Lou & Calvin - A Brave Heart

Brav war ich ihm hinter her gelaufen und sah mir jetzt etwas den Eingangsbereich an. Hübsch war das Hotel... und bestimmt auch...
Aber meine Gedankengänge wurden unterbrochen als mich jemand an meinem Halsband grob zu sich zog.
"Na sieh mal einer an wen wir hier haben. Lou..." schnurrte mir jemand ins Ohr und ich schluckte trocken.
Ohoh...
"Wann hab ich dich das letzte mal gesehen? Ach ja, ALS DU MIR AUSGEBÜXT BIST DU KLEINER WERTLOSER BASTARD!"
Als er mir eine Ohrfeige verpasste sackte ich vor Schmerz zusammen.
"Auf die Knie wie es sich für ein Haustier gehört. Obwohl... das bist du nicht mal wert." spukte er mir entgegen und zwang mich zu knien.
Ich saß nur mit demütig gesenktem Kopf da.

Calvin beobachtete es erst zu spät. Doch als er den Mann sah, der Louis geschlagen hatte, lies er seine Zigarette fallen und zückte instinktiv seinen Zauberstab. "[color=#FF9933]Stupor!" schrie er und ein roter Blitz schoss aus seinen Zauberstab und traf den Mann, der durch den halben Raum geschleudert wurde. In exakt dieser Sekunde wurde Calvin bewusst, dass er einen Fehler begangen hatte. DIe Leute im und vor der Hotellobby sahen ihn schockiert an. Etwas nervös sah Calvin sich um. So ein Mist! Das würde seinem Vater gar nicht gefallen. Doch das war die Sache wert gewesen. Noch immer hatte er den Zauberstab auf den Mann gerichtet. Sein Herz raste.

Mit zittrigen Beinen sprang ich auf und stürzte zu Calvin. "NICHT!" er hatte keine Ahnung wer der Mann war!
Der stand gerade wieder auf und hatte ebenfalls seinen Zauberstab gezückt. Seine Augen waren blutrot und seine Reißzähne machten sogar mir Angst.
"Wie kannst du kleiner mickriger Knirps es wagen? Louis ist MEIN Haustier, der Bastard ist abgehauen und jetzt hol ich ihn mir zurück. Der Kleine hat mich genug gekostet. Louis bei Fuß!"
Es widerstrebte mir zwar sehr nicht mehr schützend vor Calvin zu stehen aber ich musste dem Vampir gehorchen.
Ich lief zu ihm und setzte mich neben ihn. Sofort hörte ich das Klacken der einrastetenden Leine an meinem Halsband.
Ich konnte nur hoffen das Calvin es dabei beließ und abhauen würde.
Er durfte unter gar keinen Umständen in Gefahr geraten! Ich musste ihn beschützen! Das hatte er ja schließlich auch!
Leicht rieb ich meinen Kopf an dem Bein des Älteren und schnurrte leise um ihn zu besänftigen.

Ohne nachzudenken rannte Calvin auf Louis zu. Er beachtete den Mann gar nicht. Das Überraschungsmomentum war auf seiner Seite. "Diffindo!" sprach er und die Leine wurde durchtrennt. Er packte Louis an der Schulter und disapparierte. Er war nicht besonders gut darin, doch es funktionierte.
Nach wenigen Sekunden fanden sie sich auf der Dachterasse eines New Yorker Wolkenkratzers wieder. Das war eben der erste Ort, der Calvin in den Sinn gekommen war. Er war letzten Herbst mit seinem Vater hier gewesen und er mochte diesen Ort.
Noch nach Luft schnappend steckte er seinen Zauberstab weg und warf Louis einen erleichterten Blick zu.

Als ich wieder klar sehen konnte war mein erster Eindruck: HOCH! Mein zweiter: VERDAMMT!
"BIST DU BESCHEUERT!" schrie ich auf und wirbelte herum um ihm gegen die Brust zu schlagen. "Weißt du was der mit dir macht?" schluchzte ich auf und sank dann zu Boden.
Er würde Calvin finden und umbringen! Das durfte er nicht! Calvin war so nett zu mir! Er durfte nicht wegen mir sterben oder wegen sonst irgendjemand.
Schluchzend und weinend kniete ich vor ihm.
Wie konnte ich das wieder in Ordnung bringen?

