3. Gang

...

cf: 6.Abteil

Ich stellte meinen Koffer ab und benutzte ihn als Sitzgelegenheit.
Es tat mir Calvin gegenüber leid, dass ich gegangen war, aber ich konnte das so nicht.
Nun saß ich also da, komplett allein und begann wieder, irgendwelches Obst in mich hineinzufressen.
Es war recht ärgerlich, dass ich mir selbst die Fahrt versaut hatte, aber vielleicht würde es wenigst bei der Ankunft besser werden. Ich wollte nur noch ankommen. Am besten in mein Zimmer verschwinden und diesen Tag einfach enden lassen.
Während ich aß, kramte ich ein Fotoalbum hervor und betrachtete einige Bilder meiner Familie. Wie es denen wohl ergehen würde, wenn ich jetzt ja weg war? Beim Betrachten der Bilder schweifte ich gedanklich einfach ab und versuchte, das eben Erlebte wenigst kurz auszublenden. Viellicht war es dann nicht mehr so unangenehm.

{cf: 6. Abteil - Geisterzug}

Schnell war ich dem Jungen, Noah nach gelaufen und wäre fast über ihn gestolpert, wäre er nicht so groß und ich nicht so klein.
"Tut mir Leid das war nicht böse gemeint!" entschuldigte ich mich sofort bei ihm als ich zum stehen gekommen war.
"Bitte komm wieder zurück, wir sind auch ganz nett, versprochen!"
Aus großen türkisen Augen sah ich ihn bittend an, wärend ich nach seiner Hand gegriffen hatte um ihn so leicht zurück zu ziehen.
"Du bist bestimmt ganz nett und alles und wir sollten nicht so abelehnend euch Neuen gegenüber sein!"

Vollkommen überrascht blickte ich Louis an. War er mir allen Ernstes hinterhergelaufen? Langsam erhob ich mich von meinem Koffer.
"Warum machst du dir so einen Kopf um mich?" Ganz perplex sah ich ihn an. Er hatte sogar nach meiner Hand gegriffen, es war ihm also wirklich wichtig.

"Ich war gemein und unfair, das war nicht gerecht!" erklärte ich ihm, wärend ich schon ihn und seinen Koffer hinter mir her schleifte.
"Normalerweise bin ich nicht so, du musst verzeihen. Ich vergaß kurz meine guten Manieren."
Calvin hatte mich aus dem Konzept gebracht.
Ich dachte er wollte seine Bettbekanntschaften nicht wieder sehen...
Dieser Junge verwirrt mich. Immer noch... ich wusste immer noch nicht was er dachte oder wie er als nächstes handeln würde.
Aber das sollte ich nicht an jemanden wie Noah auslassen.

Wie lieb dieser Junge war. Ihm tat das wirklich leid.
Er schleifte mich schon mit sich und zog sogar meinen Koffer mit.
"Er bedeutet dir etwas oder?" Ich musste an sein Verhalten im Abteil denken. Ich weiß, es war dreist von mir, aber mich interessierte, was das alles bedeutete. Ich verstand auch nicht, warum er es sonst tat. Er kannte mich ja nicht. Ich war ersichtlich verwirrt...

Ruckartig blieb ich stehen und sah ihn verwirrt, mit schiefgelegtem Kopf an. "Was meinst du?" konnten die Menschen um mich herum nicht mal aufhören immerzu in Rätseln zu sprechen?
Ich verstand das alles doch gar nicht was sie da von mir wollten!
"Wer bedeutet mir was?"
Was genau meinte er damit?
Ich zog meine Nase kraus und begann angestrengt zu überlegen.
Kam allerdings zu keinem Ergebnis...

Ich fing an zu lachen. Er sah so niedlich aus, wenn er angestrengt nachdachte. Hatte ich mich getäuscht? "Naja, Calvin und du, ihr scheint euch so gut zu verstehen." Ich lächelte und beobachtete ihn ein wenig. "Du bist süß, das muss ich zugeben. Du gibst dir ganz schön Mühe. Ist dir das so wichtig, mich zurückzuholen?"

