Bahnsteig

FIRST POST

Aufgeregt betrat ich den Bahnsteig am St.-Quirin-Platz. Endlich, Endlich war es wieder so weit. Endlich ging es zurück zur Akademie, zurück nach Hause!
Bis jetzt waren erst sehr wenige, vereinzelte Schüler da und ich konnte niemand von meinen Freunden entdecken. Aber die würden sicher auch gleich kommen.
Ich biss mir leicht nervös auf die Unterlippe und zog meine Tasche noch etwas näher zu mir. Der große, dunkle Zug stand bereits da und wartete darauf endlich seiner Bestimmung nach zu kommen.
Was uns wohl dieses Jahr erwartete?
Nach diesem Massaker in der Stadt hätte ich nicht gedacht das die Akademie noch einmal ihre Tore für uns öffnen dürfte.
Aber scheinbar hatte Professor Vaughn sich für uns eingesetzt.

cf: Rolltreppe // U-Bahn St. Quirin-Platz // München // Deutschland


Gefolgt von Noah trat ich auf den Bahnsteig und grinste, als ich den großen Zug sah.
Woow...Das sah echt stark aus. Es waren nur wenige Schüler da...und natürlich... keine die ich irgendwoher kannte. Logisch.
Ich drehte mich zu Noah um.
"Tadaa." sagte ich breit grinsend.

Froh darüber, endlich am Bahnsteig angekommen zu sein, stellte ich meinen Koffer vor mir ab und meine Umhängetasche darauf.
Mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen ließ ich mich von meiner Mutter in die Arme ziehen und erwiderte nur halbherzig die Umarmung - ganz im Gegensatz zu meinem Bruder, der zuerst meinen Vater, der es zähneknirschend über sich ergehen ließ, und anschließend meine Mutter in eine hollywoodreife Umarmung zog. Ich verdrehte nur die Augen und stand schweigend meinem Vater gegenüber. Als meine Eltern schließlich verschwunden waren, atmete ich erleichtert auf. Ich hasste Abschiede und menschliche Nähe.
"Zieh nicht so ein Gesicht, wir sind bald wieder in der Akademie!" meinte Anton und kniff mich in die Seite. Mit einem halbherzigen Lächeln sah ich zu ihm auf und wollte gerade etwas erwidern, als er schon einen seiner Freunde entdeckte und auf ihn zuging, um ihn ebenfalls zu umarmen.
So schnell war man wieder allein. Ich kramte meine Kopfhörer aus der Tasche und drehte auf volle Lautstärke, als ich mir die Stöpsel ins Ohr steckte.

cf: Rolltreppe

"Der Bahnhof ist echt schön, auch wenn er mir Kopfzerbrechen bereitet."
Endlich war ich doch am Bahnsteig angekommen, doch ich wusste, dass ich das
Jelena zu verdanken hatte. "Vielen Dank. Ohne dich wäre ich wohl nicht angekommen bei meinem chaotischen Orientierungssinn." Da waren wir also, aber es waren wenige da. Auf dem ersten Blick war auch niemand da, den ich mir hätte schnappen wollen. Zu schade eigentlich, aber es hat ja noch nicht richtig angefangen.

"Ich finde ihn auch toll. Irgendwie..freundlich." Ich wusste, dass das eine komische Beschreibung von einem Bahnhof war, aber mir gefiel er wirklich sehr.
Meine Sinne schnappten schon einige übrnatürliche Wesen auf, weshalb ich mich noch mehr auf die kommenden Jahre freute. Das würde sicher total spannend werden.
"Kein Problem. Ich helfe sehr gerne." antwortete ich ihm lächelnd und sah mich um, ehe mir etwas einfiel.
"In welchem Haus bist du eigentlich?" Wenn schon nicht mein jahrgang, dann hatte ich ja vielleicht Glück und er war wenigstens im selben Haus.

Ich sah mich weiter um, als ich Sasha entdeckte. Ein Mädchen aus meinem Haus, meinem Jahrgang und das Mädchen das mit mir als Treiber das Spielfeld unsicher machte.
Fröhlich hüpfte ich auf sie zu und stupste sie leicht an. Sicher hatte sie mich nicht gehört wenn sie so laut Musik hörte, das selbst ich das mitbekam, als Außenstehender. Na gut meine Katzenohren protestierten gegen diesen Lärm aber egal.
"Hey Sasha." lächelte ich fröhlich und sah zu ihr auf.
Wie wohl ihre Ferien waren? Und ob wir beide dieses Jahr wieder ins Team kamen? Obwohl... doch, sicher. Was würden die den ohne so geniale Treiber wie uns machen?
Haushoch verlieren, genau!
Sie als Dämon konnte wunderbar foulen und es war immer wieder ein Spaß mit ihr zusammen einem Gegner nach dem anderen erfolgreich aus dem Weg zu schaffen.

