3. Abteil

...

cf: Bahnsteig

Kaum im Abteil angekommen, verstaute ich meine Taschen und schaute mir das Abteil an. Es war recht gemütlich und überraschend geräumig. Ich wartete kurz auf Lorcan, um ihn mit einem Lächeln in diesem Abteil zu empfangen.

{cf: Bahnsteig}

Ich betrat das Abteil, das sich sofort etwas verdunkelte. Nett... Vor allem die Farben gefielen mir.

Da laufen wir ja in Gefahr nicht mehr gefunden zu werden, so ganz in Schwarz.

Wie so oft wenn meine Stimme nicht die Klappe hielt, verdrehte ich die Augen und schlüpfte aus meiner Lederjacke. Ich hatte in den Ferien mein Training sicher nicht schleifen lassen.
Meine Tasche warf ich locker in die dafür vorgesehene Ablage und ließ mich dann auf die Sitze fallen.
Endlich...
Seufzend rutschte ich etwas tiefer und legte den Kopf in den Nacken um kurz die Augen zu schließen.

Schweigend musterte ich seinen Körper. Oh mein Gott... Er sah wirklich gut aus, das musste ich ihm lassen. Ich setzte mich selbst auf einen freien Platz und ließ ungewollt nicht von ihm ab. Ich war etwas unbeholfen und wusste nicht, was ich sagen sollte. Wie unangenehm...

"Man kann deine Gedanken schon fast hören." murmelte ich ohne die Augen zu öffnen. Meine Schatten waren mir Augen und Ohren genug.
"Du kannst auch gerne ein Foto machen, dann haste länger was davon."
Ich grinste leicht ohne mich auch nur annähernd zu bewegen.
Aber es war einfach zu amüsant wie sehr ich Blondie durch meine pure Anwesenheit verunsichern konnte.
Was wohl passieren würde wenn ich mein Shirt auszog?
Vielleicht kippte er dann ja um?

Was? Wie...?
Ich fuhr mir nervös durch die Haare und wendete den Blick etwas ab. Wie konnte er das wissen? Wie peinlich... Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken. Ich war sprachlos...

Lachend setzte ich mich wieder auf und sah ihn an. "Ich bin völlig normal Blondie. Keine Sorge ich fress dich schon nicht, dafür bist du zu süß. Du hast keinen Grund nervös zu sein. Der Großteil den du über mich gehört hast ist gelogen."
Na gut vielleicht nicht der Großteil aber das musste er ja nicht wissen.
Ich hatte meinen Spaß am spielen und das was ja bekannt.

"Hey, nenn' mich nicht Blondie...", reagierte ich leicht beleidigt, wurde jedoch im nächsten Moment komplett rot, als er mir sagte, ich sei süß. Ich bin also in seinen Augen süß? Ich? Süß? Seiner Meinung nach? "Wie, ähm, wie bist du denn wirklich?" Maaah, Taylor, reiß dich doch zusammen... Der nimmt dich so doch niemals ernst... Was sollte ich jetzt bloß machen?

"Finds raus... Blondie..." frech zwinkerte ich ihm zu und leckte mir über die Lippen.

Hör auf so gemein zu ihm zu sein, er ist lieb!
Oh er ist lieb... JA UND?!
Nix Ja und. Ich will das wir nett zu ihm sind!

Oh wenn Aiden nicht sofort still war würde ich ihn zum schweigen bringen und dafür müsste dann der Kleine mir gegenüber herhalten und das würde mir wiederum schon fast leidtun.
Aber eben nur fast...

Oh verdammt... Er sieht so gut aus...
Das gab ihm aber immer noch nicht das Recht, mich Blondie zu nennen!
Auch wenn er mich echt fertig machte, stand ich auf, ging auf ihn zu und stützte mich mit meinen Händen auf seinen Oberschenkeln. "Was hat der werte Herr bei 'Nenn' mich nicht Blondie' nicht verstanden?", fragte ich, während ich ihm tief in die Augen sah. Auch wenn es seine Reize hatte, er war ganz schön frech...

