Der Königssaal

Ich nahm soeben einen Schluck aus meiner Tasse, als sich eine braunhaarige Schönheit neben mich niederließ. Ich sah zur Seite - ein Fehler. Hustend stellte ich die Tasse ab und starrte dann meine Sitznachbarin geschockt an. Das konnte nicht sein ...
"Dawn?", hauchte ich völlig aus der Bahn geworfen.
Aber wenn sie es war ... wie?, meine Gedanken waren durcheinander und ich bekam überhaupt keine Struktur herein.
Ich erinnerte mich nur zu deutlich an die Nachricht und meinen Zusammenbruch damals. Tagelang hatte ich mich in meinem Zimmer verbarrikadiert und nicht einmal Ares war zu mir durchgekommen. Und was war nun? Eine Illusion? Täuschung? Das Produkt meiner schlaflosen Nacht? Wurde ich verrückt? Ich wusste es nicht. Mit den Fingern meiner linken Hand kniff ich mir schmerzhaft in den rechten Arm, in der Hoffnung, aufzuwachen. Das Bild veränderte sich nicht. Dawn saß immer noch abwesend lächelnd neben mir. Konfus schob ich die Tasse von mir weg. Wut stieg in mir auf. Waren all die Tränen und die Trauer ihrer Freunde umsonst gewesen? War die Geschichte um die Schießerei womöglich erfunden? Ich hatte es nicht mit eigenen Augen gesehen, doch so viele Zeugen hatten Dawns Leiche identifiziert ...

Als ich den leisen Klang der Stimme, die gerade meinen Namen geflüstert hatte, erkannte, kniff ich für einen Bruchteil einer Sekunde die Augen zusammen. Das war doch nicht etwa, nein,... das konnte doch nicht sein!
Obwohl es mich eigentlich nicht überraschen sollte, schließlich hatte ich die Scamanders und Joshi schon gestern entdeckt... die Hoffnung, sonst niemanden zu treffen, war wohl doch zu groß gewesen und zersplitterte gerade in tausend Einzelteile. Ich musste mich stellen. Wie froh ich doch über den Ring von Nyla war, der mich wieder menschlich machte!
"Lyanna?" fragte ich ebenso überrascht und sah sie endlich richtig an. "Nein, du bist es wirklich!" quickte ich freudig und mein Lächeln wurde noch breiter, als hätte ich eine alte Freundin nach langer Zeit zufällig wieder getroffen. Als wäre sonst nichts passiert. Als wäre alles beim Alten. "Sag mal, was machst du hier?"

Ich grinste frech zurück und zwinkerte ihm zu. "Das mein Lieber, liegt in meiner Natur. Nett sein... Zumindest meistens.", verriet ich ihm und lachte kurz auf. Dann sah ich ihn aber scharf an als er nicht auf meine Frage antworten wollte bzw. sie versuchte runter zu spielen.
"Ich finde schon wichtig wo jemand herkommt."

"Es tut mir leid, ich kann da wirklich nicht darüber sprechen...", gab ich mit einem traurigen Blick zu. Meine Vergangenheit war für mich ein rotes Tuch, selbst der Ort, der damit in Verbindung stand. Ich konnte das nicht. Diese Erinnerungen sollten fort. Einfach weg. Sie sollten aus meinem lächerlichen Körper verschwinden...

Ich sah ihn kurz schief an.
"Schon okay. Manchmal bin ich etwas aufdringlich, aber das ist nun mal meine Art.", sagte ich entschuldigend und legte ihm meine Hand auf die Schulter. Niemand sollte zu etwas gezwungen werden was er nicht wollte.

"Kein Problem, du kannst doch nichts dafür", entgegnete ich nur. Dann entschied ich mich noch für einen weiteren Eistee und trank wieder einen Schluck. "Wo hast du eigentlich Lorcan gelassen?" Kurz lachte ich auf.

