Der Königssaal

"Ah jaaaaa." meinte ich gedehnt und ließ meinen Blick durch die Halle schweifen.
Sie hatte eigentlich Recht.
Es waren jetzt noch mehr Schüler in der Akademie.
Gossip Girl würde wieder ihr Unwesen treiben.
Und eigentlich war hier absolut nichts normal.
Ich zuckte mit den Schultern und widmete mich dann wieder meinem Essen. "Falls du anfängst, irgendwelche schrägen Dinge zu tun oder wieder Dinge abzufackeln, warn mich vorher."

14. September 2020 || Montag || ca. 18:00 Uhr

Ich lachte auf, hohl klang es in meinen Ohren nach.
"Ich versuche es", murmelte ich dann und seufzte auf. Wann wir wohl endlich gehen durften? Ich wollte nur noch weg hier.

"Beim Joggen." antwortete ich Ares lächelnd und aß weiter. Mir fiel auf, dass weder Lyanna noch ich wirklich direkt seine Frage beantwort haben.
Beim Joggen, sowie In den Sommerferien waren eher Zeitangaben, als Angaben, die eine Frage zum Ort beantworteten.
Ich sah kurz zu dem anderen Jungen, der bei den Zwillingen saß und legte den Kopf schief.
"Und du bist? Geht's dir nicht gut?" fragte ich.

Shelly musterte Nero besorgt. "Nero Schätzchen, ich bin vielleicht blond, aber nicht blöd." meinte sie locker und schenkte ihm ein Vertrauensvolles Lächeln. Zusätzlich lies sie ihre Veela-Gene ein wenig arbeiten. Das konnte ja nicht schaden. Vor allem wenn es Nero nicht gut ging. Und das schien ja der Fall zu sein, so sehr er es auch leugnen mochte. "Erzähl's Tante Shelly." meinte sie schließlich und legte eine Hand auf seine Schulter.

"Mhm." meinte ich und kaute weiter auf dem Stück Fleisch herum. Würde das Anton sehen. Oh Graus, er würde mich wohl mit grünen Äpfeln bewerfen.
Annas plötzliche Stimmungsschwankungen gingen mir ziemlich auf die Nerven. Schade eigentlich, sie war mir doch ziemlich sympathisch gewesen. Aber wenn das immer so sein würde, dann würde ich mich wohl wieder schnellstmöglich auf den Acker machen. Was wollte ich auch mit jemanden der von jetzt auf gleich in den Depri-Modus schaltete und das auch noch ohne ersichtlichen Grund?

"Nichts ist ok.", gab ich in unserer Heimatsprache zurück und verzog ein wenig das Gesicht, wobei sich meine Mundwinkel gequält nach unten verschoben. Wie konnte sie das nur als Ok bezeichnen?
In unserem Leben war überhaupt nichts auch nur annähernd Ok.
Ich ließ das Thema fallen jedenfalls nach außen hin und sah Jelena wieder an, nickte jedoch nur und wandte mich wieder lustlos meinem Essen zu. Nachdem ich vorhin so einen Hunger verspürt hatte, war der schlagartig wieder verschwunden.
So schnell konnte es gehen. Dazu genügte ein einziger Satz. Ich schielte Taylor von der Seite an als Jelena ihn ansprach. Was war denn mit dem los?

Ich atmete tief durch und richtete mich zur vollen Größe auf, ehe ich zu Sasha sah, die gerade auf einem Stück Fleisch herumkaute. Innerlich war ich aufgewühlt ud das kotzte mich gerade echt an. Man! Wie sollte ich den Unterricht überstehen? Die plappernden Schüler ums herum kotzten mich gerade nur noch mehr an und als eine der Mädchen neben mir laut und schrill lachte, war ich nahe dran, ihr das Messer in die Hand zu rammen.
"Gehts leiser?", zischte ich ihr zu.

Ich lachte leicht und sah kurz zu El der mir frech zuzwinkerte und sich über die Lippen leckte. Ich verdrehte noch mehr lachend die Augen. Spinner.
"Er war mein Mentor, ich eine überaus hübsche Schülerin und wir hatten eine Affäre. Ach so und einen Sohn der momentan irgendwo die Gegend um Rumänien rum unsicher macht." erklärte ich ihr mit einem unschuldigen Lächeln, wärend ich eine Strähne um meinen Finger drehte.
Dann lachte ich wieder und nahm mir etwas zu essen und einen neuen Kelch voll Blut.
Ich hatte wirklich Hunger.

