Gang

...

cf: Königssaal

Ich zog Lyanna immer noch mit mir und als ich kaum noch die Geräusche aus dem Saal und das Geplapper zweier Schüler in der Eingangshalle hörte, blieb ich stehen.
Ich lehnte mich an die Wand und runzelte die Stirn.
Damon hatte vorhin fragend geguckt, als wir an seinemTisch vorbeikamen, doch ich hatte bloß den Kopf geschüttelt. Nachher würden wir nochml reden müssen.
Ich wollte wissen, was genau er davon hielt.

Come from: Königssaal

Die Geräusche aus dem Königssaal wurden immer leiser, bis ich sie nicht mehr wahrnehmen konnte, doch Jel zog mich immer weiter, vermutlich weil es ihr noch zu laut war. In einem Gang blieb sie stehen und ich lehnte mich an die Wand, sah sie fragend an.

Ich sah zu Lyanna und seufzte leise.
"Ich mache mir Sorgen. " Ich fuhr mir durch die gelockten haare und überlegte. Konnte ich es irgendwie umschreiben, sodass nicht herauskam, wer mein Vater war? Nein. Denn dazu müsste ich lügen und das kam immer heraus. Vor allem bei mir.
"Also...Der stellvertretende Direktor...Kenneth Elijah Ceiteach...." Ich stockte kurz und biss mir auf die Lippen.

Ich beobachtete Jelena von der Seite her und schwieg erst einmal. Ich war niemand, der viel redete, eher hörte ich zu und beobachtete. Jelena schien wirklich besorgt zu sein, das sah ich ihr an. Aber um wem? Und wieso? Gerade als ich mich dazu überwunden hatte, diese Fragen zu stellen, begann sie wieder zu reden und ich schloss den Mund. Ach, so hieß also der stellvertretender Schulleiter ... aber was hatte er mit dem ganzen zutun? Ich war verwirrt und meine Hand wanderte fast schon sehnsüchtig in meine Hosentasche, wo die Zigaretten ruhten. Doch hier konnte ich nicht rauchen ...
"Das war doch der Mann, den du beobachtet hast, oder?", fragte ich sie leise. Ob dieser stellvertrende Direktor der Mann von vorhin war? Der mit dem jungen Mädchen im Arm? Jel hatte ihn beobachtet und danach ziemlich seltsam reagiert. Es war naheliegend, dass es sich dabei um diesen Kenneth gehandelt hatte, aber ich wollte keine falschen Schlüsse ziehen, lieber nochmal auf Nummer sicher gehen.
"Was ist mit ihm?", fügte ich dann gleich die zweite Frage an.

"Ja. Genau." antwortete ich und kam mir irgendwie total bescheuert vor.
"Und... er ist mein Vater." Nun kam ich mir an den einen Muggelfilm erinnert vor... Luke...ich bin dein Vater.
Ok. Allmählich wurde es gruselig.
"Naja....und diese Frau. Er sah so aus, als würde er sie ewig kennen...und vermisst haben..." Ich stoppte und biss mir wieder auf die Lippe.
"Ich frag mich, wer das ist..."

Meine Augen wurden groß wie Untertassenteller und ich starrte Jel erst mal sprachlos an. Wow, mit dieser Offenbarung hatte ich nun echt nicht gerechnet und sofort spürte ich dieses Stechen in meiner Brust und meine Augen wurden dunkel. Es war immer so ... wenn ich hörte, dass andere noch Eltern hatten, ich konnte nichts gegen die Eifersucht tun.
Tief durchatmen, Lyna, ermahnte ich mich selber und holte tief Luft.
Jel schien wirklich verzweifelt zu sein und ich sah ihr an, was sie dachte.
Was, wenn mein Vater meine Mutter betrügt ...?, das stand ihr einfach nur ins Gesicht geschrieben, ich konnte es wie in einem offenen Buch lesen. Ich hob die Hand und ließ sie vorsichtig auf die Schulter von Jel sinken.
"Rede mit ihm, bestimmt gibt es für das Ganze eine rationelle Erklärung ... die"; ich stockte. "die nichts damit zu tun hat, dass er fremd geht oder so", brachte ich den Satz zu Ende.