Dawn zuckte ein wenig zusammen und ich wandte den Blick wieder von ihr ab, fokussierte ihn auf mein Essen, das mir plötzlich alles andere als appetitlich erschien. Ich wusste nicht, was ich denken sollte, meine Hände zitterten leicht und ich krallte sie in den Stoff meiner marinefarbene Jeans mit den Totenkopfabdrücken auf den oberen Beinpartien. Eine Zigarette wäre jetzt mehr als gut und ich war versucht, aufzustehen und aus dem Königssaal zu fliehen, doch ich konnte den Gedanken nicht umsetzen, mein Körper wollte mir nicht gehorchen, blieb wie festgeklebt auf der Bank sitzen. Dawn schien ebenso überrascht zu sein, wie ich, dass veriet mir der Klang, wie sie meinen Namen aussprach. Ich hob den Kopf und bemerkte ihr Lächeln, doch ich war mir nicht sicher, ob es wirklich ernst war. Mir gingen so viele Gedanken durch den Kopf ... viel zu viele.
Wie konnte sie überleben?
Hat sie gelogen?
Macht es ihr Spaß, mit unserer Trauer zu spielen?

Diese und andere Gedanken, jeder zynischer als der vorhergehende, sprengten mir fast den Kopf. Ich schüttelte diesen und holte tief Luft.
"Hogwarts ist nicht mehr passierbar, deswegen wurden wir alle hierher geschickt, naja jedenfalls die anderen Hogwartsidioten, Ares und ich hatten bereits Ende des letzten Schuljahres beschlossen, hierher zu kommen", beantwortete ich dann ihre Frage und sah sie an.
Ja, es war wirklich Dawn, an den Vielsafttrank glaubte ich nicht. Wer sollte sich denn für Dawn Wellington ausgeben? Alle Welt hielt sie für tot ...
Ob Joshua wohl hiervon Wind bekommen hatte?, fragte ich mich und fuhr mir durch mein braunes Haar, einen nachdenklichen Ausdruck in den braunen Augen habend. Joshua würde auf jeden Fall aus den Latschen kippen, wenn er Dawn sah, wenn es nicht bereits geschehen war, denn wenn der Anblick des Mädchens neben mir bereits für mich ein Schock war, wie würde es erst für den Bloom werden? Immerhin waren Joshua und Dawn ein Paar gewesen ...

Ich nahm soeben einen Schluck Kaffee, als einer der neuen Kollegen meine Tochter beinahe über den Haufen rannte. Stirnrunzelnd sah ich mir kurz die Szene mit an, ehe ich mich schulterzuckend wieder meinem Frühstück zuwandte. Es ging mich ja nichts an, Jel war erwachsen genug, um solche Sachen selbstständig zu regeln.

Sie schien mit sich kämpfen zu müssen und war wohl ziemlich irritiert, mich quitschlebendig und ohne jeglichen Narben neben sich sitzen zu sehen und zu lächeln. Ich konnte das nachvollziehen, aber da musste sie jetzt durch. Und die anderen auch.
"Ja, ich bin es wirklich." murmelte ich und strich mir die brünetten Strähnen aus dem Gesicht. "Die Geschichten über meinen Tod sind alle nicht wahr... ich weiß nicht, wieso und ich weiß auch nicht, wer das Gerücht gestreut hat. Deswegen bin ich auch hier." erklärte ich ihr im Flüsterton.
Ich war ihr eine Erklärung schuldig. Ich war allen eine Erklärung schuldig. Jedoch musste ich die Wahrheit für mich behalten. Das wäre wohl besser für alle beteiligten...
"Wieso?" fragte ich wieder putzmunter lächelnd im Plauderton. "Was ist passiert? Ich hab das gar nicht mitbekommen." Die anderen Hogwartsidioten. Ich schluckte. Alle waren sie hier. Alle. Verdammt. Sie würden mich mit Fragen löchern und wissen wollen, warum ich lebte... Oh Merlin, ich wollte das nicht. Ich wollte einfach nur meine Ruhe haben und ein neues Leben beginnen. Ich würde allen aus dem Weg gehen müssen.

Auch wenn ich weiterhin verwirrt war, siegte schlussendlich doch die Freude darüber, dass Dawn noch lebte und die ganze Geschichte um ihren Tod nur erstunkener Blödsinn war. Oder? Leichte Restzweifeln blieben, doch ich ließ mir nichts anmerken und nickte nur.
"Irgendein Erstklässler hat Anfang des Schuljahres den Kerker unter Wassser gesetzt", erzählte ich Dawn und beobachtete, wie sie sich eine brünette Strähne zurück strich.
"Und ja, deswegen wurde das ganze Hogwarts-Inventar hierher abgeschoben", ich seufzte leicht genervt auf. Da wollte man doch ein neues Leben beginnen und wurde von einem Teil des Alten wieder gnadenlos überrollt ...