Ich lehnte mich ein wenig nachhinten und ließ, die Umgebung beobachtend, meinen Blick schweifen, während ich jedoch vollkommen in Gedanken versunken war.
Nyla hatte Blut getrunken.
Blut... Dabei wirkte sie so menschlich. Abwesend ließ ich meinen Blick zu ihr schweifen. Sie saß neben Dawn, dem Mädchen, dass vorher noch, wie ein Vampir ausgesehen hatte und nun mit roten Wangen und Herzschlag am Tisch saß.
Hatte ich mich so irren können? Vielleicht war Dawn die ganze Zeit so gewesen und mein Hirn hatte mir bloß einen Streich gespielt?
Abwesend trank ich noch einen Schluck Blut und nahm mir eine Erdbeere, die ich mir in den Mund schob.

Ich sah erst gar nicht auf, als Anna begann, die Schüler um uns herum wieder zurecht zu weisen.
Ich konnte nicht nachvollziehen, wieso sie immer noch so gereizt war, da mittlerweile was zu Essen auf dem Tisch stand. Aber gut, sollte sie ruhig schlechte Laune verbreiten, mich sollte es nicht stören.
"Und wehe einer atmet zu laut!" fügte ich ironisch hinzu und schenkte Anna ein spitzbübisches Lächeln.

Ich blickte ebenfalls zum Schulleiter und sah dann wieder zu Nyla. "Heißer Scheiß." meinte ich zu ihr und lachte leise. Es würde mich wirklich reizen, einen Nylas Kinder kennen zu lernen, aber darum würde ich sie nicht bitten. Dieses Thema schien mir doch zu privat zu sein.
Ich nippte wieder an meinem Kelch und ließ meinen Blick dabei unruhig durch den Saal schweifen. Dabei traf mein Blick auf den von Nylas vorherigen Gesprächspartner und ich zog eine Augenbraue hoch, wandte dann jedoch den Blick wieder ab.

Die Mädels, die mit Calvin am Tisch saßen, schienen alle mit sich selbst oder miteinander beschäftigt zu sein. Da er da nicht mitreden konnte, beschloss er, sich mal auf der Akademie umzusehen. Das Essen war schon mal nicht schlecht gewesen und das, obwohl er einen recht hohen Standard gewöhnt war.
Schließlich stand Calvin auf, zupfte seine Kleidung zurecht, und meinte "Entschuldigt mich, Mädels, man sieht sich", während er einen einen sanftes Lächeln schenkte und schließlich den Raum verließ.

tbc: Schulküche

Zu meinem Pech schaffte ich es nicht, alles zu verbergen.
Aus meinen Gedanken herausgerissen, blickte ich, leicht erschrocken,
die drei an. "Oh, ähm, Verzeihung... Ich bin Taylor", brachte ich etwas
überfordert hervor, "Mir wird wohl einfach nur etwas schlecht von der Reise
sein und irgendwie fällt mir aber das Essen schwer." Eine halbe Lüge ist auch eine Lüge, aber was blieb mir Anderes übrig?
Vielleicht hatte ich ja Glück und mein Zustand interessierte die drei nicht so sonderlich. So war es bei Anderen ja auch. Ich lächelte. Sah man mir an wie notgedrungen es war? Ohje... Ich muss hier wohl doch irgendwie heraus...

"Nicht Schätzchen nennen.", protestierte ich grinsend und nahm einen Schluck aus meinem Kelch, sah dann Shelly amüsiert an und nahm meine Sonnenbrille, die ich mir in die Haare geschoben hatte ab und setzte sie mir auf die Nase. Wie ein Professor schob ich sie mit einem Finger hoch und grinste Shelly keck an. "Lass die Veela stecken, Shelly...das ist unfair.", meinte ich leise und schüttelte den Kopf. "Nero gehts gut.", versicherte ich wieder.

"Okay, Professor." meinte Shelly lächelnd griff sich ein Crossaint, das sie aufschnitt und mit Honig beschmierte. "Dann will ich Ihnen mal glauben schenken." grinste sie und lies ihren Blick durch den Saal schweifen. "Bist du aufgeregt wegen deiner ersten Unterrichtsstunde?" erkundigte sie sich dann locker und biss in das Crossaint.