Amüsiert sah ich zu ihm auf und lehnte mich etwas zurück, ab wartend was er tun würde.
"Hm... das Nenn. Mich. Nicht. Blondie. Wenn dus genau wissen willst."
Mit funkelnden Augen sah ich ihn an, ließ ihn wie meine Beute nicht aus dem Blick.
Den er war nichts anderes als die armen Wesen die mir in den Clubs zum Opfer fielen.
Dumme Mädchen, naive Jungs.
Sie hatten gebettelt gefleht aber es war hoffnungslos. Sie gehörte mir. Nur mir...
Ich lächelte düster, wartend was er als nächstes Tat.

Überraschend selbst sicher und dennoch sanft fuhr ich durch seine Haare. "Unterschätze mich nicht", brachte ich mit einem Grinsen hervor. Langsam beugte ich mich noch etwas vor und kam ihm dadurch noch etwas näher. Er gefiel mir, sogar sehr. Wie genau es umgekehrt war, konnte ich leider nicht wissen, aber ich war kein kleines Kind. Etwas in mir wollte bei ihm bleiben, aber ich wollte kein billiges Spielzeug sein. Ob er mich wohl einfach wegwerfen würde?

Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen und lächelte. "Du solltest aufpassen Hübscher... Der Teufel weiß wie er arme unschuldige Engel verführt." die Schatten schnellten vor warfen ihn zurück in den Sitz gegenüber ohne das ich ihn auch nur einmal berührte. Eine Sekunde später war ich über ihm, dunkel lächelnd, und strich ihm über die Wange.
Die Schatten spielten mit ihm.
Aber ich ließ nicht zu das sie sich seine Seele holten.
Nein...
Er war meiner...
Ly würde jetzt den Kopf schütteln und mir eine Standpauke halten, oder mitmachen, aber Ly war nicht da.

Mein Rücken schmerzte, als ich mich auf dem anderen Stuhl wiederfand. Dennoch zierte ein charmantes Lächeln mein Gesicht, während er mir über die Wange strich. Ich fuhr nochmal durch sein Haar und blickte tief in seine Augen. "Mach dir keine Sorgen. Es gibt Engel, die einen Teufel brauchen. Ohne ihn sind sie nicht vollständig." Meine Hand glitt leicht über seinen Oberkörper.

"Dummer Engel..." hauchte ich ihm ins Ohr, hatte kurz das Bedürfnis sein Blut zu trinken, aber ich war stark genug.
Nur Lys Abwesenheit machte mich fertig.
Wir waren abhängig, wie Junkies von Drogen.
Oder schlimmer.

"Du bezeichnest mich als dumm? Das macht mich traurig... Darf ich etwa nicht bei dem schönen Teufel bleiben?", flüsterte ich leise in sein Ohr und sah ihm wieder in die Augen. Irgendwie hatte ich das Verlangen danach, ihm zu gehören, aber nicht wie ein Opfer oder eine billige Prostituierte. Mir viel es aber schwer, ihn richtig zu deuten. Ich kam ihm noch näher und war kurz davor, ihn zu küssen, biss mir dann aber auf die Unterlippe. Sollte der Kuss doch ruhig die Antwort werden. Konnte jemand so Schönes und Interessantes sich etwas mit einem wie mir vorstellen? Das Warten auf die Antwort machte mich etwas nervös...

Zufrieden lauschte ich seinen Worten. Hm... ich hatte zwar ein Neko gewollt, aber er würde sich sicher auch prima dafür eignen. Ich spürte seinen Atem auf meinen Lippen und sah ihm tief in die Augen.
Selbst Aiden hielt die Klappe.
"Du solltest vorsichtiger mit deinen Fragen umgehen." hauchte ich leise, mit tiefer, rauer Stimme.
Naives Ding du bist Mein.
Ich überbrückte das letzte Stück zwischen uns und küsste ihn hart und unbarmherzig.