Ich konnte nicht wirklich einschätzen, was sie dachte... doch ich hoffte einfach nur darauf, dass sie mir glaubte und mir die Geschichte abkaufte. Wenn nicht, sollte sie eben zweifeln. Irgendwann war das alles wieder vergessen. Natürlich, wenn alle irgendwann tot waren. Und ich die Ewigkeit genießen durfte...
"Ist ja ätzend." kommentierte ich gepresst. Nein, ich war wirklich nicht davon begeistert. Ganz und gar nicht. Wenn wirklich ALLE da waren, würde es schwer werden, den Hogwartsianern aus dem Weg zu gehen. Seufzend stütze ich meinen Ellenbogen auf dem Tisch ab und ließ meinen Blick schweifen.
"Schon merkwürdig." meinte ich dann stirnrunzelnd. "Die Akademie ist ja nicht gerade... normal."

"Total", stimmte ich Dawn zu, auch wenn es mich schlussendlich doch nicht jucken sollte ... doch ich hatte weggewollt, weg aus Hogwarts, fort aus Schottland, mit der Hoffnung im Gepäck, in Deutschland ein neues Leben beginnen zu können. Und was war? Die Lawine an Hogwartsidioten hatte mich wieder überrollt ... nicht einmal hier hatte ich Ruhe vor meiner Vergangenheit, wirklich ätzend ...
"Die Schule ist auch bis unters Dach mit übernatürlichen Wesen gestopft", murmelte ich dann und nahm doch einen Schluck des inzwischen nur noch warmen Kaffees. Wenn es der Lehrerschaft nicht recht war, dass die Hogwartsschüler das erfuhren, hätten sie niemals zustimmen sollen, die Schüler hier aufzunehmen ...

"Jap." meinte ich knapp und nickte. Eigentlich befand ich mich hier ja auch in ziemlich guter Gesellschaft... musste Lyanna aber nicht wissen.
Um nicht weiterhin blöd rum zu sitzen, schenkte ich mir eine Tasse Kaffee ein. Schwarz mit zwei Stück Zucker - so, wie ich ihn immer genoss. Vorsichtig nippte ich einmal daran, legte dann meine Hände darum, als ich die Tasse wieder abgestellt hatte.
"Dieses Schuljahr wird noch richtig lustig." meinte ich sarkastisch und trank einen weiteren Schluck meines Kaffees.

Ich zuckte mit den Schultern und lächelte.
"Im Bett wo sonst? Hab ihn festgebunden und gehext damit er da nur weg kommt wenn ich wieder da bin.", meinte ich totenernst und zuckte nicht einmal mit der Wimper.

"Lustig und für die Nerven eine Belastung", murmelte ich und trank meinen Kaffee aus, nur um mir sogleich neuen - dieses Mal jedoch heißen - einzugießen. Ich nahm mir ein Stückchen Zucker und verfeinerte den ganzen Spaß auch noch mit Zitronensaft - so wie ich es immer trank. Ich rührte um und hob die Tasse an meine Lippen, trank einen Schluck und stellte sie wieder ab. Seufzend fuhr ich mir durch das Haar und dachte nach. Ich hatte jetzt gleich Zauberkunst und war schon gespannt ... wer wohl der Lehrer war? Der Direktor hatte gestern keinen der Lehrer vorgestellt, anders als McGonagell es immer zutun gepflegt hatte, ein wenig scheiße fand ich das schon, immerhin wollte ich doch wissen, mit wem ich es zutun bekommen würde ...

Etwas schockiert sah ich Lysander an. "Ist das... nicht etwas krass?" Daraufhin trank ich wieder einen Schluck. Irgendwie trank ich etwas viel. Hoffentlich würde sich mein Körper nicht noch rächen...
Die Halle schien sich langsam mit Menschen zu füllen. Waren wohl doch einige Frühaufsteher dabei. Etwas nervös wedelte ich mit meinem Schweif. Irgendwie fühlte ich mich unvollständig. Warum? Ich begriff es nicht. Wie sehr ich solch ein Gefühl doch hasste...

come from: Aus dem off

Ziemlich früh am morgen kam ich in den Königssaal um nicht wirklich mit jemanden zu tun haben zu müssen. Jedoch hatte ich mich da wohl ganz gewaltig geschnitten. Ich hatte definitiv keine Lust darauf von Mitschülern der Akademie erkannt zu werden, das brauchte ich so gar nicht.
Oh bist du nicht der, der damals verschwunden ist nachdem der Trakt mit dem Schulräumen abgebrannt ist?
Seufzend sah ich mich um un ging am Tisch der Drachen vorbei wo ich kurz an einer der Bänke hingen blieb und mich auffing in dem ich kurz vor einem Mädchen meine Hand auf die Bank drückte.
"Oh. Das ging gerade noch einmal gut.", sagte ich lächelnd, ohne meine eigentlich Anspannung zu zeigen und sah auf: "Tut mir leid. Wollte dich nicht erschrecken falls ich es getan habe."