F I R S T ~ P O S T

Katherina schlüpfte in den Königssaal. Sie hatte sich ein wenig Zeit genommen, bevor sie sich in die Menschenmassen stürzte. Sie sah sich kurz um, ließ ihren Blick schnell schweifen und machte ihr Ziel aus. Sie hatte zwar die Rede des Schulleiters verpasst, doch das machte ihr Wenig aus. Sie lief unaufällig zu einem der Tische und war froh, das in ihrer Nähe niemand saß. Sie hatte ihren Blick auf den Tisch gerichtet und versuchte die Panik, welche in ihr aufstieg, zu unterdrücken. Sie schluckte und sah auf ihre Hände die zitternden. Sie hob langsam den Blick und machte sich nichts aus den Blicken der anderen Schüler. Sie ließ ihren Blick schweifen und suchte nach diesem einen Gesicht.

Ich griff soeben nach einer der Kannen mit Blut, um mir nachzuschenken, als ich eine Bewegung an der Tür ausmachte, die sich schnell wie ein Schatten zu einem der Tische fortbewegte. Kurz kniff ich die Augen zusammen. Moment ... konnte das denn sein? Aber ... sie war doch vermisst?! Keinerlei Spur hatte es von meiner Schwester gegeben, nicht in den letzten Jahren. Ich schüttelte den Kopf und stellte die Kanne wieder ab, ohne dass der Inhalt seinen Weg in mein Glas gefunden hatte.
"Entschuldigt mich", sagte ich zu meinen Kollegen und erhob mich, stieg von dem erhöhten Platz hinunter und kurz darauf auch von dem Podest. Die Schüler sahen zu mir auf und mi nach als ich an ihnen vorbei lief, mein Ziel fest im Blick fokussiert. Vor einem jungen Mädchen mit langen, leicht lockigem Haar blieb ich stehen.
"Katharina?"

Katherina suchte weiter, doch sie fand ihn einfach nicht. Zu viele eindrücke und die Angst ließ ihren Blick verschwimmen. Sie fokussierte ihren Blick wieder, indem sie einen Punkt im Gemäuer anstarrte. Doch dann bewegte sich etwas und sie sah zu dem Mann der auf sie zu kam. Ihre Gedanken spielten verrückt. Ken...Kenneth...mein Bruder..., dachte sie sich aufgeregt, er stand endlich vor ihr, sie hielt sich kein bisschen zurück, sondern stand auf und umarmte ihren Bruder fest. "Kenneth", wisperte sie und lachte leise. Katherina wollte ihn nie wieder los lassen, hatte sie ihn doch die letzten 100 Jahre nicht sehen können. Hatte sie doch die letzten Jahre immer um ihn Angst gehabt.

Sie war es wirklich! Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, in meinem Inneren fegte ein einziger Orkan an Gefühlen umher und meine Gedanken überschlugen sich. Ja, sie war es wirklich. Ich würde sie immer wiedererkennen ... als sie mich fest umarmte, erwiderte ich ihre Umarmung und vergrub mein Gesicht in ihrem Haar, es war mir auch egal, das wir in der Öffentlichkeit standen. Endlich hatte ich sie wieder, meine kleine Schwester, meine Kat ...

Sie lachte leise als er ihre Umarmung erwiderte. "Ich hab dich so vermisst Kenneth", flüsterte sie. "Ich hab dich so vermisst", wiederholte sie leise. Sie klammerte sich noch fester an ihn und hob dann vorsichtig ihren Blick um ihn anzusehen. "Wie gehts dir? Was hast du gemacht? Ich...ich hatte solche Angst um dich", gestand Katherina. Ihre Gedanken waren noch voller als vor wenigen Minuten. "Wieso bist du hier?", fragte sie weiter. Sie fragte sich, was er gerade dachte...er schien wirklich froh und erleichtert zu sein sie wieder zu haben. Doch hatte er sie die letzten Jahre überhaupt gesucht? Wenn er sie gesucht hätte, wäre sie dann nicht schon früher bei ihm gewesen?

