ich doch wohl jetzt nicht hier und würde mit dir diese Unterhaltung führen, oder?" zwinkerte er schließlich. Alles in ihm schrie danach, diesen Jungen in den Arm zu nehmen. Aber er wollte nicht riskieren, ihm zu nahe zu treten und schon wieder zu verunsichern.
"Aber... ich bin doch nichts besonderes! Ich bin nur ein Haustier! Du hast gesagt, du hast gesagt sie wären dir egal. Da ich einer von ihnen bin muss ich dir auch egal sein!" leicht verloren sah ich zu ihm auf. Bei den anderen Dingen hatte ich einfach geschwiegen. Es half wohl nichts ihm das noch einmal zu erklären. "Das ist falsch." erklärte ich ihm leise, mit hängenden Schultern und senkte schließlich den Blick. "Das alles ist völlig falsch! Ich sollte nicht hier sein, du solltest nicht hier sein! Es ist besser wenn ich wieder gehe. Du bist sicher betrunken oder stehst unter Drogen. Du weißt nicht was du redest!" Niemand würde solch dumme Sachen laut sagen wenn er Nüchtern oder bei klarem Verstand war. Ich war nunmal ein Spielzeug! Wieso sah Calvin das nicht ein? Oder war ich es der es nicht einsah? Meine Gedanken... sie... sie drehten sich um ihn und das durften sie nicht! Ich sollte aufhören zu denken. Es bereitete mir Kopfschmerzen.
Calvin seufzte. Es war schwer, gegen etwas anzureden, was sich jemand 15 Jahre lang eingeredet hatte. Oder was jemand ihm eingeredet hatte. Wie auch immer, es saß fest in seinem Kopf verankert und würde wohl so schnell nicht zu lösen sein. "Hör zu kleiner" meinte Calvin schließlich. "Ich bin dein Freund. Du bist mein Freund. Wir sind Freunde. Ich bin nicht besser als du. Und wenn du irgendwann mal ein Problem oder Sorgen hast, dann kannst du jederzeit zu mir kommen und es mir erzählen, okay?" erklärte er. Schließlich stand Cal auf und gab Louis einen kurzen Kuss auf die Stirn. "Und du bist mir nicht egal, hast du verstanden?" meinte er anschließend und trat wieder einen Schritt zurück."Und du musst auch nicht nervös sein, wenn wir uns begegnen, hm?" verdeutlichte Calvin und lächelte den Neko vertrauensvoll an.
Als Calvin mich auf die Stirn küsste wurde ich schon wieder rot und sah zu tiefst verlegen zu Boden. "Danke..." murmelte ich leise. "Ich... ich bin nicht nervös!" stritt ich sofort ab, aber meine Ohren zuckten verräterisch. Gemeinheit. Von den eigenen Ohren verraten. Ich war wirklich kein besonders guter Lügner. Als er etwas zurück ging griff ich automatisch nach seinem Handgelenk. "Ich mag dich weißt du...?!" sagte ich leise, ohne ihn an zu sehen. Ich sah einfach stur an ihm vorbei. "Du kannst auch immer zu mir kommen wenn du reden möchtest." ich schenkte ihm ein kleines, schüchternes Lächeln, auch wenn ich ihm immer noch nicht in die Augen sah. Das traute ich mich einfach nicht.
"Ich mag dich auch" meinte Calvin und lächelte gerührt. "Danke, das ist nett" meinte er schließlich, als Louis im ebenfalls anbot, zum Reden zu ihm zu kommen. Wissend, dass er dieses Gebot aber wohl niemals annehmen würde, schenkte er dem kleinen noch eine Umarmung und setzte sich dann wieder auf den Tisch. Der Neko machte sich schon genug Sorgen um alles Mögliche. Da würde Calvin ihn sicher nicht auch noch mit seinen Problemen belasten. Zumal Louis ihm vermutlich eh kaum helfen können würde und außerdem sollte der kleine Mützenträger lieber denken, dass alles in Ordnung sei.
Leicht verlegen lächelte ich ihn an und aß auf, bevor ich mir etwas Schokolade holte. "Möchtest du auch etwas?" bot ich Calvin schüchtern an. Ich teilte meine Schokolade eigentlich nicht... aber... er... er war etwas Besonderes. Und besondere Personen erforderten besondere Maßnahmen. Ich schob die Schüssel mit den Schokoladenstücken in die Mitte und nahm mir selbst eines. Ich ließ die Süßigkeit auf meiner Zunge schmelzen und schloss genießerisch die Augen. So gut... Ich hatte das Gefühl ewig keine mehr gegessen zu haben. Doch war es nur wenige Stunden her. Die Sucht hatte mich eindeutig im Griff.
Eigentlich hatte Calvin grad so gar keine Lust auf Schokolade aber um den kleinen nicht zu enttäuschen und um ihm einen Gefallen zu tun, nahm er sich auch ein Stück und schob es sich in den Mund. "Schmeckt gut." sagte er. "Hast du schon mal Schokolade aus Belgien gegessen? Die ist göttlich!" schwärmte Cal, auch wenn er eigentlich nicht so auf Süßkram stand. Er aß viel lieber etwas herzhaftes.
Ich schüttelte leicht den Kopf. "Nein... ich kenne nur Schokolade. Aber das reicht mir. Es gibt so viel Süßes, ich kann gar nicht alles probieren. Aber ich liebe Süßes so sehr wie Glitzerzeug." verstohlen fuhren meine Finger über den Reif an meinem Handgelenk. Es war der den ich bei unserem gemeinsamen Frühstück in München hatte mitgehen lassen. Leicht verlegen lächelte ich. Aber es war eine schöne Erinnerung und er glänzte doch so wunderbar. Fast so schön wie Calvins Augen. Aber nur fast... So blieb mir wenigstens die Erinnerung.
"Dann musst du sie unbedingt mal probieren. Das ist die zarteste und edelste Schokolade, die es gibt. Du verpasst echt was, wenn du die nicht kennst." meinte Calvin und überlegte, dass er am Wochenende gleich nach Heidelberg gehen und belgische Schokolade für Louis kaufen würde. Wenn man Schokolade liebte, musste man sie einfach mal probiert haben. Calvin warf einen Blick auf Louis' Armband. Ja, der kleine schien glitzernde Dinge zu lieben. Irgendwie war er eine Mischung aus diebischer Elster, kleinem Kind und einer Katze. Aber das Ergebnis war immerhin niedlich.