Als er mich küsste, musste ich unweigerlich lächeln. Würde er wirklich mit mir zusammen sein wollen? Es gefiel mir sehr. Er gefiel mir. Ich erwiderte den Kuss und ließ meine Hände entlang seines Körpers wandern. Es klang vielleicht seltsam, aber glücklicher hätte ich nicht sein können...

Kurzerhabnd hielt ich seine Hände fest und drückte sie in die weichen Polster wärend ich ihn weiter küsste.
Nicht so gut erzogen wie ein Neko... aber er würde schon noch lernen.
Dafür würde ich sorgen.
Als ich mir sicher war das er seine Hände bei sich behielt strich ich durch seine Haare und legte eine Hand in seinen Nacken um ihn etwas näher zu ziehen.

Wollte er mir das Anfassen verbieten? Ernsthaft?
Das ging mir etwas gegen den Strich. Dennoch gab ich mich dem Kuss leidenschaftlich hin. Ich stützte die Arme auf, während er mich näher an sich zog und genoss seine Berührungen.
So gern würde ich ihn berühren wollen und ich würde mich nicht hindern lassen. Dafür sah er zu gut aus...

Ein wenig grob biss ich ihm auf die Unterlippe, so das ich Blut schmeckte. Hm... zufrieden schnurrten meine süßen Schatten.
Blut stärkte einen Nachtschatten, ließ ihn an Macht gewinnen.
Meine Zunge glitt über seine blutverschmierten Lippen und bat stumm um Einlass.
Der Süße hatte ja keine Ahnung auf was er sich hier eingelassen hatte...
Er würde es noch bereuen, da war ich mir sicher.

"Urgh...", brachte ich mit leicht Schmerz verzerrtem Gesicht hervor.
Der Schmerz pochte in meiner Lippe und trotz allem ließ ich seine Zunge eindringen und spielte leidenschaftlich mit ihm. Ich legte meine Hand an seinen Hinterkopf und drückte ihn noch näher an mich, um mehr mit ihm spielen zu können. Ich würde mir diesen Körperkontakt nicht verbieten lassen. Ich war kein Spielzeug, sondern ein Mensch mit Gegenwehr, wenn nötig. Noch immer fragte ich mich, ob er mich wirklich bei sich behalten wollte. War das sein Bild von Liebe?

Ich ließ seine Berührung zu, er hatte sie sich ja irgendwie ein wenig verdient.
Da er als Sterblicher wohl auch mal so was wie Sauerstoff brauchte lösten wir uns nach einer Zeit voneinander und ich ließ es mir nicht nehmen meine Zähne kurz über sein Ohr fahren zu lassen.
"Du solltest aufpassen kleiner Engel... Dämonen lieben nicht, sie spielen."
Wobei das nicht ganz richtig war.
Ich liebte exakt zwei Personen: Mich und Lysander.
Ihn wohl mehr als mich aber egal.

Ich war für ihn... Doch nur ein Spielzeug...
Mein Pech war wieder unglaublich. Da traf man auf einen recht attraktiven, interessanten Menschen und dann endete man förmlich als Lustobjekt. Das Schlimme daran: Ich konnte ihm nicht wiederstehen. Mir war nichtmal wirklich bewusst, warum ich das nicht konnte, aber es ging nicht. Immer wieder schallte es in meinem Kopf: Ein Spielzeug... Ein Spielzeug...
Ich schwieg und fuhr leicht über meine Unterlippe. Es brannte, aber ich hielt es aus. Irgendwie brauchte ich diese Nähe und doch wusste ich, er würde mich verletzen, wenn er es nur wollte. Ich wartete ab, schaute, was er als Nächstes zu tun vermag...

Kalt lächelte ich ihn an und fuhr kurz über seine Wange. "Ich wills nur gesagt haben Hübscher. Gefühle interessieren mich so wenig wie Glitzerzeug. Ich kann nicht mal fühlen, habs auch nicht vor. So ist das Leben wesentlich entspannter."
Ich streckte mich leicht bevor ich mich wieder hinsetzte, so das meine Knochen etwas knacksten.
Ein angenehems Geräusch...
Erinnerte mich an die Jagd.