Nach einer Weile löste ich mich vorsichtig aus der Umarmung und schob sie ein Stückchen von mir weg, um sie ansehen zu können.
"Mir geht es gut, Kat, wirklich, du brauchst dir keine Sorgen zu machen", erklärte ich ihr leise.
Hinter uns brausten die Gespräche der Schüler, ich hörte wie manche meinen Namen nannten und die Blicke brannten in meinen Rücken, doch das war nicht wichtig. Nichts war mehr wichtig, nur diese junge Frau vor mir.
"Ich unterrichte hier ... du muss mir nach dem Essen alles erzählen!", ich hatte so viele Fragen an sie. Wo war sie die letzten 100 Jahre? Wir hatten sie gesucht, doch keinerlei Spur gefunden, meine Eltern hatten irgendwann resigniert, doch mir hatte diese mysteriöse Geschichte keine Ruhe gelassen, doch all die Zeit war ich im Dunkeln herumgetappt. Es war als wollte ich als Mensch mit stumpfen Sinnen die berühmte Nadel im Heuhaufen suchen ... wie hatte sie mich gefunden? Und noch andere Fragen brannten mir auf der Zunge, doch ich riss mich zusammen.

"Ich hab 100 Jahre lang nichts von die gehört", flüsterte sie. "Ich mache mir eben sorgen", sagte sie leise und sah ihn leicht lächelnd an. "Du Unterrichtest?", fragte sie nach und lachte leise. "Wow...ich hätte das nicht von dir erwartet", sagte sie und verkrampfte ihre Finger etwas in seiner Kleidung. Katherina hörte den Namen ihres Bruder und spekulationen darüber wer sie war. "Wieso nach dem Essen, kann ich nicht jetzt mit dir reden?", fragte sie ihn und sah ihn flehend an. Sie musste es ihm erzählen, sie wollte das er wusste, das sie nie absichtlich gegangen war. Und sie wollte das er wusste, wer dahinter steckte.
Katherina ließ ihren Blick kurz schweifen und fixierte dann den stattlichen Mann vor ihr wieder.

Kat krallte sich in mein Hemd und ich ließ es geschehen. Wieso auch nicht? Sie war meine kleine Schwester, von der ich 100 Jahre nichts gehört hatte. Manchmal hatte ich Zweifeln bekommen und mich gefragt, ob sie uns womöglich freiwillig verlassen hatte und dann kamen die Fragen wie glühende Feuerbälle auf mich niedergeschossen:
Wieso hatte sie uns verlassen?
Waren wir ihr nicht mehr genug?
Was haben wir getan?,
das und einige andere hatte mir oft nächtelang den Schlaf geraubt und manchmal war ich danach kopflos in irgendeine Stadt appariert und habe mich der Jagd hingegeben, ohne zu realisieren, was ich tat.
Bist du dir sicher, dass sie nicht gleich wieder verschwinden? Vielleicht ist es eine Illusion
Das glaube ich nicht, sie steht doch hier, vor uns
Ich seufzte leise auf und warf einen Blick zum Lehrertisch und vor allem zu El.

"Bitte", flüsterte sie. "Bitte, ich muss es dir erzählen damit du nichts falsches denkst", bat sie ihn und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. "Bitte", wiederholte sie leise und klammerte sich noch fester an ihn. Hundert Jahre hatte sie sich nicht an ihn erinnert, die ganzen Jahre über hatte sie nicht gewusst, das sie in wirklichkeit eine Gefangene gewesen war.
Vielleicht will er es auch gar nicht wirklich wissen...vielleicht ist schon ein Gedanke in seinem Kopf der nie wieder gehen wird...vielleicht hab ich meinen Bruder für immer verloren, dachte sie sich panisch. "Es dauert auch nicht lang", murmelte sie an seine Brust, durch die ihre Worte gedämpft wurden. Katherina wollte nur das dieser Alptraum endlich endete.

Ich hatte mich ein wenig von dem Gespräch abgekapselt, da ein jung aussehendes Mädchen in die Halle eintrat und mein Dad sie anscheinend gut zu kennen schien. Nein. Mehr noch. Er sah aus, als hätte er jemanden wiedergefunden, der für lange Zeit als verloren galt...
Ich überlegte, ob ich aufstehen sollte und zu Dad und diesem Mädchen gehen sollte, doch...damit würde ich ja verraten, dass ich die Tochter des Stellvertretenden Schulleiters war, oder?
Mein Besteck hatte ich niedergelegt und beobachtete nun die Szenerie vor meinem Auge.