"Ich? Bei den Füchsen, soweit ich weiß. Wie sieht es denn bei dir aus?"
Ich hoffte ja, dass ich villeicht jetzt schon jemanden aus meinem Haus kennen könnte. Da wüsste ich wenigst, wo ich immer hingehen könnte, vorrausgesetzt, ich wäre gewollt.
Mit einem breiten Grinsen blickte ich um mich herum, um nochmal Ausschau zu halten. Es war irgendwie ein atemberaubendes Gefühl. Ich wollte einfach am liebsten schon in der Akademie sein...

Ich zuckte zusammen, als ich von irgendwem angestupst wurde, und amtete erleichtert aus, als es nur Louis war. Ich konnte ihn echt gut leiden und außerdem war er ein hervorragender Treiber. Ich stoppte meine Musik und nahm meine Kopfhörer aus den Ohren.
"Hey Louis." grüßte ich zurück und sah ihn belustigt an. "Was macht dir denn so gute Laune?"

"Verdammt." murmelte ich und machte ein schmollendes Gesicht.
"Ich gehöre zu den Drachen." Also doch niemanden aus meinem Haus kennengelernt.
Das war gemein.
Heißt, ich würde die ersten Tage mit meinem Bruder zusammenhocken, bis ich endlich Freunde gefunden hab....

"Wir kommen endlich wieder nach Hause Sash!" strahlte ich sie übers ganze Gesicht an. Oh man freute ich mich schon!
"Freust du dich den nicht? Ich mein... die Sommerferien waren so unglaublich lang! Ich bin vor Langeweile schon fast gestorben! Die ganzen Empfänge und so ein Kram. TODLANGWEILIG! Ich bin so froh das sie die Akademie überhaupt wieder aufgemacht haben und das ich immer noch hin darf!" fing ich einfach an zu reden, ohne Punkt und Komma.
Ich hatte die letzten sechs Wochen nur Kontakt zu meinen Besitzern und der "gehobenen Gesellschaft" gehabt.
Jetzt war ich einfach nur so froh jemand wieder zureden zu können und überhaupt wieder normalen Kontakt zu anderen Wesen zu pflegen.

Am Bahnsteig waren schon vereinzelt Schüler zu sehen, als ich ankam.
Mhmm, war nicht anders zu erwarten gewesen.
Meine HighHeels klackten bei jedem Schritt und mein Rollkoffer rumpelte über das Pflaster.
Na super, auch das noch.
Wenigstens überhörte mich so keiner, obwohl ich ja doch so oder so auffallen würde.
Nicht jeder trug knallroten Lippenstift und war so angezogen wie ich.
Demona hatte ich in dem Gedrängel auf dem Bahnhof verloren.
Aber Sorgen machte ich mir nicht, sie würde bestimmt in Kürze hier eintreffen.
Kein Grund zur Sorge.
Mein Schattenwolf lief neben mir her und flößte den Leuten um ihn herum ganz schön Respekt ein. Wen wunderte es, bei seiner Größe und seinem Aussehen?
Da ich keine Lust mehr hatte, noch mehr zu laufen und ohnehin niemand allzu Bekanntes da war, stellte ich meinen Rolli hin und setzte mich darauf.
Blaze legte vertrauensvoll den Kopf auf meinen Schoss und sah mich aus treuen Wolfsaugen an.
Ein liebevolles Lächeln umspielte meine Lippen und abwesend kraulte ich ihm den Kopf.
Blaze und ich hatten uns vor ein paar Jahren kennen gelernt.
Er war noch ein Welpe gewesen und Wanderer, die ihn im Wald entdeckt hatten, wollten ihn töten. Zum Pech von ihnen war ich auf der Jagd gewesen und hatte Blaze vor diesen Idioten gerettet.
Seufzend fischte ich aus meiner Handtasche meinen Lippenstift und fuhr mir damit zur Sicherheit noch einmal die Lippen nach.
Derweil hatte Blaze seinen Kopf von meinem Schoß genommen und bedachte die versammelte Schülermenge mit argwöhnischem Blick.
Die einzigen Personen, die er mochte, waren Demona und ich.
Auch ich musterte der Reihe nach die Menge. Einige Leute kannte ich, andere wiederum waren mir völlig fremd.
Ungeduldig schweifte mein Blick zum Bahnhofseingang.
Demona war immer noch nicht da.

"Wie schade..."
Also doch noch kein Glück gehabt. Das war irgendwie wohl reines Pech.
Dennoch war ich froh, dass ich nicht irgendjemandem Unfreundlichen begegnet war. So standen wir nun da und ich sah mich immer mal wieder um.
Wer wohl hier noch so mitkommen würde?