Ich biss mir auf die Lippe, als ich Lyannas sprachloses Gesicht war.
Ob ich jetzt als Spaßkiller abgestempelt wurde? Kurz sah ich auf meine Schuhe, dann aber wieder hoch zu Lyanna, deren Gesichtsausdruck irgendwie...düster wirkte.
"Eine rationale Erklärung..." Ich fragte mich, was es für diese Situation an rationalen Erklärungen gab.
Eine gute Freundin? Dafür sah das zu innig aus, außerdem...wenn es nur eine gute Freundin gewesen wäre, dann hätte Dad sie sicherlich nicht öffentlich so herzlich umarmt.
"Mir fällt keine rationale Erklärung ein und ich habe wirklich Angst, dass diese Frau mehr als nur verdammt gute Freundin ist. Ich meine...wie Freundschaft sah es nun wirklich nicht aus."
Ich hatte nicht schlecht Lust meinen Vater nun zu suchen und ihn nach der Wahrheit zu fragen. Diese Ungewissheit würde ich nicht lange aushalten.

Was sie jetzt dachte?, fragte ich mich, als Jelena auf ihre Schuhe sah und diese wohl ziemlich interessant fand. Doch mir war es ehrlich gesagt schnuppe, wer ihr Vater war. Ich fand sie um ihretwillen nett und sie schien sich auch nichts darauf einzubilden, mit dem stellvertretenden Direktor verwandt zu sein. Dann sah sie wieder zu mir und in ihren Augen konnte ich nichts als Verzweiflung und Angst lesen. Ich wusste nicht, wie ich an ihrer Stelle reagieren würde. Aber ich hatte immer gewusst, dass meine Eltern einander treu waren. Der Gedanke an meine Eltern trieb mir Tränen in die Augen und ich blinzelte diese unwirsch weg. Ich würde jetzt nicht heulen, ich war kein kleines Kind mehr. Kurz schluckte ich, versuchte den Frosch in meinem Hals loszuwerden.
"Frag ihn doch", murmelte ich leise und steckte meine Hände, die leicht zitterten, in die Hosentaschen. Ich würde danach zwar alleine sein, aber wenn es Jel half .. und außerdem machte es mir eigentlich auch nicht saus, alleine zu sein.

"Alles okay?" fragte ich sie und legte den Kopf schief. Meinen scharfen Augen entging nahezu nichts, so auch nicht, dass ihre Augen kurz feucht worden.
"Später vielleicht..." sagte ich leise und sah sie fragend an. Irgendetwas schien ihr gerade sehr zu schaffen zu machen und ich mochte es nicht, wenn die Leute um mich herum traurig waren.

"Ich ...", ich schluckte und sah auf den Boden.
Man, Lyna, reißt dich zusammen!, herrschte ich mich innerlich an und ballte kurz die Hände in den Hosentaschen.
"Ich musste nur an meine Eltern denken", gab ich dann zu.
Sieben Jahre ... und es tat immer noch weh. Wieso? Wieso sie? Marina und James Claflin waren die letzten Menschen auf diesem Planeten, die den Tod verdient hatten und doch mussten sie viel zu früh gehen und überließen zwei Kinder ihren Schicksal.
"Okay, wenn es dir so lieber ist", ich setzte mich auf die Bank, die hier stand und sah zu Jel.

"Deine Eltern?" fragte ich vorsichtig nach und biss mir auf die Lippe.
Hoffentlich fragte ich nichts falsches, bitte lasst mich nicht in ein Fettnäpfchen getreten sein.
Ich fuhr mir durch meine Locken und sah zu ihr...
Ouh man...Ob ihre Eltern noch lebten? Sie wirkte so...traurig.