"Wieso krass? Es ist das einzige Mittel damit ich ihn unter Kontrolle habe. Da greife ich halt auch zu solche Mitteln.", sagte ich gelassen und innerlich grinste ich ziemlich breit.
Er war doch nicht etwa sooo naiv? Oder war mir doch so einiges zu zutrauen? Ich bemerkte aber auch das er etwas nervös wurde, war es wegen den Schülern? Die sich ziemlich zahlreich schon am frühen morgen versammelt hatten?

Ich schob mir soeben ein Löffel Cornflakes in den Mund, als ich etwas hörte und den Kopf wandte. Ein Junge drückte seine Hand neben mir auf die Bank. War scheinbar gestolpert oder so.
"Alles okay mit dir?", fragte ich ihn freundlich, auch wenn das alles andere als echt war.
Nur ... ich durfte mir nicht anmerken lassen, wie mies meine Laune wirklich war und wer dafür die Verantwortung trug. Mein Blick wurde wie automatisch vom Lehrertisch angezogen, doch er war noch nicht da. Erleichtert atmete ich aus.

Ich richtete mich auf und kratzte mich dann am Kopf und grinste etwas.
"Jop, nichts passiert. Ist wohl noch zu früh am Morgen, hätten man lieber im Bett bleiben sollen." Ich sah sie an und bemerkte das sie wohl rein physisch einige Jahre jünger war als ich. Ich gab hier eigentlich nichts mehr auf das Alter, manche vond en Schülern damals hatten schon 20 Jahre lang die Schule besucht, weil sie langsamer alterten oder gar nicht, oder nur bis zu einem gewissen Grad und dann nicht mehr. An dieser Schule sollte man wirklich vorsichtig sein, was ich jedoch sofort bemerkte war das sie einen Teil der gleichen Gene in sich trug wie ich die uns zu einem - für mich - eher weniger begehrenswerten Wesen machte.

"Wie du meinst...", entgegnete ich geistesabwesend. Ich fühlte mich zunehmend unwohler. Selbst meine Ohren zuckten nun. Immer wieder trank ich mehr von meinem Eistee, aber richtig runter kam ich nicht. Ich sah mich wieder um, aber ich konnte mir nicht erklären, woran es lag. Ich verstand das alles einfach nicht...

"Kann ich dir irgendwie helfen?", meinte ich und bemerkte seine innere Nervosität, die auch nach außen drang. Was war mit ihm los? Er war ja ein echt kleines Geheimnis. Aber wieder rum begann er mir etwas leid zu tun.

Als der Junge wieder sprach, sah ich ihn an. Er wirkte verschlafen und ich stellte fest, dass er ebenso Veela war wie ich, sogar der prozentuale Anteil stimmte mit dem meinen überein.
"Schon okay, ich glaube du könntest einen Kaffee vertragen", mit diesen Worten und froh darüber, Ablenkung zu haben, schob ich ihm Tasse und Kaffee rüber.

"Ich... Ich weiß nicht... Ich verstehe nicht mal wirklich, was mit mir los ist." Mein Blick galt wieder Lysander. Meine tiefblauen Augen schrien fast nach Hilfe, doch eine Lösung war wohl nicht zu finden. Gab es überhaupt eine? Ich hatte ein solches Gefühl nie zuvor. Mein letztes Jahr begann jetzt schon schrecklich...

Ich sah sie fragend an und begann dann zu grinsen.
"Ich trinke keinen Kaffee.", sagte ich ruhig.
Aber ich trinke gerne welchen...
Interessiert mich einen feuchten!!! stellte ich klar und ausgerechnet er hatte mir jetzt noch gefehlt.
Die -un-geliebte alte Schule... und ein -un-geliebter alter Bekannter.
"Aber ein Saft oder so wäre drin. Darf ich?", fragte ich und zeigte auf den Platz neben ihr.