"Ach so... nein... ich war nur sein Haustier in den Sommerferien." lächelte ich schief, auch wenn es etwas gezwungen wirkte.
"Süß? Ich? Nein..." energisch schüttelte ich den Kopf. Ich war sicherlich nicht süß! Bonbons waren süß, Schokolade war süß, aber doch nicht ich!
"Ich habe mich schlecht verhalten, hab ich dir doch gesagt. Ich war unfair und gemein! Also komm." fest entschlossen zog ich ihn weiter.
Ich würde das schon wieder gut machen.
Glitzer und Schmetterlinge machten ja jeden glücklich und davon gab es in unserem Abteil genug.

Er war... sein Haustier? Ich wusste, dass er ein Nekogeschöpf war, aber dass Calvin auch sowas besaß, das hätte ich gar nicht gedacht. "Natürlich bist du süß. Alleine schon deine Ohren." Sanft kraulte ich seine Ohren. Die waren so flauschig. Dann stoppte ich Louis kurz und umarmte ihn. "Danke." Ich schenkte ihm ein liebes Lächeln und nahm ihm meinen Koffer wieder ab. "Du musst meine Koffer nicht mitziehen."

Als er mich hinter den Ohren kraulte stieß ich ein zufriedenes Schnurren aus und lehnte mich seinen Händen entgegen. Oh das war toll!
Genießerisch schloss ich die Augen.
Als er mich umarmte, erwiederte ich die Umarmung sofort. Oh ich liebte Umarmungen und Krauleinheiten!
"Das ist doch Selbstverständlich! Dein Koffer ist nicht sehr schwer."
War er wirklich nicht.
Ich hatte schon schwerere Sachen geschleppt.

Ich war froh, dass ich ihn etwas glücklich machen konnte, auch wenn es nur Kraueln und Umarmungen waren. Jetzt verstand ich, warum Calvin ihn wohl so mochte. Er war sehr symphatisch. "Es ist schön zu wissen, dass man hier nicht von allen weggestoßen wird", entgegnete ich ihm, während meine Augen etwas glasig wurden. Ich wusste nichtmal warum. Irgendwie nahm mich doch wohl einiges mehr mit als ich wollte. Verdammt, ich hasste das...

"Oh, mach dir keine Sorgen." lieb sah ich ihn an und umarmte ihn erneut. "Es ist schwer für uns weißt du. Ihr seid so... normal... vor allem für uns Nekos ist es schwer. Wir wollen nicht schon wieder verkauft werden! Weißt du... ich hab Angst. Das haben viele. Das wird schon, keine Sorge. Wir müssen uns alle erstmal daran gewöhnen!"
Aufmunternd sah ich ihn an und drückte ihn noch mal kurz an mich.
Er sollte sich keine Sorgen machen. Das würde schon besser werden. Wir waren vielleicht etwas eigen aber... naja...

Er war so lieb zu mir. Ich lächelte ihn an. "Du wirst nicht einfach so weiterverkauft werden, darauf gebe ich dir mein Wort. Du hast es verdient, dass es dir gut geht und du wirst nicht bei einem undankbaren Wesen landen. Darauf kannst du Gift nehmen." Dann nahm ich ihn an die Hand. "Komm, jetzt gehen wir wirklich zurück, ja? Wir werden bestimmt erwartet." Schnellstens kehrte ich mit ihm zurück.

tbc: 6.Abteil

Ach wie sie doch alleine keine Ahnung hatten...
Mit einem versonnenen Lächeln trottete ich ihm hinterher.

{Tbc: 6. Abteil - Geisterzug}

come from ~ aus dem off ~ First Post

Ich wühlte mich durch die Abteile des Geisterzuges, überall rannten Kinder auf den Gängen. Und ich hatte gedacht, genau das wäre uns erspart geblieben, nachdem wir von Hogwarts gewechselt waren. Fehlanzeige.
Und eigentlich wollte ich nur meinen Bruder finden, der einfach verschwunden war. Ich musste aber eigentlich nur nach einem Abteil suchen wo alles verdunkelt war. Mehr oder weniger.

Tbc ~ Abteil 3