"Sind vor sieben Jahren gestorben", murmelte ich leise und sah auf meine Füße, die in schwarzen Ballarinas steckten. Kurz seufzte ich auf und hob den Blick, schenkte Jel ein mattes Lächeln und fragte mich was Ares gerade machte.
"Und dein Vater hat nie von dieser Frau gesprochen?", lenkte ich das Thema dann von mir weg. Bloß nicht darüber nachdenken.

Ich schnappte fast unhörbar nach Luft und biss mir auf die Lippe.
"Das tut mir ehrlich Leid." sagte ich leise und sah schwach lächelnd zu ihr.
Ich konnte mir nicht vorstellen, meine Eltern zu verlieren. Es würde etwas fehlen. Ich war bei weitem kein abhängiges Mädchen, Ich konnte meine Angelegenheiten schon selber erledigen und bräuchte auch keine Hilfe...aber ich fände es einsam. So ohne Eltern... Glücklicherweise warenmeine Verwandte nahezu unsterblich.
Bei ihrer Frage überlegte ich.
"Nein. Nie. Jedenfalls nicht das ich wüsste..."

Ich seufzte.
"Das braucht es nicht", meinte ich dann und meine Stimme wurde ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte, kühl. Mitleid brachte mir meine Eltern auch nicht zurück. Aber Jel konnte auch nichts dafür. Ich schüttelte kurz den Kopf.
"Tut mir leid, ich ... rede nicht gerne darüber", gestand ich ihr und sah die Mauer gegenüber an.
"Hm, dann muss du ihn wirklich mal zur Rede stellen", sagte ich zu Jel und sah sie wieder an, mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen.

Ich sah betreten zur Seite, als sie sagte, das brauchte es nicht.
Wusste ich ja selber...Aber was sagte man zu einem Mädchen, dass ihre Eltern verloren hat, während das größte eigene Problem war, dass der Vater möglicherweise fremdging.
"Das wiederum braucht dir nicht leid zu tun. Ich kann mir vorstellen, dass du nicht gerne darüber redest. Und ja...Muss ich wohl.."
Ich fuhr mir durch die Locken.
"Wie kommt es eigentlich, dass ich im Sommer nicht bemerkt hast, dass du doch magisch warst?" fragte ich und versuchte das Gespräch zu weniger delikaten Themen zu lenken.

Ich seufzte auf. Früher oder später hatte ich mit diesem Thema gerechnet, nur ... mir wäre später lieber gewesen. Verflucht! Wie sollte ich meine Situation umschreiben, ohne, zu verraten, wie scheiße meine Verwandten zu uns waren?
"Meine Verwandten ... naja ... sie mögen es nicht, wenn wir ...", ich verstummte und biss mir auf die Lippen und sah wieder weg. Verdammter Mist. Hundekacke aber auch ...

"Ihr zaubert? Aber das darf man doch außerhalb der Schule sowieso nicht."
Das verstand ich nicht und runzelte meine Stirn. Hmm.
Wieder schien sie angespannt zu sein und innerlich schlug ich mir vor die Stirn.
Schon wieder ein Thema, worüber sie wahrscheinlch ungern sprechen wollte...Ich war echt ein Master of Disaster manchmal.

"Nein, nicht wirklich, aber ... sie haben halt Angst, sind halt nicht die Nettigkeit in Person", oh man, ich sollte echt meine Fresse halten, bevor ich mich noch komplett verriet. "Wie auch immer, auf mir lag eine Blockade, deswegen hast du nichts gemerkt, aber bitte, sagt das niemanden! Es soll keiner wissen", ich krallte mich mit einer Hand in die Bank und spürte wie einer meiner Nägel brach, doch das war egal.