Ich sah mich weiter um. Dämon. Neko. Vampir...Vampir?
Wuui. Hier gab es echt alles. Nur andere Lichtgeister habe ich noch nicht wirklich bemerkt...Wer weiß..Vielleicht würden sie ja noch kommen.
"Wie kommts eigentlich, dass du erst zu deinem siebten jahr hier auf die Akademie kommst?" fragte ich Noah dann grinsend.

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Schlecht gelaunt betrat ich den Bahnsteig und ließ meinen Blick kurz schweigen. Lysander war nicht hier, was auch der Grund für meine miese Laune war.
Ich konnte kein wirklich bekanntes Gesicht entdecken, was nicht verwunderlich war, da ich das letzte Jahr auch auf Hogwarts verbracht hatte.
Die Schatten um mich herum hielten ausnahmsweise mal die Klappe so das ich nichts außer das Gequassel der kleinen Kinder hörte.
Oh man wieso tat ich mir das noch mal an? So genau erinnerte ich mich nicht mehr.
Lautlos fluchend drängte ich mich durch Schüler und Eltern.
Meine kleine Fledermaus flatterte immer wieder um meinen Kopf herum, bis sie sich auf meiner Schulter niederließ und ebenfalls neugierig sich umsah.
Als ich gegen irgendetwas lief knurrte ich dunkel auf. Vor mir saß ein blondes Mädchen, das wegen mir wohl gerade ihren Lippenstift ordentlich verschmiert hatte.
"Du hast da was." leicht gehässig lächelte ich sie an.

Ich war überrascht, als mich Jelena danach fragte. Das hatte sonst niemanden interessiert. "Nunja... Sagen wir, ich habe Zauberkünste entwickelt, die mich wohl irgendwie besonders machen. Ich möchte sie weiterentwickeln und mein Leben selbst in die Hand nehmen können. Deshalb bin ich von Zuhause fort und an diese Akademie gegangen."
Mein Blick verlor sich kurz in der Ferne, fand sich dann aber bei ihr wieder.
"Was sind denn deine Beweggründe für diese Akademie?" Ich gab zu, es machte mich neugierig. Ich liebte es, wenn Menschen mir etwas erzählten. Die ganzen Eindrücke waren immer wieder interessant zu erleben.

"Ehrlich? Was für Zauberkünste?" fragte ich ihn begeistert. Ich wusste nicht, dass so etwas auch ging. Und ich war schon seit fast siebzig Jahren auf dieser Welt.
"Von zuhause fort...Heißt das..du bist abgehauen?" fragte ich weiter und lächelte bei seiner Frage.
"Ach..Ich hatte zuerst eine Weile Privatunterricht. Dann war ich mal auf Hogwarts...und nun bin ich hier." erklärte ich ihm wahrheitsgemäß, wobi ich ausließ, dass das alles in verschiedenen Jahrzehnten stattfand.
Ich log nicht gern, aber etwas auszulassen...war ja keine Lüge.

"Ach, naja, ich kontrolliere Wasser recht gut und daher kann ich Eismagie nahezu spielerisch verwenden. Es ist vielleicht an sich nicht spektakulär, aber ich habe es recht schnell erlernt und deshalb kann ich sehr gut Schutz gewähren", erklärte ich, während ich in ihr begeistertes Gesicht blickte.
"Nein, ich bin nicht abgehauen. Ich habe mich nur gegen meine Familie auflehnen müssen, damit ich hierher konnte."
Ein freches Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen.
"Wow, so viel in so kurzer Zeit?", fragte ich überrascht. Wie war das möglich? Das muss doch sehr an ihr gezerrt haben. Sie war immerhin noch so jung...
Ich war etwas skeptisch, aber ich zeigte es nicht. Dafür war das viel zu interessant...

Ich schmunzelte, als Louis begann zu reden und nicht mehr zu stoppen war. Normalerweise war ich von solchen Plaudertaschen nicht gerade begeistert, aber bei Louis war das wieder zu niedlich.
"Doch, doch, ich freu mich schon. Bin nur zu müde, um euphorisch zu sein." erklärte ich und zuckte dann mit den Schultern. Meine Eltern hatten mich und meinen Bruder vor die Wahl gestellt. Mir war das egal, doch Anton wollte unbedingt seinen Abschluss auf der Akademie machen.
"Empfänge, kotz würgh." meinte ich und lachte leise auf. "Bei uns auf dem Gasthof war es aber nicht besser. Total viel los." Das machte mir eigentlich nichts aus, solange ich mich daheim in meinem Zimmer verkriechen konnte. Doch diesen Sommer musste ich aushelfen, was wirklich ätzend war.