Reaktionslos fing Calvin den Schlag ab und kniete sich dann zu Louis runtern. "Alles okay, kleiner" versuchte er ihn zu beruhigen und legte leicht die Hand auf seine Schulter.
Hier waren sie vorerst in Sicherheit. Auch wenn Calvin nicht wusste, wo sie als nächstes hin sollten. Sein Vater würde ihm für die Aktion im Hotel den Kopf abreißen. Außerdem musste dort die Rechnung noch beglichen werden. Und wenn die Öffentlichkeit von alle dem Wind bekam...

"ALLES OKAY? DU BIST EIN VERDAMMETER VOLLIDIOT!" schrie ich ihn wieder an bevor ich von meinem Schluckauf unterbrochen wurde.
"Er wird dich umbringen und dann mich und ich bin viel zu süß um zu sterben!" ich rappelte mich auf und begann leicht hysterisch über das Dach zu laufen und mir die Haare zu raufen.
Ich würde so normalerweise NIE mit meinem Besitzer umspringen aber gerade... oh er hatte keine Ahnung mit wem er sich da angelegt hatte und ich musste doch auf ihn aufpassen!
In meiner Tasche fanden meine Finger wie von alleine das Glitzerdings von heute morgen und ich begann damit herum zu spielen.

Calvin blieb ruhig und erhob sich. Reaktionslos kramte er seine Zigaretten aus der Tasche und steckte sich eine an. Um sich zu beruhigen fuhr er sich durchs Haar. Dann setze er sich auf den Rand des Daches. "Wer ist er?" fragte Calvin ruhig. Die wenigsten Leute legten sich mit ihm an. Allein schon weil er Sohn des Zaubereiministers war. Doch wenn dieser Typ wirklich gefährlich war, dann musste er das wissen und etwas unternehmen.

Schnell huschte ich neben ihn. "ER ist so zu sagen der Boss des Schwarzhandels, und jeder weiß das München fast nur aus Schwarzhandel besteht. Er ist ein alter, böser Vampir. Als mein erster Besitzer ermordet wurde, erstand er mich bei der Versteigerung seiner Besitztümer. Ich bin weggelaufen weil... weil..." ich ließ den Satz unbeendet.
Weil er Dinge von mir wollte die ich nich wollte.
"Ich will nicht das er dir wehtut!" murmelte ich leise und legte meinen Kopf auf seine Schulter.
"Du musst versprechen das du auf dich aufpasst ja?!" wisperte ich leise.

Calvin tat Louis' Sorge mit einem müden Lächeln ab. "Keine Sorge, Kleiner, mir tut so schnell niemand weh." meinte er kühl und untermalte seine Selbstsicherheit mit einem Zwinkern.
Dass dieser Typ ein Vampir war, machte die ganze Sache natürlich komplizierter. Vampire waren nicht leicht zu töten. Die Sache mit dem Schwarzmarkt beeindruckte ihn nicht.
Er fragte sich, ob er die Sache selbst in die Hand nehmen oder seinen Vater zurate ziehen sollte. Vermutlich war es besser, wenn er das selbst regelte. Sein Vater würde nur wütend werden, wenn er erfahren würde, dass sein Sohn mal wieder in Schwierigkeiten steckte. Es würde schon schwer genug werden, die Vorfälle im Hotel zu erklären.

Ich nickte leicht und kuschelte mich dann einfach an ihn. Ich wollte jetzt kuscheln. Das hatte ich eh viel zu lange nicht mehr getan! Das war das einzige was an diesem Vampir gut gewesen war.
Ich durfte immer zum kuscheln kommen.
"Ich pass auf dich auf." versprach ich ihm leise.
Egal was es mich kostete.
Meine Finger fanden den Anhänger mit seinem Namen und fuhren leicht darüber.
Wie ein Versprechen...

Calvin legte den Arm um Louis. Er war nicht gerade ein Kuschelbär, aber der Kleine hatte heute eine Menge durchgemacht und konnte sicherlich ein wenig Beistand gebrauchen.
"Das ist süß von dir" meinte er lächelnd. Auch wenn er nicht daran glaubte, dass der kleine Neko ihn tatsächlich beschützen konnte. Er konnte immerhin selbst recht gut auf sich aufpassen und Louis schien verängstigt und eingeschüchtert. Dies war der Moment, in dem Calvin beschloss, dass er dafür sorgen würde, dass Louis an Selbstvertrauen gewann. "Ich mach einen richtigen Menschen aus dir" meinte er lievevoll und warf dann seine Zigarette fort.