Ich konnte nur knapp verhindern, dass meine Kinnlade auf den Boden fiel.
Wow...Das war hart.
"Das ist gemein!" meinte ich geistreich dazu und schüttelte den Kopf.
"Ich verrate niemanden etwas. Selbst meinem Bruder nicht. Darauf schwöre ich!" sagte ich mit ernstem Gesichtsausdruck, auch wenn mir es schwer fiel nicht leicht zu grinsen.

"Gemein, eine nette Umschreibung", grinste ich, auch wenn es meine Augen nicht erreichte. Ich sah auf meinen abgebrochenen Fingernagel und atmete tief durch.
"Ich hoffe, du hälst dein Wort, ich will nicht wissen, was Ares tun wird, wenn er das hier erfährt", ich seufzte leise auf. Ja, Ares ... wenn er wütend wurde, machte er seinem Namen alle Ehre und dann hatte selbst ich Angst vor ihm und ich kannte ihn schon mein Leben lang und zwar wortwörtlich.
"Und? Freust du dich schon auf den Unterricht?", fragte ich sie und lenkte das Thema auf ein weniger verfängliches Thema. Wie es für sie wohl sein würde mit ihrem Vater als Lehrer? Oder war sie schon immer hier gewesen? Ich wusste es gerade nicht und verwirrte mich nur noch mehr.
"Doofe Frage vielleicht, aber bist du schon lange auf der Akademie?", ich sah wieder auf meine Schuhe.

(Dany? Bin schlafen bis morgen :*)

"Ich bin immer nett." meinte ich grinsend und zwinkerte ihr zu.
"Ich halte mein Wort. So war ich hier stehe und mein Name Jelena ist. Ich will mich nicht mit deinem Bruder anlegen." Dürfte schwer werden zu erraten, wer gewinnen würde....
"Ja. Irgendwie schon. Auch, wenn es mir vor Geschichte graut. Nicht gerade mein Lieblingsfach und die besten Noten schaffe ich in diesem Fach auch nicht. Dad wird sich freuen." Ich lachte und setzte mich neben sie auf die Bank.
"Hm? Nein. Mein erstes Jahr hier auf der Akademie." sagte ich,beinahe stolz und grinste.

[Nacht. :* Schlaf scheen ]

Ich sah zur Seite, als Jel sich neben mir niederließ. Ihre Situation konnte ich mir gerade echt nicht vorstellen, ich war aber ja auch kein Lehrerkind ... nur ein Flugbrecherkind ... ich seufzte leise auf.
"Ich mag Geschichte", schmunzelte ich. "Auch wenn ich hoffe, dass es hier nicht so langweilig wird wie beim ollen Binns", ich streckte meine Beine aus und sah meine Bekannte an. In welchem Haus sie wohl war?

"Du magst Geschichte? Selbst bei Binns? Der ist wirklich schrecklich. Ich bin in seinem Unterricht immer wieder eingenickt. Sag mal....Unterrichtet der denn immer noch?" Es war schon ewig her, dass ich in Hogwarts gewesen war, aber andererseits überraschte es mich wenig.
Er war nunmal ein Geist. SO schnell würde er nicht in Rente gehen.
"In welchem Haus bist du?"

LYANNA

Ich musste schmunzeln. Ehrlich sogar. Ja, Binns war schon ein besonderer Kandidat ... gewesen. Was mit ihm und den restlichen Lehrern passiert war, wusste ich nicht, doch ... es interessierte mich auch nicht die Bohne. Ich war froh aus Hogwarts weg zu sein.
"Ja, zumindest bis zu dem Unfall hatte er noch unterrichtet und bei ihm kann man gut schlafen, aber ich habe es mir alles im Selbststudium beigebracht ...", seufzte ich auf. Ja, das war eindeutig besser gewesen, als Binns zuzuhören. Und ehrlich ... was hätte ein stilles Mädchen wie ich, das kaum sprach, sonst mit ihrer Freizeit anfangen sollen?