[Sry, musste in der Küche helfen]

Blaze knurrte den Jungen wütend an, während ich ihn ebenfalls mit funkelnden Augen musterte.
Ohne groß nachzudenken stand ich auf und zog mit meinem Lippenstift eine lange, rote Linie direkt über sein Gesicht.
Gespielt bestürzt sah ich ihn an.
"Oh, sorry. Das tut mir ja so was von leid. War keine Absicht", betonte ich die letzten drei Silben besonders und sah ihn spöttisch lächelnd an.
Meine verschmierten Mund wischte ich mit einem Taschentuch sauber, dass ich aus meiner griffbereiten Handtasche zog.
Ja, wie man sah war ich ein bisschen genervt. Und reagierte dementsprechend über.
Aber mal ehrlich: Der Typ hatte es nicht anders verdient.
Entschuldigen konnte der sich wohl nicht.

"Nicht spektakulär? Ich finde es toll. Das ist echt...Ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt." sagte ich nach wie vor total überrascht und begeistert.
Das war wirklich interessant. Eismagie. Ob es dementsprechend auch so etwas wie Erd-oder Feuermagie gab?
Da musste sie sich wohl etwas belesen.
"Sie wollten nicht, dass du hierher kommst und hätten dich viel lieber in Hogwarts, Beauxbatons oder Durmstrang gesehen?" mutmaßte ich einfach mal.
"Naja....der Privatunterricht hat schon vor meinem elften Lebensjahr begonnen. Vielleicht..als ich so sechs, sieben Jahre alt war. Dann bin ich halt ein paar Jahre auf Hogwarts gegangen und nun, zu meinem sechsten Jahr hierher." Ich hoffe, das klang plausibler. Es war ebenfalls keine Lüge. Auch, wenn ich auf Hogwarts gegangen war, als ich ungefähr dreißig Jahre alt war....Aber naja...

"Danke", brachte ich nur hervor und begann zu lachen.
Für mich war es immer das, was ich konnte und wollte, von daher war es für mich nicht besonders.
"Meine Eltern sahen in mir keinen selbstständigen Menschen. Ich bin irgendwie halt ein kleines Kind für sie..." Mein Blick senkte sich und blieb mit einem verschwindenden Lächeln am Boden.
"Erstaunlich... Du hast so viel mehr erreicht und gehst immer weiter deinen Weg..." Kurz verharrte ich dann in dieser Gedanken verlorenen Position...

"Wie kannst du den müde sein wenn es gleich losgeht?" quietschend klatschte ich in die Hände und drehte mich erfreut einmal um die eigene Achse, wobei ich ausverstehen einen Haufen Schüler und Koffer umwarf, mit meinem Schweif.
Peinlich berührt entschuldigte ich mich und lief dunkelrot an. Wieso immer ich? Dafür hatte ich wirklich ein Talent!
"Ja, Empfänge sind öde ohne Ende!" ich spielte leicht mit dem Glöckchen an meinem Halsband. "Musstest du helfen?" fragte ich sie lächelnd.
Ich hatte aus Langeweile das ganze Haus geputzt, als meine Besitzer nicht da waren.
Ich kramte in meiner Tasche nach bunten Bonbons und schob mir eins zwischen die Lippen. "Auch?" bot ich ihr an.

"Spinnst du Knirps?" fauchte ich sie an und der Schatten um meinem Handgelenk zischte gefährlich, so wie die anderen um mich herum ebenfalls.
Wütend wischte ich mir das rote Zeug aus dem Gesicht und sah sie aus dunklen, funkelnden Augen gefährlich an.
Vielleicht reagierte ich etwas über, aber das war einfach nicht mein Tag und die Kleine hier vor mir war ja wohl mehr als nur dreist.
"Hab mal ein bisschen Respekt!" knurrte ich warnend.
Meine Fledermaus schien dagegen Interesse an ihrem Haushundvieh gefunden zu haben, den sie schwirrt quietsch vergnügt um das Vieh rum und schien es ausgiebig zu betrachten.

"Lach nicht so. Ich komm mir dumm vor." sagte ich und stimmte in sein Lachen ein.
"Das sind typisch Eltern. Umso besser, dass du ihnen zeigst, dass du kein kleines Kind mehr bist, Noah." meinte ich und lächelte, auch, wenn er ein wenig deprimiert schien.
"Ich hab nicht viel erreicht in meinem Leben. Ich bin Schülerin. Und das seit sechzi...äh..sechzehn Jahren. Ich bin viel rumgekommen. Aber erreicht..hab ich nichts. Und na klar geh ich immer meinen Weg. Den Weg von andren zu gehen, ist doch langweilig."