Als er mich süß nannte wurde ich schon wieder rot. "Ich will kein Mensch sein. Menschen sind gemein zueinander und grausam! Da bin ich viel lieber ein Neko, ein Haustier. Weißt du, unser Leben ist gar nicht so schlecht wie du vielleicht denkst. Unsere Besitzer passen auf uns auf, füttern uns, kraulen uns und wir müssen ihnen nur gehorchen. Es ist ein gutes Leben..."
Auch wenn man an falsche Besitzer geraten konnte. Es gab auch gute.
Ich schmiegte mich an ihn und sah über die Stadt. Wo wir wohl waren? Die Sonne ging gerade auf und ich lächelte.
Es war wunderschön...
Ich mochte diesen Ort.

"Dann wirst du eben ein guter Mensch. Gute Menschen tun so etwas nicht. Glaub mir, das ist ein besseres Leben als das, was du kennst. Jemandem zu gehören.. das kann doch kein erstrebenswertes Leben sein. Alle positiven Punkte, die du gerade genannt hast, kannst du auch als Mensch haben, wenn du nur jemanden findest, der dich liebt. Bis auf das Füttern vielleicht. Aber alles ist besser, als sich von Ratten zu ernähren und sich schlagen zu lassen, nur damit man ein Dach über dem Kopf hat. Du bist doch fast ein Mensch. Also sollst du auch wieder leben." Brachte er seinen Monolog zu einem Ende.

Ich hob gekonnt eine Augenbraue und hielt ihm meinen Schweif vors Gesicht. "Siehst du das? Katze! Meine Augen, Katze! Meine Krallen, Katze! Meine Ohren, Katze! Selbst mein Charakter ist eine Katze! Ich liebe Funkelzeugs und könnte den ganzen Tag gekrault werden. Ich bin wissbegierig und kann mich nirgendsraushalten. Was mir öfters Nachsitzen einbringt als mir lieb wäre. Aber egal, ich bin mehr Katze als Mensch und das ist in Ordnung! Ich möchte nicht jemand anders sein! Ich bin gerne der der ich bin. Auch wenn du es mir nicht glaubst, oder es nicht verstehst. Ich bin zufrieden mit mir und meinem Leben."
Oh so viel redete ich eigentlich nie.
Aber ich wollte das er mich verstand. Er sah nur seine Welt. Er kannte meine nicht.

"Ich bin sicher, dass wir an dir auch genug Körperteile finden, die menschlich sind" raunte Calvin zwinkernd. Dann wurde ihm bewusst, dass das erotischer klang, als es gemeint war. Aber nunja, was soll's.
"Du kennst das bessere Leben gar nicht. Aber ich werde es dir zeigen" versprach er schließlich. Er sollte sehen, wie es war, als ein Mensch der Oberschicht zu leben. Danach konnte er immernoch entscheiden, ob er lieber wieder in Gassen leben und sich von Ratten ernähren wollte. "Klopfe an den Himmel und horche auf den Klang." sagte er eher zu sich selbst, während er laut dachte.

Fragend legte ich den Kopf schief und sah ihn aus großen naiven Augen an. Wie meinte er das?
"Kann ich das nicht lieber als dein Haustier gezeigt bekommen? Ich fühl mich nicht wohl bei solchen Sachen. Als deine Katze weiß ich wie ich mich benehmen muss!"
Leicht zog ich die Stirn kraus.
"Du sprichst in Rätseln." verkündete ich dann.
Er war ein merkwürdiger junger Mann! So anders als alle die ich je getroffen hatte und das waren wirklich viele gewesen.

"Keine Sorge, ich werde dir alles beibringen, was du wissen musst. Du wirst lernen, wie du dich zu verhalten hast, wie man arbeitet, wie man sich etwas zu Essen zubereitet, wie man sich kleidet, wie man sich wäscht, und wie man falsche Gepflogenheiten ablegt. Wir machen einen richtigen Jungen aus dir. Und dann kannst du stolz darauf sein, etwas geschafft zu haben, was keinem Neko zuvor gelungen ist. Damit bist du etwas besonderes."

"Ich will aber nichts besonderes sein. Ich will das mich jemand liebt, und zwar so wie ich bin!" erklärte ich ihm leise und verlegen.
Er verstand das sicher nicht. Ihm lagen sicher alle zu Füßen so hübsch wie er war und so nett!
Er konnte jeden haben! Jeder würde ihn wohl bedingungslos lieben!
Ich zog die Knie an und sah weiter auf die Stadt.
"Außerdem kann ich kochen und putzen und arbeiten!" erklärte ich ihm.
Das hatte ich oft gemacht als mir langweilig war.
Wenn ich alleine zuhause war oder warten musste.
Kochen tat ich sehr gerne. Immer vegetarisch verstand sich.

"Na aber man kann dich doch auch so lieben, wie du bist, wenn du etwas besonderes bist. Außerdem ist das mit der Arbeit etwas anderes, wenn du es für dich selbst tust." Calvin dachte kurz nach.
"Ich verstehe das. Du stehst dem ganzen ablehnend gegenüber, weil es etwas Neues ist, etwas, was du nicht kennst, und das dir Angst macht. Aber vertraue mir. Du wirst die Freiheit genießen, wenn du sie erst erlangt hast. Und falls nicht, dann kannst du immer noch zu deinem Haustierdasein zurückkehren. Aber lehne die Freiheit nicht ab, bevor du von ihr gekostet hast." meinte Calvin überzeugt und sah Louis dabei in die Augen.
Er verstand selbst nicht, warum er sich überhaupt so viel Mühe gab. Das tat er nie, wenn er selbst keinen persönlich Nutzen daraus ziehen konnte. Warum tat er es also dann für Louis?

"Freiheit heißt fallen ohne gefangen zu werden." erklärte ich ihm meinen Standpunkt. Natürlich hatte ich Angst. Dann wäre ich doch ganz alleine!
Als er mich so ansah schluckte ich trocken und sah erschrocken zurück.
Langsam nickte ich. "Ich werde es versuchen aber... wenn ich es nicht kann... darf ich dann weiter deine Katze sein?" bat ich ihn leise.
Dann wäre ich nicht alleine! Dann wüsste ich das ich immer noch einen Fluchtort hatte.

"Nein. Freiheit heißt zu fallen und von selbst sicher zu landen. Das kannst du als Halbkatze doch sicher nachvollziehen." meinte er zwinkernd. "Und wenn du es nicht kannst, dann lassen wir uns eben etwas anderes einfallen. Aber ich werde dafür sorgen, dass jeder, der es wagt, Hand an dich zu legen, seine Geburt bitterlich bereuen wird. Und mit diesem dreckigen Vampir werde ich anfangen." verkündete Calvin ernst und hatte seine Hände zu Fäusten geballt. Jeder würde am Ende schon noch das kriegen, was er verdiente.

"Das ist lieb von dir!" lächelte ich schüchtern. "Wieso bist du eigentlich so nett? Du kennst mich doch gar nicht. Ich könnte auch irgendein wahnsinniger Killer sein! Du weißt doch für was unsere Schule angeklagt wurde." aus großen Augen sah ich zu ihm auf. Meine Katzenohren zuckten leicht.
Ich verstand einfach nicht wieso er so nett war!
Solche Menschen traf man sonst nicht oft.
Die meisten waren egoistisch. Für Wesen war es immer schwer in so einer grausamen, intoleranten Welt zu überleben.
Wobei ich als Neko noch Glück hatte.
Wir waren am angesehensten.

"Um ehrlich zu sein.. ich weiß es selbst nicht. Aber ein Killer bist du nicht, das weiß ich. Ich kenne Killer. Du bist sicherlich keiner davon." meinte er und schenkte Louis ein warmes Lächeln. "Was das mit der Schule auf sich hat, werde ich wohl dann demnächst auch näher erfahren.. Ich werde künftig ebenfalls diese Schule besuchen." erzählte er.
Er fragte sich, wie es dort wohl seinen würde. Immerhin kannte er nur Privatunterricht. Es würde sicherlich interessant sein, auf eine öffentliche Schule zu gehen. Auch wenn er die Entscheidung seines Vaters nicht nachvollziehen konnte, ihn auf diese Schule zu schicken. Immerhin war er ein mögliches Ziel für Anschläge und diese Schule war ziemlich verrufen.

Ein erfreutes Lachen kam über meine Lippen und strahlend lächelte ich ihn an. "Du kommst mit auf die Akademie? Oh das wird super! Ich kann dir alles zeigen, den Wald, den See oder die Altstadt! Und natürlich die Burg. In welcher Klasse bist du? Weißt du schon welchen Lehrer du haben wirst oder in welchem Haus du bist?"
Aufgeregt sah ich ihn mit glitzernden Augen an. Die Akademie war meine Heimat. Der einzige Ort wo ich mich völlig zuhause fühlte!
Na gut... vielleicht kam es nicht an das Gefühl heran was ich heute Morgen beim aufwachen hatte aber... fast...